Beschreibung
Henzi & Pfaff aus Pforzheim stellten bis in die 60er Jahre in vergleichsweise kleinen Mengen Armbanduhren unter dem Namen “Hercules”, sowie Rohwerke her. Die zweite, nach dem Krieg hergestellte Werksfamilie umfaßte die Kaliber 102, 103, 125 und 126 und bekam schon 1957 ihre Nachfolger. Das HPP 125 besitzt sowohl eine indirekte Zentralsekunde, als auch eine Stoßsicherung.
Mit 13 Linien Durchmesser war das HPP 125 geradezu riesig, in Verbindung mit Steinlagern (überall, bis auf das Minutenrad) und einer großen Schraubenunruh ließen sich gute Gangergebnisse erzielen.
Das Räderwerk ist absolut klassisch aufgebaut, mit Sekundenrad auf “6”, Kleinbodenrad, welches hier das Übertragungsrad für die indirekte Zentralsekunde trägt, und direkt vom Federhaus geführtem zentralen Minutenrad.
Natürlich arbeitet dieses Werk noch mit zeitgemäß langsamen 18000 Halbschwingungen pro Stunde. Als Anker kommt ein Palettenanker nach schweizer Bauart zum Einsatz.
Die große Schraubenunruh mit ihren taillierten Schenkeln ist in zwei hauseigenen “Shockproof”-Lagern gesichert, allerdings nur gegen axiale Stöße. Seitliche Stöße kann diese Stoßsicherung, bei der lediglich der Deckstein federn gelagert ist, nicht nicht abfangen.
Ein interessantes Detail sind die extrem massiven Schrauben. Kein anderes Werk verwendet derart mächtige Schraubenköpfe. Hier ist der Name “Hercules” Programm!
Auf der Zifferblattseite ist die Kalibernummer des Basiskalibers, also 102, gepunzt. Interessanterweise wird es hier noch als “HP” und nicht als “HPP” geführt.
Neben der Decksteinfeder für die Unruh-Stoßsicherung erkennt man hier sehr schön den Kupplungsaufzug und die seitlichen Schrauben zur Fixierung der Zifferblattfüße. Diese damals sehr fortschrittliche Art der Fixierung verhindert, daß Zug auf die Füße ausgeübt wird, welcher zur leichten Deformierung des Zifferblatts führen würde.
Auf “6 Uhr” sieht man das Lager des Sekundenrads, als Kaliber 102 wäre die Sekundenrad-Achse hier verlängert und würde einen kleinen Sekundenzeiger tragen.
Im Labor
Das vorliegende Werk kam verharzt in die Werkstatt und wurde einer Komplettrevision unterzogen.
Anschließend lief es wieder mit, zumindest liegend, sehr passabler Amplitude (268°), allerdings brach diese hängend auf nur noch rund 150° ein, zudem konnte der Magnetismus und/oder die Verunreinigungen der Unruhspirale nicht reslos beseitigt werden, so daß immer wieder ein starker Vorgang (3 Minuten pro Tag) auftrat, der aber auch genauso schnell wieder wegging.
Dennoch, für ein 65 Jahre altes Werk, das, glaubt man dem Gehäuse, ziemlich geschunden wurde, ein ordentliches Ergebnis.
Technische Daten
Hersteller: | HPP |
Kaliber: | 125 |
Größe: | 13''' (gemessen: 28,55mm) |
Halbschwingungen pro Stunde: | 18000 |
Anzahl Steine: | 16 |
Hemmung: | Anker |
Unruh-Ausführungen: |
Schraubenunruh |
Stoßsicherung(en): |
Shockproof (Henzi & Pfaff) |
Unruhlagerung / Richtung Spirale: | Uhrzeigersinn |
beweglicher Spiralklötzchenträger: | nein |
Regulierorgan: | Rückerzeiger mit langem Arm |
Werksaufbau: |
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Bauweise: | Massivbau |
Aufzugstyp: | Kupplungsaufzug |
Winkelhebelfeder: | 4 Loch/Löcher |
Ausstattung: |
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Referenzen: |
Flume: 1952 16 |
Inventarnummer: | 15017 |