Beschreibung
Henzi und Pfaff aus Pforzheim stellten in den 1950er und 1960er Jahren recht gute, später dann nur noch einfache Palettenankerwerke in vergleichsweise kleiner Auflage her.
Noch seltener als die Handaufzugswerke sind deren Automatic-Werke zu finden, die mit der Kaliberserie 420/430 vermutlich erst um 1960 starteten.
Das mit 29mm Durchmesser (eigentlich 12 3/4 Linien, im Flume-Werksucher aber mit nur 12 Linien geführt) recht große Werk nutzt nur den inneren Teil der Grundplatine für das Werk, der Rest wird von der Schwungmasse des Rotors überstrichen.
Natürlich sind an allen wichtigen Stellen Rubinlager verbaut, sogar bei 8 Uhr, dem Lager der Automatic-Aufzugstriebs.
Mit einen, direkt vom Federhaus angetriebenem zentralen Minutenrad nutzt das HPP 431 den klassischen, hoch bauenden Räderwerksaufbau, bei dem anschließend Kleinbodenrad, Zentralsekundenrad (direkt angetrieben) und Stahl-Ankerrad (sehr filigran) folgen.
Als Hemmung kommt eine schweizer Palettenankerhemmung zum Einsatz.
Das HPP verwendet bereits eine schraubenlose Ringunruh, die zwei geschwungene Schenkel besitzt. Sie ist beim Kaliber 431 in zwei Incabloc-Stoßsicherungen gelagert und arbeitet mit gemächlichen 18000 Halbschwingungen pro Stunde.
Eine Regulierung ist nur direkt am Spiralschlüssel möglich.
Der Automaticmechanismus ist als abnehmbares Modul ausgeführt. Wenn er nicht montiert ist, verrät ausschließĺich das Lager neben dem Kronrad, dass es sich nicht um Handaufzugswerk handelt.
Bemerkenswert sind übrigens die Schrauben, die nicht nur ungewöhnlich große Schraubenköpfe besitzen, sondern auch sehr lang sind.
Das Automaticmopdul ist mit zwei Schrauben auf der Räderwerks- und Federhausbrücke befestigt.
Auch das Automaticmodul ist mit Rubinlagern ausgestattet, die eine lange Haltbarkeit versprechen.
Der Rotor wirkt auf einen Wippenwechsler ein, der dafür sorgt, dass das erste Reduktionsrad immer in der gleichen Richtung gedreht wird, egal, in welche Richtung sich der Rotor dreht. Dies wird auch durch die Sperrklinke (seltsamerweise mit rundem Dorn, dessen Sperrwirkung abnutzungsbedingt irgendwann aufhört) garantiert.
Bereits die zweite Reduktionsstufe wird aus dem Modul nach außen geführt und greift dann in das Kronrad ein.
Um den Automaticmechanismus bei Handaufzug abzukuppeln und vor übermäßigem Verschleiß zu bewahren, besitzt das zweite Reduktionsrad eine Breguetkupplung am Eingriff in der Kronrad.
Wird das Kronrad durch den Handaufzug gedreht, sorgt die Breguetkupplung dafür, dass der Automaticmechanismus ausgekuppelt wird.
Wenn nur die Grundplatine des Automaticmodul montiert ist, kann man schön sehen, wo später der Eingriff in das Kronrad erfolgen wird.
Hier nochmal der voll bestückte Automaticmechanismus.
Sowohl die Sperrklinke, als auch Wippenwechsler und beide Reduktionsräder sind steingelagert!
Einen weiteren Stein findet man im Lager des Rotors. Dieser ist achsengelagert.
Auf der noch leeren Zifferblattseite erkennt man schön den Kupplungsaufzug.
Interessant ist, dass sowohl für das Lager des Ankers, als auch für das Lager des Ankerrads Vorbereitungen für Decksteine geschaffen wurden, der einzige tatsächlich verbaute Deckstein aber am Lager des Kleinbodenrads zu finden ist, was deutlich weniger Sinn ergibt, als beim Ankerrad-Lager. Ob das eventuell eine Verwechslung bei einer vorangegangenen Reparatur war?
Das HPP 431 verwendet einen sehr einfachen Kalendermechanismus mit einen großen, sich einmal in 24 Stunden drehendem Schaltrad, aus dem ein Schaltfinger herausgebrochen wurde.
Dieser Mechanismus ermöglicht keine Schnellverstellung, sondern im Gegenteil, jeder Tag muß einzeln “durchgekurbelt” werden, entweder vorwärts oder rückwärts.
Die Abdeckung des Kalendermechanismus besitzt noch einen federnd gelagerten Schieber, der für das Einrasten des Datumsrings zuständig ist und die dafür notwendige Feder gut am Wegfliegen hindert.
Im Labor
Zeitwaagen-Ergebnis
Die Schmucklosigkeit dieses Werks läßt schon erahnen, dass es kein absolutes Präzisionswerk, sondern “nur” gute Massenware ist, und genau dies bestätigt auch die Zeitwaage mit den ordentlichen Meßwerten, die nach einem “richtigen” Service noch besser sein dürften.horizontale Lagen | |||
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Zifferblatt oben | +6 s/Tag | 247° | 3.7ms |
Zifferblatt unten | -23 s/Tag | 270° | 3.3ms |
vertikale Lagen | |||
Krone rechts (12 oben) | -1 s/Tag | 208° | 4.3ms |
Krone oben (3 oben) | -15 s/Tag | 216° | 4.1ms |
Krone links (6 oben) | +19 s/Tag | 217° | 4.4ms |
Krone unten (9 oben) | +40 s/Tag | 220° | 4.4ms |
Technische Daten
Hersteller: | HPP |
Kaliber: | 431 |
Basiskaliber: | HPP 420 |
Größe: | 12''' (gemessen: 29,0mm) |
Halbschwingungen pro Stunde: | 18000 |
Anzahl Steine: | 25 |
Hemmung: | Anker |
Unruh-Ausführungen: |
Nickel-Ringunruh (zweischenklig) |
Stoßsicherung(en): |
Incabloc |
Unruhlagerung / Richtung Spirale: | Uhrzeigersinn |
beweglicher Spiralklötzchenträger: | nein |
Regulierorgan: | Spiralschlüssel |
Werksaufbau: |
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Bauweise: | Massivbau |
Aufzugstyp: | Kupplungsaufzug |
Winkelhebelfeder: | 3 Loch/Löcher |
Ausstattung: |
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Referenzen: |
Flume: K3 242 |
Inventarnummer: | 21029 |