Beschreibung
Das Zaria 2016 ist das einzige Automaticwerk der Uhrenfabrik Penza. Es ist von mittlerer Größe (8 3/4 Linien) und kam Mitte der 70er Jahre auf den Markt.
Im Vergleich zu anderen russischen Automaticwerken ist es deutlich seltener anzutreffen.
Video on YouTubeDer Aufbau dieses Werks ist, wie man im weiteren Verlauf sehen wird, deutlich aufwändiger, als bei allen vergleichbaren Werken, egal, aus welchem Land.
Eine erste Besonderheit dieses Werks ist der Durchmesser des Rotors. Er ist deutlich größer, als der Werksdurchmesser und erzwingt dadurch einen Werkhalterring, wodurch das Zaria 2016 nominell einen Mindestdurchmesser von 10 Linien (22,5mm) besitzt, was für Damenuhren damals eigentlich zu viel war.
Der Rotor ist achsengelagert und durch ein verschraubtes Halteplättchen an der Achse fixiert.
Der Automaticmechanismus ist als komplette Einheit auf das Basiswerk Zaria 2009 aufgesetzt.
Sämtliche Räder sind steingelagert. Es werden zwei Klinkenwechsler, sowie zwei Reduktionsräder verwendet. Das letzte Reduktionsrad greift hierbei in das obere Sperrrad ein.
Die Klinkenwechsler ermöglichen den beidseitigen Aufzug, in dem sich immer eines der beiden Räder im Freilauf befindet. Weil beide Triebe in das erste Reduktionsrad eingreifen, kann sich der Rotor in beiden Richtungen bewegen, das Reduktionsrad dagegen wird stets nur in eine Richtung gedreht.
Das doppelte Sperrrad sitzt auf dem Federhauskern und steht oben mit dem Reduktionsrad in Verbindung. Wenn es gedreht wird, sorgt eine Klinke im Inneren dafür, daß sich auch das untere Sperrrad entsprechend dreht.
Wird dagegen das Werk per Hand aufgezogen, also lediglich das untere Sperrrad gedreht, so wird das obere Sperrrad durch einen Freilauf abgekuppelt. Der Automaticmechanismus wird also bei Handaufzug bestmöglich gegen vorschnellen Verschleiß geschont.
Ohne die, mit drei Schrauben befestigte Automaticplatine, erkennt man bereits das aufwändige Basiswerk, das bereits in der obersten Ebene fünf(!) Achsen besitzt.
Die dreischenklinge Glucydur-Ringunruh ist in zwei hauseigenen Stoßsicherungen (deren dreischenklige Lagerfedern hervorragenden Flugeigenschaften besitzen) gelagert und schlägt mit gemächlichen 18000 Halbschwingungen pro Sekunde.
Natürlich ist der Spiralklötzchenträger dieses modernen Werks beweglich gelagert; die effektive Länge der Unruhspirale wird über den Rückerzeiger, an dessen brückenseitigen Ende ein winziger Skalenzeiger angedeutet ist, festgestellt.
Ankerrad und Sekundenrad sind unter der ersten Brücke, Kleinbodenrad, Großbodenrad und Zentralsekundentrieb unter der zweiten Brücke gelagert.
Ungewöhnlich ist, daß sich der Anker weder unter einem Kloben, noch unter einer Brücke befindet, sondern unter einem 360°-Käfig, der möglicherweise die vertikale Luft der Unruh bei Stößen begrenzt.
Ein ebenfalls unübliches Detail sind die beiden Kronräder. Normale Uhrwerke besitzen lediglich ein Kronrad, das auf das Sperrrad einwirkt.
Links neben dem Ankerlager (bei 3:30) erkennt man einen Lagerstein mit großem Loch. In ihm ist - man höre und staune - das Datumsrad gelagert.
Hier die vollständige Getriebekette in ihrer ganzen Pracht:
Vom Federhaus geht’s zum ersten Wechselrad (ohne Trieb!), dann zum Großbodenrad (mit Minutenrohr), das zifferblattseitig das Zeigerwerk antreibt, dann zum doppelten Kleinbodenrad, welches die indirekte Zentralsekunde antreibt (doppelt ausgeführt, um ein “Springen” der Zentralsekunde zu vermeiden), dann zum Sekundenrad und schlußendlich zum Ankerrad.
Klingt aufwändig - ist es auch. Sehr aufwändig sogar!
Das einzige nicht mit Steinen ausgestattete Lager ist das Federhaus.
Auf der Zifferblattseite erkennt man den Kupplungsaufzug und das Minutenrohr (bei 4 Uhr), welches über ein Wechselrad (hier noch nicht zu sehen, bei 5 Uhr) gleichzeitig Minuten- und Stundenzeiger antreibt.
Diese indirekte Antriebsart wurde vor allem von ETA-Werken seit den 50er Jahren perfektioniert und ist eigentlich auch heute noch Stand der Technik, vor allem auch, da sie besonders flache Werke ermöglicht.
Das Stundenrohr wirkt auf das (nur!) werksseitig steingelagerte Datumsrad ein. Wieso ein Rad, das gerademal alle 24 Stunden eine Umdrehung durchführt überhaupt ein Steinlager besitzt, ist zumindest physikalisch nicht zu rechtfertigen.
Natürlich besitzen auch die beiden Federn des Datumsmechanismus exzellente Flugeigenschaften. Ihr eigentlicher Zweck ist allerdings, dafür zu sorgen, daß der Datumsring stets definiert springt.
Das Datum springt schlagartig um Mitternacht eine Stelle weiter, wenn der Datumshebel, der vom Datumsrad ganz nach oben gespannt wurde, sich schlagartig entlädt.
Eine Halbschnellverstellung des Datums durch Vor- und Zurückdrehen der Uhrzeit um wenige Stunden ist ebenfalls möglich.
Wie die Automatikkadratur, so ist auch der Datumsmechanismus als komplette Funktionseinheit auf das Basiswerk Zaria 2009 aufgesetzt.
Technische Daten
Hersteller: | Zaria |
Kaliber: | 2016 |
Größe: | 8 3/4''' (gemessen: 19,8mm) |
Halbschwingungen pro Stunde: | 18000 |
Hebewinkel: | 44.3° |
Anzahl Steine: | 30 |
Hemmung: | Anker |
Unruh-Ausführungen: |
Glucydur-Ringunruh |
Stoßsicherung(en): |
3-schenklig russisch |
Unruhlagerung / Richtung Spirale: | Uhrzeigersinn |
beweglicher Spiralklötzchenträger: | ja |
Regulierorgan: | Spiralschlüssel |
Werksaufbau: |
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Bauweise: | Massivbau |
Aufzugstyp: | Kupplungsaufzug |
Winkelhebelfeder: | 3 Loch/Löcher |
Ausstattung: |
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Produktionszeitraum: | 197x |
Erwähnung in Artikeln (Jahre): | 1983 |