Beschreibung
Kaum zu glauben, aber erst Anfang der 1980er Jahre kam dieser riesige (30mm Durchmesser) quarzgesteuerte Unruhschwinger auf den (russischen) Markt. Und das, obwohl es zu dieser Zeit aus Russland längst Quarzwerke konventioneller Bauart (Schrittmotor statt Unruh) gab.
Der mechanische Teil und insbesondere die Unruh mit ihrer Feineinstellung (wozu eigentlich, bei einer Quarzsteuerung?) erinnert stark an den eines Junghans 600, mit dem Unterschied, dass die Unruhfrequenz quarzgesteuert geregelt wird.
Da vor allem die Elektronik mit der Spirale besonders heikel ist, und nicht ausgeschlossen werden kann, dass beim Zerlegen keine Beschädigungen entstehen und dieses Werk, für das es verständlicherweise keine leicht zu beziehenden Ersatzteile mehr gibt, irraparablen Schaden nehmen könnte, wurde auf ein Zerlegen verzichtet.
Genauere Details über dieses Werk kann man dem Crazywatches-Artikel, der am Ende dieser Seite verlinkt ist, entnehmen.
Das Luch 3055 vereint alle Nachteile eines Quarzwerks (Stromverbrauch, alternde Elektronik, empfindliche Bauteile) mit denen eines Unruhgetriebenen Werks (Stoßempfindlichkeit, Ungenauigkeit).
Interessanterweise gibt es gleich zwei Reguliereinrichtungen, einmal eine Exzenter-Regelage der Unruhspirale und einmal einen Trimmkondensator zur Feinabstimmung des Quarz-Schwingkreises.
Die Unruh wirkt auf ein Schaltrad ein, welches in früheren Exemplaren durch einen Finger mit Rubin am Ende gegen ein Zurückspringen gesichert ist. Spätere Exemplare wie das vorliegende besitzen diese Konstruktion nicht mehr. Anschließend folgt ein mehrfach untersetztes Räderwerk, das die Zeiger, und indirekt auch die Zentralsekunde antreibt.
Das Luch 3055 bietet eine Tages- und Wochentagsanzeige, mit Korrekturmöglichkeit durch Vor- und Zurückdrehen der Zeit.
Fazit
Das russische Quarz-Kaliber Luch 3055 ist sicher eines der spannendsten Uhrwerke im Archiv, nicht zuletzt deswegen, weil es völlig anachronistisch ist (1981 war die Entwicklung der Quarzuhr mit Schrittmotor schon seit einigen Jahren abgeschlossen) und viel zu wuchtig daherkommt, aber gerade das macht die Faszination dieses Werks aus, das im Übrigen nur zwei Jahre lang produziert wurde.
Im Labor
Zeitwaagen-Ergebnis
Mit einem Quarzwerk haben die ermittelten Werte nichts zu tun, und selbst ohne den Ausreißer in der Position “Zifferblatt oben”, der möglicherweise auf eine defekte Unruhachse zurückzuführen ist (kein Wunder, bei der schweren Unruh), sind die Werte wirklich schlecht.Einen Regel-Einfluß der Quarzsteuerung ist nicht wirklich zu erkennen, 7 Sekunden Abweichung in den vier vertikalen Lagen sollten bei einer aktiven Steuerung der Unruh nicht vorkommen!
horizontale Lagen | |||
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Zifferblatt oben | -100 s/Tag | ||
Zifferblatt unten | +35 s/Tag | ||
vertikale Lagen | |||
Krone rechts (12 oben) | +40 s/Tag | ||
Krone oben (3 oben) | +44 s/Tag | ||
Krone links (6 oben) | +45 s/Tag | ||
Krone unten (9 oben) | +47 s/Tag |
Technische Daten
Hersteller: | Luch |
Kaliber: | 3055 |
Größe: | 13 1/4''' (gemessen: 30,0mm) |
Halbschwingungen pro Stunde: | 28800 |
Anzahl Steine: | 12? |
Hemmung: | Quarz |
Stoßsicherung(en): |
3-schenklig russisch |
Unruhlagerung / Richtung Spirale: | Uhrzeigersinn |
beweglicher Spiralklötzchenträger: | ja |
Regulierorgan: | Exzenter |
Werksaufbau: |
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Bauweise: | Massivbau |
Ausstattung: |
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Produktionszeitraum: | 1981 - 1983 |
Inventarnummer: | 21022 |