Beschreibung
In den 1960er Jahren waren flache Uhren besonders angesagt. Um trotz der dadurch bedingten empfindlicheren Bauweise eine lange Gangautonomie und hohe Ganggenaugigkeit zu garantieren, war eine Idee, zwei Federhäuser parallel zu schalten und dadurch ein höheres Drehmoment zur erhalten.
Ein solches, leider ziemlich rares, Doppelfederhaus-Werk ist das Favre-Leuba 270 aus der Werksfamlilie Kaliber 250/270, hier in der Grundausstattung, die nur eine Anzeige von Stunden und Minuten bot.
Schon die Grundplatine dieses 10 1/2 linigen Werks läßt erkennen, wo sich die beiden Federhäuser befinden, und dass sie parallel und nicht hintereinander genutzt werden.
Ansonsten ist die Qualität dieses goldfarbigen Werks in Ordnung, alle wichtigen Lager (allerdings nicht das des Federhauses) sind mit Steinen ausgestattet.
Interessanterweise nutzt das Favre-Leuba 270 ein zentrales Minutenrad, eine Konstruktion, die nicht unbedingt als flach bauend bekannt ist.
Der Räderwerksaufbau ist durch sein doppeltes Federhaus besonders. Die beiden Federhäuser wirken beide gleichzeitig auf ein vernietetes Zwischenrad ein, welches das zentrale Minutenrad antreibt. Ihm folgen Kleinbodenrad, Zentralsekundenrad (das beim Kaliber 270 allerdings nicht durch das Minutenrohr nach außen geführt wird) und Ankerrad aus Stahl.
Eine relativ große, dreischenklige Glucydur-Unruh dient als Gangregler. Sie arbeitet mit 18000 Halbschwingungen pro Sekunde (justierbar nur direkt am Spiralschlüssel) und ist in zwei hauseigenen Favre-Leuba-Stoßsicherungen gelagert.
Als Hemmung kommt eine schweizer Palettenankerhemmung mit einer gewinkelt angebrachten Gabel zum Einsatz.
Auch auf der Innenseite der Federhausbrücke befindet sich ein vernietetes Zwischenrad, das dafür sorgt, dass der Aufzug, der über ein weiteres Zwischenrad nur auf das erste Federhaus einwirkt, auch das zweite Federhaus aufzieht. Das Gesperr ist dagegen am Kronrad montiert und nicht, wie sonst üblich, am Sperrad (von denen es hier ja zwei gibt).
Interessanterweise sind die beiden oberen Federhauslager mit Steinen versehen, die unteren nicht!
Zifferblattseitig ist der Rand abgeschrägt, um nochmals minimal Höhe einzusparen.
Ansonsten erkennt man hier die üblichen Verdächtigen, die Stoßsicherung der Unruh und den Kupplungsaufzug mit seiner speziell geformten Winkelhebelfeder.
Im Labor
Zeitwaagen-Ergebnis
Da das Werk einen sichtbaren Wasserschaden, sowie eine defekte Unruhwelle aufwies, waren keine guten Gangergebnisse zu erwarten.Unter diesen ungünstigen Voraussetzungen sind die gemessenen Werte auf der Zeitwaage gar nicht schlecht.
horizontale Lagen | |||
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Zifferblatt oben | +90 s/Tag | 182° | 1.0ms |
Zifferblatt unten | +3 s/Tag | 254° | 0.0ms |
vertikale Lagen | |||
Krone rechts (12 oben) | -6 s/Tag | 169° | 1.5ms |
Krone oben (3 oben) | +20 s/Tag | 176° | 1.1ms |
Krone links (6 oben) | +10 s/Tag | 169° | 0.6ms |
Krone unten (9 oben) | +30 s/Tag | 176° | 0.4ms |
Technische Daten
Hersteller: | Favre-Leuba |
Kaliber: | 270 |
Größe: | 10 1/2''' (gemessen: 23,4mm) |
Höhe: | 3,00mm |
Halbschwingungen pro Stunde: | 18000 |
Anzahl Steine: | 17 |
Hemmung: | Anker |
Unruh-Ausführungen: |
Glucydur-Ringunruh (dreischenklig) |
Stoßsicherung(en): |
Favre-Leuba |
Unruhlagerung / Richtung Spirale: | Uhrzeigersinn |
beweglicher Spiralklötzchenträger: | ja |
Regulierorgan: | Spiralschlüssel |
Werksaufbau: |
|
Bauweise: | Massivbau |
Aufzugstyp: | Kupplungsaufzug |
Winkelhebelfeder: | 3 Loch/Löcher |
Referenzen: |
Flume: K3 - |
Inventarnummer: | 21016 |