Beschreibung
Das 12 1/4 linige (27,8 mm Durchmesser) Pfeilerwerk nach Glashütter Bauart ist leider nicht zu identifizieren, die Ausführung und die Schriftart der Seriennummer (11514) lassen aber Dürrstein und / oder Union Glashütte sehr wahrscheinlich erscheinen.
Die hochwertige Ausführung erkennt man auch daran, dass alle Lager mit Steinen versehen sind.
Ein wichtiges Detail ist das Loch in der Grundplatine links neben dem Anker-Lager: Wie bei Uhren aus Glashütte üblich, wird hier mittels eines am Anker befestigten Dorns die Auslenkung des Ankers reglementiert.
Das sehr aufwändig ausgeführte Ankerrad besteht aus einer Gold-Legierung.
Ganz typisch für Glashütte ist die Ausführung des Ankers, der ebenfalls aus einer Gold-Legierung besteht: Links (durch Korrosion mit Grünspan belegt) sieht man den Dorn des Ankers, durch den die maximale Auslenkung begrenzt wird.
Ansonsten sieht er, wenn man nicht genauer hinsieht, so aus, als bestünde er nur aus Metall. Aber…
… der Trick sind die bündig in das Metall eingelassenen und damit verdeckten Ankerpaletten aus transparentem Edelstein, vermutlich Saphir.
Und man erkennt hier nochmals sehr schön den Begrenzungsdorn.
Das Federhaus bietet eine Malteserstellung, für welche hier das zweite Rad fehlt. Ob es immer fehlte, oder ob eines der Fehlteile dieses leider unvollständigen Exemplars ist, läßt sich leider nicht sagen.
Die Malteserstellung ist dafür zuständig, dass die Zugfeder weder völlig entspannt, noch völlig gespannt ist, also während der gesamten Laufdauer des Werks möglichst konstante Kraft abgibt und dadurch die Ganggenauigkeit erhöht.
Der Räderwerksaufbau selber ist klassisch-konventionell mit direkt angetriebenem zentralen Minutenrad, Kleinbodenrad, Sekundenrad auf 6 Uhr und dem Ankerrad.
Die geringe Größe des Werks (für eine normale Taschenuhr deutlich zu klein), sowie die Position der kleinen Sekunde auf 6 Uhr und nicht gegenüber der Krone lassen vermuten, dass dieses Werk für eine kleine Damen-Taschenuhr gedacht war.
Natürlich besitzt dieses Werk eine noch nicht stoßgesicherte Guillaume-Schraubenunruh. Zusammen mit der Unruhspirale, die eine gebogene Endkurve aufweist, dürfte dieses Echappment mit zum Besten gehören, was seinerzeit erhältlich war. Daher ist es umso verwunderlicher, dass kein eindeutiger Hersteller-Hinweis zu finden ist.
Das Minutenradlager ist sogar in einem Chaton gefaßt, wie man anhand der Räderwerksbrücke (Dreiviertelplatine; hier mit entfernem Ankerrad-Lager) gut erkennen kann.
Das Kronrad ist doppelt ausgeführt: Auf der Innenseite der Räderwerksplatine gelangt es in den Eingriff der Breguetkupplung des Aufzugs; auf der Oberseite greift es in das Sperrrad ein. Das Sperrrad ist, untypisch für Glashütte, nur mit einem einfachen Schliff versehen!
Leider ist weder ein Gehäuse vorhanden, noch ein Zifferblatt, und selbst das Räderwerk der Zeitanzeige auf der Zifferblattseite ist unvollständig, aber man erkennt immerhin sehr schön den Kupplungsaufzug mit seinem Hebel auf 4 Uhr, mit dem zwischen Aufzug und Zeigerstellung umgeschaltet wird. Nicht, wie bei einfacheren Werken durch Drücken, sondern hier tatsächlich durch Umlegen eines Hebels.
Fazit
Leider ist es auch durch intensive Recherche, u.a. auch durch die hervorragende Webseite Glashuette - Uhrenproduktion mit Tradition - Uhrenhersteller und Uhrwerke aus Glashuette nicht gelungen, den Hersteller zweifelsfrei zu ermitteln, es sprechen aber viele Indizien dafür, dass dieses hochwertige Werk aus dem Dunstkreis Dürrstein / Union Glashütte kommt.
Technische Daten
Hersteller: | Dürrstein |
Kaliber: | ? |
Größe: | 12 1/4''' (gemessen: 27,8mm) |
Anzahl Steine: | 16 |
Hemmung: | Anker |
Unruh-Ausführungen: |
Guillaume-Schraubenunruh (zweischenklig) |
Stoßsicherung(en): |
keine |
Unruhlagerung / Richtung Spirale: | Gegenuhrzeigersinn |
beweglicher Spiralklötzchenträger: | nein |
Regulierorgan: | Rückerzeiger mit langem Arm |
Werksaufbau: |
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Bauweise: | Pfeilerbauweise |
Aufzugstyp: | Kupplungsaufzug |
Winkelhebelfeder: | 1 Loch/Löcher |
Ausstattung: |
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Inventarnummer: | 21031 |