Beschreibung
Das Ebosa 22, das Anfang der 50er Jahre debutierte, ist ein bemerkenswert gut verarbeitetes schweizer Stiftankerwerk nach Roskopfbauweise, das mit einigen interessanten Details aufwartet.
Nebenbei gehört es zu den wenigen Stiftankerwerken, die auch optisch viel zu bieten haben, denn hier ist das Werk sowohl mit einer Neusilber-Auflage, als auch mit schönen Streifenschliffen versehen.
Wie bei Roskopf-Werken üblich, so überstreicht auch hier das riesige Federhaus die Werkmitte. Hier wurde wirklich der maximal zur Verfügung stehende Platz optimal ausgenutzt, was vor allem der Gangstabilität und der Gangreserve zutrüglich ist.
Die geschickte Anordnung des Räderwerks nutzt den freien Platz dieses noch in Massivbauweise gefertigten Werks mit seinem großen Durchmesser von 11 1/2 Linien sehr gut aus.
Man erkennt hier auch die gut die Roskopf-Bauweise: Es gibt kein zentrales Minutenrad, dafür aber ein Großbodenrad, das vom Federhaus angetrieben wird. Das Minutenrohr selber wird, genauso wie das Stundenrohr, zifferblattseitig über das, mit einer Reibungskupplung versehene, auf dem Federhaus befindliche, Wechselrad angetrieben.
Beim Ebosa 22 sind alle Lager mit Lagersteinen versehen, was die Reibung und Abnutzung stark vermindert und zu längerer Laufdauer und größerer Ganggenauigkeit führt.
Ein sehr interessantes Detail ist die Justierungsvorrichtung des Ankerradlagers. In den 50er Jahren war soetwas eigentlich längst Geschichte, war es doch mehr als billige Möglichkeit gedacht, die Eingrifftiefe der Ankerstifte in das Ankerrad zu justieren, allerdings mit dem Nachteil, daß die Achse des Ankerrads unter Umständen nicht mehr senkrecht zu den Lagern verlief, was sich wiederum negativ auf den Verschleiß der Zapfen auswirken konnte. Bei den, Ende des 19. Jahrhunderts gefertigen billigen Roskopfwerken war es noch nötig, um zumindest ansatzweise brauchbare Gangwerte zu ermöglichen
Wieso Ebosa hier diese antiquierte Technologie wieder ausgegraben und zum Einsatz gebracht hat, ist unklar - kurios ist sie aber allemal!
Ein weiteres witziges Detail betrifft die “Schrauben"unruh, die überraschend klein ist, in nicht stoßsichernden Lagern läuft, mit roskopf-unüblichen 18000 Halbschwingungen pro Stunde läuft und deren Regulierorgan sogar einen langen Rückerzeiger besitzt: Die Schrauben stehen deswegen in Anführungszeichen, weil es in Wirklichkeit gar keine Schrauben an dieser Unruh gibt, sondern nur angedeutete Halbkreise, die dem unbedarften Betrachter Schrauben vorgaukeln sollten.
Die Unterseite lüftet den Schleier: Nichts mit Schrauben! Aber nett schaut es natürlich schon aus…
Zifferblattseitig sieht man den für ein Stiftankerwerk sehr hochwertig ausgeführten Kupplungsaufzug, hier sogar noch mit einer echten Winkelhebelfeder versehen!
Auf “12” erkennt man, wie das Stundenrad im direkten Eingriff mit dem Wechselrad auf dem Federhaus steht. Typisch Roskopf.
Technische Daten
Hersteller: | Ebosa |
Kaliber: | 22 |
Größe: | 11 1/2''' (gemessen: 25,3mm) |
Halbschwingungen pro Stunde: | 18000 |
Anzahl Steine: | 15 |
Hemmung: | Stiftanker |
Unruh-Ausführungen: |
Nickel-Schraubenunruh |
Stoßsicherung(en): |
keine |
Unruhlagerung / Richtung Spirale: | Gegenuhrzeigersinn |
beweglicher Spiralklötzchenträger: | nein |
Regulierorgan: | Rückerzeiger mit langem Arm |
Werksaufbau: |
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Bauweise: | Massivbau |
Aufzugstyp: | Kupplungsaufzug |
Winkelhebelfeder: | 2 Loch/Löcher |
Ausstattung: |
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Referenzen: |
Flume: 1952 23 |