(von Sigrid Schmiedel-Köster)
Die hier vorliegende Junghans Damenuhr ist eine sehr persönliche Spende von Sigrid Schmiedel-Köster. Sie gehörte ihrer Mutter und wurde von dieser jahrelang getragen, wie man sehr schön auf dem folgenden Foto erkennen kann:
In dieser Uhr wurde das Junghans Kaliber J 99/1 verbaut, ein Werk, das Anfang/Mitte der 50er Jahre durchaus zu den besseren Werken aus deutscher Produktion zu zählen ist. Es besitzt 15 Lagersteine, eine beidseitige Unruh-Stoßsicherung aus dem Hause Junghans, sowie eine Ankerhemmung schweizer Bauart. Die Tatsache, daß diese Uhr auch heute noch einwandfrei läuft, obwohl sie lange Zeit getragen wurde (wovon nicht nur das mittlerweile teilweise verblichene Zifferblatt zeugt), beweist die Qualität des Uhrwerks.
Leider wurde sie unlängst durch eine sehr grobe und sehr laienhafte Armband"reparatur" eines “Uhrmachers” stark in Mitleidenschaft gezogen. Er ruinierte nicht nur das das original Armband, sondern feilte in geradezu unglaublich roher Art und Weise die halbe Ambandbefestigung ab, so daß darunter der rohe Stahl sichtbar war (die Uhr ist eigentlich mit einer Goldhaube überzogen!) und sogar die Stabilität der Befestigung stark litt. Und nicht nur das - das Abraspeln geschah nicht mal symmetrisch, sondern auf einer Seite wurde wesentlich mehr Material abgetragen, als auf der anderen Seite!
Kein Wunder, daß dies den Besitzerinnen die Freude an dieser Uhr gründlich verdarb.
Aber abgesehen von dieser Beschädigung ist diese Uhr ein sehr schöner zeitgenössischer Vertreter der fünfziger Jahre, einer Zeit, als Uhren noch kein reiner Modeschmuck waren, sondern präzise Meßinstrumente, die zudem auch noch über Jahre und Jahrzehnte hinweg modisch tragbar sein mußten. Dieses Uhrendesign mit seinen langgezogenen mittigen Bandanstößen kam ursprünglich aus den 40er Jahren aus den USA und wurde nach dem Krieg auch bei uns absolut populär, so daß bis in die frühen 60er Jahre hinein die meisten Damenuhren so oder so ähnlich aussahen.