Ronda 9018

 
Ronda 9018 | Das Uhrwerksarchiv

Ronda 9018

Beschreibung

Vermutlich aus den späten 70er Jahren stammt eines der letzten und besten Stiftanker-Automaticwerke, das Kaliber Ronda 9018 aus Lausen in der Schweiz. Wenn man es sieht, würde man nicht darauf kommen, daß es sich “nur” um ein preiswerteres Stiftankerwerk handelt, es könnte ohne weiteres auch als reinrassiges “besseres” Ankerwerk durchgehen.

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Mit einem Durchmesser von nur 8 3/4 Linien, also weniger als 20mm, gehört es nicht nur zu den wenigen Stiftankerwerken mit ein Durchmesser von weniger als 10 1/2 Linien, sondern ist zudem zusammen mit einem EB-Kaliber das kleinste Stiftanker-Automaticwerk, das es seinerzeit gab.

Ronda 9018: Grundplatine

Grundplatine

Schon die Grundplatine ist ein Augenschmaus, da man erkennt, daß das Werk eine Massiv- und keine Pfeiler-Konstruktion ist, und da alle Lager, mit Ausnahme von Federhaus und Sekundenzeigerlager mit Rubinen ausgestattet sind.

Ronda 9018: Räderwerk

Räderwerk

Der Räderwerksaufbau ist sehr modern, mit direkt geführter Zentralsekunde und zifferblattseitig indirekt angetriebener Minuterie. Die vier Werksräder sind dabei unter einer Brücke gelagert, in welche die runden Lagersteine in viereckige(!) Aussparungen gepreßt wurden. Vielleicht nicht die allerschönste Lösung, aber rationell und kostensparend war es allemal.

Die in zwei Stoßsicherungslagern (dreischenklig) gelagerte Ringunruh schlägt mit zeitgemäßen 21600 Halbschwingungen pro Stunde.

Ronda 9018: Seitenansicht des Räderwerks

Seitenansicht des Räderwerks

Der Räderwerksaufbau läßt keine Zweifel auf, daß dieses Werk auch für eine Palettenankerhemmung tauglich wäre, und eine solche Version gab es tatsächlich, das wäre dann das Ronda 9038 gewesen.

Ronda 9018: Ronda 9018 ohne Automatic

Ronda 9018 ohne Automatic

Der direkte Verwandte dieses Werks ist das Ronda 9015, dieselbe Ausführung, nur mit Handaufzug.

Ronda 9018: Automaticmechanismus

Automaticmechanismus

Der Automaticmechanismus besteht aus zwei großen Untersetzungsrädern, von denen das im Kraftfluß erste mit einer Sperrklinke gegen Zurückdrehen gesichert ist. Außerdem ist ein fliegend gelagertes Wechselrad im Eingriff mit dem Rotor, das dafür sorgt, daß bei Rotordrehung im Gegenuhrzeigersinn der Kraftfluß zum Federhausgesperr erfolgt, im Uhrzeigersinn und bei Handaufzug der Rotor dafür frei drehen kann und entkoppelt ist. Ergo ein einseitiger Aufzug.

Ronda 9018: geschlossener Automaticmechanismus

geschlossener Automaticmechanismus

Der Rotor ist achsengelagert und wird über einen Schieber bei 6 Uhr, der von der darüberliegenden großen Schraube fixiert wird, im Lager gehalten.

Ronda 9018: Ziffernblattseite ohne Datumsmechanismus

Ziffernblattseite ohne Datumsmechanismus

Auf der Zifferblattseite erkennt man neben dem Kupplungsaufzug das Federhaus mit nach oben nicht abgedeckter Feder, dessen äußere Verzahnung das Minutenrohr (und über dieses auch das Wechselrad bei 3:30 Uhr) antreibt. Diese Verzahnung ist mit einer Rutschkupplung versehen.

Ronda 9018: Datumsmechanismus

Datumsmechanismus

Das Ronda 9018 besitzt einen sehr ungewöhnlichen aber effizienten Datumsmechanismus. Mittels eines großen Schaltrades bei 9:30 Uhr, der vom Stundenrad angetrieben und 2:1 übersetzt ist, wird das Datumsrad durch einen minimal längeren Finger im Gegenuhrzeigersinn geschaltet. Wird die Uhrzeit rückwärts gestellt, so greift ein kleiner Schaltstern bei 11:30 Uhr ein und schaltet das Datum ständig weiter. Damit sich beim Rückwärtsdrehen der Zeit die beiden Schalträder nicht in ihrer Funktion behindern, besitzt das große Schaltrad einen federnd gelagerten Finger:

Ronda 9018: Schaltrad mit federnd gelagertem Finger

Schaltrad mit federnd gelagertem Finger

Ein nettes Detail bei diesem Werk ist, daß drei der vier verbauten Blattfedern mit der jeweiligen Deckplatte vernietet und somit gegen unbeabsichtigten Fortflug gesichert sind. Nachteilig wirkt sich das erst dann aus, wenn eine dieser Federn bricht…

Ronda 9018: Ronda 9018 Zifferblattseite

Ronda 9018 Zifferblattseite

Im Labor

Das vorliegende Exemplar hatte einen gelösten Rotor, bei dem sich der äußere, nur gesteckte Ring von der Rotorplatte gelöst hatte. Dem Sprung im Glas nach zu urteilen, müßte dies durch einen heftigen Schlag passiert sein.

In der Werkstatt wurde nicht nur der Rotor wieder zusammengesteckt, sondern auch ein Komplettservice durchgeführt, incl Regulierung auf der Zeitwaage. Die gemessenen Werte können sich hierbei mit einer Ausnahme (mehr dazu später) absolut sehen lassen:

Für ein Stiftankerwerk sind dieses Werte exzellent, mehr geht wirklich fast nicht. Einzig der Außreißer liegend bei "Zifferblatt oben" trübt ein wenig das Bild, er ist die Folge des heftigen Schlags, der auch der Unruh einen merklichen und sichtbaren Höhenschlag brachte.

Zeitwaagen-Ergebnis



horizontale Lagen
Zifferblatt oben +46 s/Tag 287° 0.1ms
Zifferblatt unten +11 s/Tag 237° 0.1ms
vertikale Lagen
Krone rechts (12 oben) +9 s/Tag 257° 0.5ms
Krone oben (3 oben) +11 s/Tag 237° 0.1ms
Krone links (6 oben) +17 s/Tag 254° 0.2ms
Krone unten (9 oben) -1 s/Tag 256° 0.3ms

Technische Daten

Hersteller:Ronda
Kaliber:9018
Größe:8 3/4''' (gemessen: 19,3mm)
Halbschwingungen pro Stunde:21600
Hebewinkel:52°
Anzahl Steine:17
Hemmung:Stiftanker
Unruh-Ausführungen: Ringunruh
Stoßsicherung(en): ?
Unruhlagerung / Richtung Spirale:Gegenuhrzeigersinn
beweglicher Spiralklötzchenträger:ja
Regulierorgan:Spiralschlüssel
Werksaufbau:
  • Anker
  • Ankerrad (Hemmungsrad), Sekundenrad, Kleinbodenrad, Großbodenrad
  • Federhaus
Bauweise:Massivbau
Aufzugstyp:Kupplungsaufzug
Winkelhebelfeder:3 Loch/Löcher
Ausstattung:
  • SCD (direkte Zentralsekunde)
  • AUT (Automatikaufzug)
  • QG (Datum (Fenster))
  • RDR (Datumskorrektur)

Anwendungsgalerie

Ronda 9018: Sindaco Damenuhr

Sindaco Damenuhr