Beschreibung
Das Förster 212 ist Teil der letzten Werksserie in Herrenuhrengröße von Förster, die 1969 debutierte. Es wurde seinerzeit sogar als flachstes deutsches Rohwerk angepriesen und kann mit einigen, damals sehr modernen, Konstruktionsmerkmalen aufwarten.
Sein Durchmesser beträgt 11 1/2 Linien, die Gesamthöhe nur 3,5mm.
Die leere Grundplatine läßt schon einige Besonderheiten erkennen: Das Federhaus reicht fast bis zur Werksmitte, und es gibt kein zentrales Minutenrad mehr, sondern das Zeigerwerk wird über das Grossbodenrad (hier bei 8 Uhr, nahe der Werksmitte) angetrieben.
Da in diesem Fall die Zeigerreibung am Grossbodenrad passiert, hat sich dies im Laufe der Zeit als Achillisferse dieser Werksfamilie herausgestellt, weil die Reibung im Laufe der Zeit, insbesondere, wenn die Zeit häufig korrigiert wird, nachläßt, und es oft passiert, dass trotz laufendem Werk, die Zeitanzeige stehenbleibt.
Natürlich sind alle Lager mit Steinen ausgestattet, ausser dem zifferblattseitigen Lager der direkten Zentralsekunde.
Der Kraftfluss des Räderwerks beginnt mit dem Federhaus, gefolgt vom Grossbodenrad, Kleinbodenrad, Zentralsekundenrad und schliesslich dem Stahl-Ankerrad.
Das Förster 212 nutzt eine moderne dreischenklige Ringunruh, die mit damals noch zeittypischen 21600 Halbschwingungen pro Stunde arbeitet und ein schweizer Palettenankerwerk reguliert.
Sie ist stoßgesichert (in diesem Fall in zwei KIF Trior-Lagern) und die wirksame Länge der Unruhspirale, die die Unruhfrequenz festlegt wird mit Hilfe eines langen Spiralschlüssels justiert.
In der Vergrößerung des Großbodenrads erkennt man das Doppeltrieb, dessen untere Verzahnung mit einer Rutschkupplung versehen ist und das Zeigerwerk antreibt.
Genau diese Rutschkupplung ist es, die mit der Zeit ihre Reibung verliert und das Zeigerwerk nicht mehr bewegen kann. Sie zu verengen ist äußerst schwierig.
Vermutlich um Bauhöhe zu sparen, befindet sich das aufgenietete Kronrad auf der Innenseite der Räderwerksbrücke. Es folgen zwei Übertragungsräder auf das Sperrrad des Federhaus, wobei das Gesperr schon auf das zweite Übertragungsrad einwirkt und nicht erst auf das Federhaus.
Eine der Besonderheiten des Förster 212 ist seine Datumsschaltung, die durch eine ganze Reihe von (in der Regel sehr gut flugfähigen) Federn alles andere als einfach zu zerlegen ist, daher wurde hier auch darauf verzichtet.
Die Datumsschaltung arbeitet schlagartig, d.h. Punkt Mitternacht springt das Datum um, es gibt keinen länger sichtbaren Datumswechsel. Zur Korrektur des Datums kann entweder die Zeit ein paar Stunden vor- und zurückgedreht werden (schlecht für die Reibung des Großbodenrads), oder man zieht die Aufzugswelle über die Stellposition hinaus, dann sollte das Datum um einen Tag weiterspringen. Dem hier gezeigten Exemplar fehlt allerdings dieser Mechanismus, der auch einen Datumsring mit anders geformten Zähnen voraussetzt.
Das Mitnehmerrad bei 9 Uhr spannt über den Tag hinweg den Spannschieber und dessen Feder. Zwischen 9 und 11 Uhr ist er zu erkennnen. Um Mitternacht kann sich die Spannung schlagartig entladen und der Datumsring wird um eine Stelle im Gegenuhrzeigersinn weitergeschaltet.
Wie man unschwer erkennt, ist das Förster 212 eine sehr moderne Konstruktion, leider nicht ganz ohne Fehler und auch nicht übermäßig servicefreundlich. Ein Werk, das in keiner Sammlung fehlen sollte!
Im Labor
Zeitwaagen-Ergebnis
Obwohl nur ein laienhafter Service durchgeführt wurde, können sich die Werte auf der Zeitwaage sehen lassen. Mit nur 19 Sekunden maximaler Lagenabweichung zeigt es eindrucksvoll seine konstruktive Qualität!horizontale Lagen | |||
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Zifferblatt oben | -11 s/Tag | 298° | 0.1ms |
Zifferblatt unten | +1 s/Tag | 283° | 0.0ms |
vertikale Lagen | |||
Krone rechts (12 oben) | -26 s/Tag | 265° | 0.3ms |
Krone oben (3 oben) | -30 s/Tag | 260° | 0.0ms |
Krone links (6 oben) | -24 s/Tag | 255° | 0.0ms |
Krone unten (9 oben) | -7 s/Tag | 272° | 0.4ms |
Technische Daten
Hersteller: | Förster |
Kaliber: | 212 |
Größe: | 11 1/2''' (gemessen: 25,6mm) |
Halbschwingungen pro Stunde: | 21600 |
Anzahl Steine: | 17 |
Hemmung: | Anker |
Unruh-Ausführungen: |
Nickel-Schraubenunruh |
Stoßsicherung(en): |
KIF Trior |
Unruhlagerung / Richtung Spirale: | Uhrzeigersinn |
beweglicher Spiralklötzchenträger: | ja |
Regulierorgan: | Spiralschlüssel |
Werksaufbau: |
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Bauweise: | Massivbau |
Aufzugstyp: | Kupplungsaufzug |
Winkelhebelfeder: | 2 Loch/Löcher |
Ausstattung: |
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Referenzen: |
Flume: K3 - |
Erwähnung in Artikeln (Jahre): | 1969 |
Inventarnummer: | 18021 |