Wer viel mit gebrauchten Uhren arbeitet, dem kommen oft Exemplare in die Hände, bei denen man sich fragen muß, was um alles in der Welt der Vorbesitzer damit wohl angestellt haben muß, damit sie in so einem extremen Zustand geraten konnte.
Im Folgenden sollen ein paar dieser “was ist denn hier passiert??” Exemplare vorgestellt werden:
Stowa Automatic (Osco 1065), Ende 50er Jahre
(ja, wirklich “Osko” mit “K”), dazu noch fehlende Zeiger und ein verbogener Bandanstoß dieses wirklich massiven Gehäuses.
Irgendjemand hat es mit dieser sehr seltenen Uhr wirklich nicht gut gemeint :(
Zum Glück sind solche verunstalteten Zifferblätter noch nicht die Regel, denn eigentlich wäre es durch die Patina ein richtig schönes Blatt gewesen.
Anker 21 Jewels (Intex 1057 CLD), ca. 1960
Wer tut sowas einem so seltenen Werk an?
Den Spuren nach zu urteilen, dürfte dieses Werk mit Hilfe von brachialer Gewalt aus dem Gehäuse entfernt worden sein, in der Regel ist das ein Indiz dafür, daß hier ein Schlachter am Werk was, sprich, jemand, der auf Goldgehäuse scharf ist und den (nicht immer wertlosen!) Rest wie das Werk mit Verachtung straft.
Bei diesem Werk wurden nicht nur Zifferblatt und Grundplatine massivst verbogen, sondern auch die Ankerwelle, sowie die Welle des Kleinbodenrads gebrochen und zudem der Unruhreif verbogen. Interessanterweise haben die beiden Unruhzapfen, die eigentlich sehr empfindlich sind, diese Tortour überlebt. Die Farr-Stoßsicherung konnte hier ihre Wirksamkeit eindrucksvoll unter Beweis stellen.
Timex Quartz Hybrid, 1979
Die Uhr selber sieht auf den ersten Blick gar nicht so extrem übel aus und besitzt noch das Original Edelstahlband, als auch den Tauchring. Beides kommt sehr selten vor!
Etwas stutzig macht einem dann der Glasrand, an dem ein Dreckschleier zu sitzen scheint. Bei näherer Betrachtung jedoch …
… muß man erkennen, daß es hier nicht einfach um “Dreck” handelt, sondern um einen grün-weißlichen, kristallinen, öligen Belag. Erinnert an Rückstände einer gesättigten Salz- oder Zuckerlösung.
Um sicherzustellen, daß es sich nicht um eine Reaktion der Leuchtmasse handelt, wurde ein Test mit einem Geigerzähler durchgeführt, der zum Glück negativ war.
Viel schlimmer sieht es allerdings im Inneren der Uhr aus. Hier hat jemand (und die undefinierbare ölige Masse) ganze Arbeit geleistet, alles ist verschmiert, die Unruhspirale völlig verklebt und verbogen, die weißen Datumsringe haben einen grünlichen Schimmer bekommen und interessanterweise fehlt bei diesem Exemplar sogar der Trimmkondensator des Quarz-Hybrid-Werks!