China DG38xx?

Beschreibung

China-Werke hatten vor allem in der Vergangenheit einen schlechten Ruf, weil sie oft in billigster Ausführung in gefälschte Uhren eingebaut wurden.

Ein solches Exemplar ist das hier vorliegende Werk, das sich nicht mehr eindeutig bestimmen läßt, aber vermutlich von Mingzhu kommt und der Kaliberfamilie DG38xx zugehörig ist. Mit der Datumsanzeige auf 6 Uhr könnte es auch mit einem Suffix “-6D” versehen und vielleicht in DG3836-D6 sein.

Es besitzt einen Durchmesser von 11 1/2 Linien und erinnert vom Aufbau entfernt an ein Citizen/Miyota 82xx.

Die Grundplatine ist sehr grob gearbeitet, besitzt aber an allen wichtigen Lagerstellen synthetische Rubine, welche aber alle flach sind, und damit kaum Öl halten können.

Die Konstruktion des Räderwerks ist ganz klassisch, man findet hier ein zentrales Minutenrad, welches vom Federhaus direkt angetrieben wird.

Nicht nur das Räderwerk für die Zeitanzeige, sondern auch für die Automatic befindet sich komplett auf der Grundplatine und unter einer einzigen Brücke. Servicefreundlich geht anders…

Der Aufbau des Räderwerks für die Zeitanzeige besteht weiter aus dem Kleinbodenrad, welches gleichzeitig indirekt das Zentralsekundentrieb und direkt das Sekundenrad antreibt, gefolgt vom Ankerrad.

Als Unruh des Palettenankerwerks kommt eine einfache vierschenklige Ringunruh zum Einsatz, die in zwei Stoßsicherungen gelagert ist, die einer Duroswing ähnlich sind.

Mit 21600 Halbschwingungen pro Stunde arbeitet es mittelschnell, die Regulierung erfolgt nur direkt am Spiralschlüssel.

Das Räderwerk der Automatic besteht nur aus zwei Bauteilen, einem Untersetzungsrad und einem Kupplungsrad.

Das Kupplungsrad wird auf der Oberseite vom Rotor angetrieben und nimmt über eine Kupplung die Unterseite und das Trieb mit. In diese Unterseite greift die Sperrklinke ein, so dass ein einseitig arbeitender Automaticmechanismus vorliegt.

Vermutlich ist diese Kupplung einen Klinkenkupplung, genauer läßt sich das leider nicht sagen, ohne das Kupplungsrad zu zerstören.

Der Rotor ist kugelgelagert; unter ihm, auf der Innenseite der Räderwerksbrücke, befindet sich eine Blattfeder, welche das Zentralsekundentrieb bremst und am Flattern und Springen hindern soll.

Zwischen Kronrad und Sperrad befindet sich ein beweglich gelagertes Übertragungsrad, das bei Handaufzug einen Kraftschluss zwischen Krone und Sperrrad erzeugt, und bei automatischem Aufzug die Krone auskuppelt.

Der Rotor ist im Wesentlichen ein einfach ausgestanztes Stück Blech mit einem D-förmigen Ausschnitt für die Rotorachse. Der Außenring ist vernietet.

Der Datumsmechanismus schaltet langsam, läßt sich aber in der mittleren Kronenraste schnell korrigieren. Hierfür ist der, auf dem Foto verschobene, Hebel oberhab des Kupplungsaufzugs verantwortlich.

Der weitere Kalendermechanismus ist auf einer eigenen Platine montiert, die auf der Zifferblattseite geschraubt ist.

Er wird über das Stundenrad angetrieben und besteht aus einer Wochentagsanzeige auf 9 Uhr, einer 24-Stunden-Anzeige auf 6 Uhr (im vorliegenden Beispiel nicht genutzt) und einer Monatsanzeige auf 3 Uhr.

Der gesamte Mechanismus mit seinen Korrektur- und sonstigen Hebeln steht unter Spannung und ist damit kaum wartbar.

Witzig ist die Monatsanzeige auf 3 Uhr, diese springt nämlich nicht am Monatsende weiter (wäre auch nicht möglich, da keine Verbindung zum Datumsring besteht), sondern muss stets mit Hilfe eines Drückers weitergeschaltet werden. Technisch völlig sinnfrei, aber man konnte seinerzeit gut Fakes und Billiguhren mit möglichst vielen Zeigern ausstatten.

Der Kalendermechanismus wird nochmal über eine Metall-Deckplatte abgedeckt, auf welcher Hilfszifferblätter zu sehen sind. Trotz dieser doch recht einzigartigen Ausführung half auch das bei der Identifizierung nicht weiter.

Im Labor

Zeitwaagen-Ergebnis

Die Werte auf der Zeitwaage sind sehr bescheiden und sicher nicht nur darauf zurückzuführen, dass dieses Werk gut und lange getragen wurde.

Technische Daten

Anwendungsgalerie