Beschreibung
Einer der fleißigsten deutschen Hersteller nach dem Krieg war Otero, Otto Epple aus Gegend um Pforzheim. Otero-Werke waren vor allem in den 1950er Jahren in sehr vielen Mittelklasse-Uhren zu finden. Eines der vergleichsweise seltenen Werke von Otero ist das hier vorgestellte 10 1/2 linige Kaliber Otero 28, ein gut verarbeitetes Palettenankerwerk, dem es von der Ausstattung wie von der Verarbeitung an nichts fehlt.
Der Blick auf die Grundplatine verrät, daß sich das Gesperr auf der Zifferblattseite befindet, seine Ausführung ist aber mit echter Sperrklinke tadellos, und es kann sogar über den Schlitz bei 1 Uhr die Sperrklinke so geöffnet werden, daß das Federhaus kontrolliert entspannt werden kann.
Alle wichtigen Lager, bis auf Minutenrad- und Federhauslager sind mit Steinen ausgestattet, die ein wenig größer, als sonst üblich sind. Auf der Räderwerksbrücke sind sogar das Minutenrad mit Lagerstein und das Ankerrad mit Deckstein ausgestattet, womit man auf die in den 50er Jahren noch nicht unbedingt üblich hohe Zahl von 17 Steinen kam.
Etwas unüblich für ein Palettenankerwerk ist, daß die Räderwerksbrücke auch das Federhauslager besitzt, so daß in Summe fünf Lager vorhanden sind - normal sind drei bis maximal vier. Das Federhaus ist allerdings separat entnehmbar, durch Lösen seiner verschraubten Achse. Diese Lagerung des Federhauses ist typisch für Werke mit Wippenaufzug und auch für preiswerte (Stiftanker-)Werke.
Das Räderwerk mit seinen recht großen Rädern ist zeitgemäß ausgeführt: Das Federhaus treibt das zentrale Minutenrad direkt an, gefolgt von Kleinboden- und Sekundenrad (auf dessen Achse zifferblattseitig der dezentrale Sekundenzeiger sitzt). Abschließend folgt das Ankerrad aus Stahl.
Die recht große Bauhöhe des Werks in schweizer Palettenanker-Bauweise wird in der Seitenansicht sichtbar, ebenso der Stift der Sperrklinke (siehe oben).
Das Otero 28 verwendet eine zweischenklige Schraubenunruh, die mit 18000 Halbschwingungen pro Stunde schlägt und in zwei Monorex-Stoßsicherungen gelagert ist. Als Regulierorgan kommt ein langer Rückerzeiger zur Anwendung. Recht viel besser kann man es eigentlich kaum machen.
Auf der Zifferblattseite fällt neben dem Wippenaufzug und dem sehr ordentlich ausgeführten Gesperr auf, daß das Sekundenrad bei 6 Uhr ungewöhnlich groß ist, fast wie bei einem Stiftankerwerk. Technisch ist das nicht unbedingt von Nachteil, wenn die einzelnen Räder etwas gröber ausgeführt sind, im Gegenteil, sie werden dadurch weniger empfindlich gegen Staub und andere Fremdkörper, die im Laufe der Zeit ins Werk eindringen.
Im Labor
Zeitwaagen-Ergebnis
Natürlich sind die Werte auf der Zeitwaage für ein unrevisioniertes Exemplar mit jahrzehntelanger Laufzeit nicht ideal, vor allem der hohe Abfallfehler und die zumeist recht niedrige Amplitude stechen ins Auge. Bei einer Revision, evtl. mit neuer Unruhwelle, könnten sich die Werte deutlich besser, aber natürlich ist dieses Werk kein First-Class-Werk, Chronometergenauigkeit darf man hier nicht erwarten.horizontale Lagen | |||
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Zifferblatt oben | 0 s/Tag | 237° | 5.6ms |
Zifferblatt unten | 0 s/Tag | 285° | 4.4ms |
vertikale Lagen | |||
Krone rechts (12 oben) | -74 s/Tag | 227° | 6.2ms |
Krone oben (3 oben) | -99 s/Tag | 227° | 6.8ms |
Krone links (6 oben) | -143 s/Tag | 200° | 6.7ms |
Krone unten (9 oben) | -126 s/Tag | 223° | 5.8ms |
Technische Daten
Hersteller: | Otero |
Kaliber: | 28 |
Größe: | 10 1/2''' (gemessen: 23,3mm) |
Halbschwingungen pro Stunde: | 18000 |
Anzahl Steine: | 17 |
Hemmung: | Anker |
Unruh-Ausführungen: |
Nickel-Schraubenunruh |
Stoßsicherung(en): |
Monorex |
Unruhlagerung / Richtung Spirale: | Uhrzeigersinn |
beweglicher Spiralklötzchenträger: | nein |
Regulierorgan: | Rückerzeiger mit langem Arm |
Werksaufbau: |
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Bauweise: | Massivbau |
Aufzugstyp: | Wippenaufzug |
Winkelhebelfeder: | 1 Loch/Löcher |
Ausstattung: |
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Referenzen: |
Flume: 1957 35 |
Inventarnummer: | 17048 |