Beschreibung
Karl Rexer, der Pforzheimer Generalimporteur für DDR-Uhren wollte um 1970 einen billigen Möchtegern-Chronographen in sein Programm mit aufnehmen. Dieser sollte ursprünglich gar keine echte Stoppfunktion besitzen, sondern wie bei anderen Fake-Chronographen nur das Werk anhalten und wieder starten
Die Ingenieure der UMF in Ruhla, die hierfür die Werke liefern sollten, wollten diesen “Fake” nicht mitmachen und konstruierten so auf die Schnelle eine einfache, aber funktionale Version eines Chronographen, das Kaliber UMF 24-35.
Als Basiskaliber fungierte das bereits hochgradig automatisiert gefertigte, steinlose Kaliber 24, ein 10 1/2 liniges Stiftankerwerk in Pfeilerbauweise, das konstruktiv bis in die 1930er Jahre zurückreicht.
Entsprechend konventionell ist auch der Räderwerksaufbau mit direkt angetriebenem Minutenrad, Kleinbodenrad, dezentralem Sekundenrad auf 6 Uhr und Ankerrad.
Die werksseitige Achse des Kleinbodenrads ist verlängert, sie dient zum Antrieb der indirekten Zentralsekunde, dessen Trieb hier mit einem Herzscheibe zur Nullstellung ausgestattet ist.
Auf besagter Achse des Kleinbodenrads befindet sich das Mitnehmerrad, welches in das Zentralsekundentrieb eingreift. Die Konstruktion ist im Prinzip dieselbe wie beim UMF 24-32, allerdings ist das Mitnehmerrad hier nicht steif, sondern mit einer Rutschkupplung versehen.
Die Rutschkupplung, die sich auf der Achsenhülse befindet, überträgt mir ihren drei federnden Armen die Kraft auf den beweglichen Zahnkranz, welcher wiederum in das Zentralsekundentrieb eintreift.
Beim UMF 24-35 kann nun mit Hilfe eines Hebels (in Versionen A und B aus Metall, später aus Plastik) den Zahnkranz anhalten, und damit auch die Zentralsekunde stoppen.
Damit nun aber nicht das ganze Uhrwerk blockiert wird, kommt die Rutschkupplung ins Spiel, welche sich mit etwas Widerstand auf der Achse weiterdreht, aber nicht genug Kraft aufbringen kann, um diese auf den Zahnkranz zu übertragen.
Das ganze Spiel geht auch nur so lange, bis der Stopphebel wieder losgelassen wird, und die Kraft von der Achse auf den Zahnkranz übertragen werden kann.
Dieser Mechanismus wurde sogar zumindest in den USA und in der Schweiz patentiert.
Als Unruh kommt wie gewohnt die dreischenklige, schraubenlose Ringunruh mit Körnerlagerung (daher auch keine Stoßsicherung notwendig) zum Einsatz. Sie arbeitet mit 18000 Halbschwingungen pro Stunde, die mehr oder weniger effektiv am Spiralschlüssel justiert werden können und reguliert ein Stiftankerwerk.
Der Chronographenmechanismus besteht nur aus wenigen Bauteilen die mit wenig Aufwand auf die Räderwerksbrücke in ihre entsprechenden Aussparungen gesteckt werden können.
Noch billiger wird man wohl keinen Chronographenmechanismus umsetzen können.
Zifferblattseitig gibt es beim UMF 24-35 keinerlei Besonderheiten, mit der Ausnahme, dass dieses Werk eigentlich zwei Sekundenanzeigen hat, einmal auf 6 Uhr, und einmal die Zentralsekunde, die, wie gesagt, kurzzeitig zu Stopp-Zwecken angehalten und/oder auf 0 zurückgesetzt werden kann, letzteres sogar im laufenden Betrieb, auch “Flyback” genannt.
Im Labor
Zeitwaagen-Ergebnis
Wie leider bei Kaliber 24 so oft, sind auch hier die Gangwerte sehr bescheiden und lassen sich auch nicht verbessern. Die zahlreichen Uhrmacherzeichen im Boden des “Ruhla Chronograf” sprechen ebenfalls eine deutliche Sprache.Mit angehaltener Stoppfunktion bricht die Amplitude nochmal um etwa 60° ein.
horizontale Lagen | |||
---|---|---|---|
Zifferblatt oben | -200 s/Tag | 152° | 0.5ms |
Zifferblatt unten | +-0 s/Tag | 240° | 0.7ms |
vertikale Lagen | |||
Krone rechts (12 oben) | > +500 s/Tag | 140° | 0.8ms |
Krone oben (3 oben) | > +400 s/Tag | 177° | 1.5ms |
Krone links (6 oben) | -10 s/Tag | 206° | 0.4ms |
Krone unten (9 oben) | +30 s/Tag | 131° | 2.1ms |
Technische Daten
Hersteller: | UMF |
Kaliber: | 24-35 |
Basiskaliber: | UMF 24-30 |
Größe: | 10 1/2''' |
Halbschwingungen pro Stunde: | 18000 |
Hebewinkel: | 60° |
Hemmung: | Stiftanker |
Unruh-Ausführungen: |
Nickel-Ringunruh |
Stoßsicherung(en): |
keine |
Unruhlagerung / Richtung Spirale: | Uhrzeigersinn |
beweglicher Spiralklötzchenträger: | nein |
Regulierorgan: | Spiralschlüssel |
Werksaufbau: |
|
Bauweise: | Pfeilerbauweise |
Aufzugstyp: | Wippenaufzug |
Ausstattung: |
|
Produktionszeitraum: | 1970 - 1978 |
Referenzen: |
Flume: K3 66 |
Inventarnummer: | 18018 |