Beschreibung
Aus den 1980er Jahren stammt das Parrenin 2641D, ein einfaches Roskopf-Stiftankerwerk mit 12 Linien Durchmesser, das zwar konstruktiv noch aus Frankreich stammt, aber bereits unter fernöstlicher Ägide gefertigt wurde. Die Remex Ltd. in Hong Kong war seinerzeit einer der Hauptkunden von Parrenin und übernahm die Fabrik, als Parrenin in den 1970er Jahren in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet.
Räderwerksbrücke und Unruhkloben sind mit einer Streifenverzierung versehen, was man in dieser Preis- und Qualitätsklasse nicht vermuten würde. Dafür, quasi als Ausgleich, ist das Konrad mit der Federhausbrücke vernietet, und man kann nur hoffen, dass es nie beschädigt werden wird, da es auch gleichzeitig Teil des einfach ausgeführten Gesperrs ist.
Wie unschwer zu erkennen ist, handelt es sich hier um ein sehr billig ausgeführtes Roskopf-Werk in Pfeilerbauweise, das aber immerhin mit einer direkten Zentralsekunde arbeitet.
Das Räderwerk selber hat nicht viel mit dem einer Roskopf-Uhr zu tun, denn hier wird neben dem Federhaus ein Großboden-, Kleinboden-, Sekunden- und Ankerrad verwendet.
Der Aufzug ist bereits in einem Plastik-Käfig gelagert. Zum Glück ist dieser recht großzügig dimensioniert, so dass ihm hoffentlich eine längere Lebensdauer beschieden sein wird, als man das normalerweise von Plastikteilen kennt, die recht schnell spröde werden.
Lagersteine sucht man, bis den “Alibi”-Deckstein des werksseitigen Unruhwellen-Lagers vergeblich.
Interessant ist, dass Unruh- und Ankerradkloben dieselben Pfeiler nutzen, also übereinander liegen, aber getrennt voneinander verschraubbar sind.
Die dreischenklige Ringunruh ist in zwei Novodiac-Stoßsicherungen gelagert, allerdings bestehen die Lager aus Metall, und wie oben aufgeführt, lediglich der werksseitige (sichtbare!) Deckstein ist in Form eines synthetischen Rubins ausgeführt. Die Unruh arbeitet gemächlich mit 18000 Halbschwingungen pro Stunde und direkt am sehr einfach ausgeführten Spiralschlüssel justiert werden.
Als Hemmung kommt eine preiswerte Stiftankerhemmung zum Einsatz, die nicht gerade allzu leise arbeitet.
Wie bei einem Roskopf-Werk üblich, sitzt auf der Unterseite des Federhauses ein doppeltes Rad, das mit einer Rutschkupplung versehen ist. Das große Rad treibt dabei das Minutenrohr an, das kleine das Stundenrohr.
Interessanterweise ist dieses doppelte Rad bereits ein Plastik-Teil und glücklicherweise bisher noch nicht spröde geworden.
Auf der leeren Zifferblattseite erkennt man gut, wo später das Minutenrohr seinen Eingriff mit dem großen Federhaus-Rad haben wird. Auch das Zeigerstellrad greift in das Federhausrad ein.
Schön zu sehen ist auch der Kupplungsaufzug, der zwar recht einfach, aber sehr effizient konstruiert ist.
Das Minutenrohr wird, roskopf-typisch, vom Federhaus direkt angetrieben.
Ein skurriles Detail ist der stoßgesicherte Metall-Deckstein der Unruhwelle, den man bei 5:30 Uhr erkennen kann. Hier reibt Metall auf Metall; dass das weder eine besonders langlebige Lösung ist, noch gute Gangwerte dadurch zu erwarten sind, kann man gut verstehen.
Das Parrenin 2641D besitzt eine einfache Datumsschaltung, bei der der Schaltfinger des Datumsschaltrades lediglich herausgestanzt- und gebogen wurde. Dennoch bietet diese Datumsschaltung bereits eine halbschnelle Verstellung; beim Zurückdrehen bis 20 Uhr wird das Datum nicht rückwärts geschaltet, so dass man den Datumsring mit seinen roten(!) Zahlen beim anschließenden Vorstellen der Uhrzeit halbschnell weiterschalten kann.
(Die obenliegende Rastfeder bitte ignorieren, ihren tatsächlichen Platz sieht man im nächsten Bild)
Eine erste Abdeckung des Datumsmechanismus bietet die Aussparung für die Feder an, mit der der Datumsring in Position gebracht wird.
Eine zweite Abdeckung schützt nun auch die Feder vor ihrem Abflug.
Anhand der Klebereste erkennt man, dass zumindest beim vorliegenden Exemplar das Zifferblatt von Haus aus verklebt und damit in Position gehalten wurde. Zusätzlich wurde es aber auch noch gesteckt. Doppelt hielt wohl besser…
Ein finales Wort noch zur preislichen Einordnung des Werks: In den 1980er Jahren wurden in deutschen Versandhauskatalogen Uhren mit diesem Werk für denselben bis sogar niedrigeren Preis angeboten, als Uhren mit dem devisen-subventionierten UMF 24.
Im Labor
Zeitwaagen-Ergebnis
Absolut gesehen sind diese Gangwerte natürlich nicht perfekt, aber für ein Stiftankerwerk können sie sich durcha sehen lassen.Die maximale Lagendifferenz von 40 Sekunden ist recht niedrig und nur viermal so hoch wie bei der COSC-Chronometerzertifizierung erlaubt.
Einzig die Amplitudendifferenzen zwischen liegend und hängend sind recht hoch, aber bei einem Werk, bei dem selbst die Unruhachse nur einseitig steingelagert ist, durchaus noch im Rahmen.
horizontale Lagen | |||
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Zifferblatt oben | +30 s/Tag | 254° | 0.2ms |
Zifferblatt unten | +40 s/Tag | 260° | 0.1ms |
vertikale Lagen | |||
Krone rechts (12 oben) | +5 s/Tag | 204° | 0.4ms |
Krone oben (3 oben) | +20 s/Tag | 204° | 0.2ms |
Krone links (6 oben) | +-0 s/Tag | 199° | 0.5ms |
Krone unten (9 oben) | +-0 s/Tag | 218° | 0.2ms |
Technische Daten
Hersteller: | Parrenin |
Kaliber: | 2641D |
Basiskaliber: | Parrenin 64 |
Größe: | 12''' (gemessen: 26,7mm) |
Halbschwingungen pro Stunde: | 18000 |
Hebewinkel: | 42° |
Anzahl Steine: | 1 |
Hemmung: | Stiftanker |
Unruh-Ausführungen: |
Nickel-Ringunruh (dreischenklig) |
Stoßsicherung(en): |
Novodiac |
Unruhlagerung / Richtung Spirale: | Uhrzeigersinn |
beweglicher Spiralklötzchenträger: | ja |
Regulierorgan: | Spiralschlüssel |
Werksaufbau: |
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Bauweise: | Pfeilerbauweise |
Aufzugstyp: | Kupplungsaufzug |
Winkelhebelfeder: | 1 Loch/Löcher |
Ausstattung: |
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Produktionszeitraum: | 1977 - 1990 |
Inventarnummer: | 21002 |