Beschreibung
Bifora war nicht nur der erste deutsche Hersteller von Automaticwerken, sondern im Jahr 1980 auch einer der letzten.
Das Kaliber Bifora 1160 markiert den Höhepunkt und auch das Ende dieser Werke aus dem Hause Bidlingmaier. Es erschien 1971 und wurde bis 1980 gebaut.
Die 11 1/2 linige Grundplatine verrät bereits, dass es sich um kein “klassisches” Automaticwerk handelt, sondern dass der Automaticmechanismus in das Werk selber integriert ist um Höhe zu sparen.
Noch ganz klassisch ist allerdings das zentrale Minutenrad.
Das übrige Räderwerk ist ebenfalls gewohnter Standard: Das Federhaus treibt das zentrale Minutenrad an, gefolgt vom Kleinbodenrad, einem recht großen Sekundenrad und schließlich dem Ankerrad aus Stahl.
Das Kleinbodenrad ist doppelt ausgeführt, um möglichst flatterfrei die indirekte Zentralsekunde zu bedienen.
Recht unspektakulär ist die Unruhpartie ausgeführt. Die mit 21600 Halbschwingungen zeitgemäß halbschnell arbeitende Ringunruh besitzt drei Speichen und ist in zwei hauseigenen Bishock-Stoßsicherungen gelagert.
Die genaue Frequenz kann leider nur direkt am Rückerzeiger reguliert werden, möglicherweise der besseren Bedienbarkeit wegen besitzt der Spiralschlüssel ein extra Loch für bessere Griffigkeit.
Als Hemmung kommt eine klassische schweizer Palettenankerhemmung zum Einsatz.
Das Kronrad, sowie das Gesperr befinden sich auf der Innenseite der Federhausbrücke. Auf diese Weise kann minimal Bauhöhe eingespart werden.
Das Besondere am Bifora 1160 ist, dass das Räderwerk für die Automatic in das Werk integriert ist, also die Bauhöhe des Werks nicht beeinflusst.
Dass das Automatic-Räderwerk gleich aus drei Klinkenwechslern besteht, ist sehr ungewöhnlich.
Die ersten beiden (vom Rotor aus gesehen) fungieren hierbei als mechanischer Gleichrichter, sorgen also dafür, dass sich das dritte Wechselrad immer in derselben Richtung dreht und über ein weiteres Wechselrad das Sperrrad bedient und das Werk aufzieht.
Das dritte Wechselrad hat den Zweck, das Automaticgetriebe beim Handaufzug auszukuppeln, indem es im Leerlauf läuft.
Das Übertragungsrad vom Rotor zum ersten Wechselrad ist auf einer hohlen Achse gelagert.
Sehr modern ist, dass das Bifora 1160 seinem Rotor ein Kugellager spendierte. Dadurch wurde eine langzeitstabile Lagerung ermöglicht und gleichzeitig durch die recht große Hohlwelle, mit der das Kugellager verschraubt ist, die Gefahr eines Achsenbruchs minimiert.
Moderner, als mit einem Kugellager, konnte eine Automatic seinerzeit nicht gebaut werden.
Das vorliegende Exemplar ist leider unvollständig, was die Zifferblattseite betrifft. Es ist zwar klar, dass ein Kupplungsaufzug verwendet wird, aber wie dieser konstruiert wurde, läßt sich leider nicht sagen.
Der Datumsring wird über einen höchst raffiniert ausgeführten Mechanismus mit einem geführten Schaltfinger weitergeschaltet, vermutlich schlagartig um Mitternacht.
Da auch der Kalendermechanismus unvollständig ist, kann leider keine genauere Auskunft über dessen exakte Funktionsweise, und ob und wenn ja, in welcher Form eine Schnellverstellung möglich ist, gegeben werden.
Schade, dass Bifora mit diesem technisch sehr ausgeklügelten Werk seine Serie an Automatic-Werk-Entwicklungen einstellte, denn wenn man vergleicht, wie enorm sich sie Automatickonstruktionen im Laufe der vorangegangenen knapp 20 Jahre entwickelt haben, hätte man sicherlich noch einige weitere spektakuläre Konstruktionen erwarten dürfen.
Leider kam dann die Quarzkrise und damit das Aus, auch für diesen traditionsreichen Hersteller.
Technische Daten
Hersteller: | Bifora |
Kaliber: | 1160 |
Basiskaliber: | Bifora 116 |
Größe: | 11 1/2''' (gemessen: 25,5mm) |
Halbschwingungen pro Stunde: | 21600 |
Anzahl Steine: | 24 |
Hemmung: | Anker |
Unruh-Ausführungen: |
Nickel-Ringunruh (dreischenklig) |
Stoßsicherung(en): |
Bidlingmaier (Bifora) |
Unruhlagerung / Richtung Spirale: | Uhrzeigersinn |
beweglicher Spiralklötzchenträger: | ja |
Regulierorgan: | Spiralschlüssel |
Werksaufbau: |
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Bauweise: | Massivbau |
Aufzugstyp: | Kupplungsaufzug |
Ausstattung: |
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Produktionszeitraum: | 1971 - 1980 |
Referenzen: |
Flume: K3 N1 1 |
Produktionszeitraum: | 1971-1980 |
Inventarnummer: | 21040 |