Ein guter Werkhalter gehört mit zu den wichtigsten Utensilien jeder Werkstatt.
Das A und O einer jeden Werkstatt sind Schraubendreher; von diesen kann man nie genug besitzen. Natürlich ist das, was in Baumärkten als “Präzisions-Schraubendrehersatz” oder mit dem Attribut “Feinmechaniker” verkauft wird, ungeeignet, da die Klingen viel zu breit sind. Das, was zur Wartung von Uhren benötigt wird, sind spezielle Schraubendrehersätze mit ungleich kleineren Klingen. Diese gibt es in verschiedenen Qualitätsausführen.
Normalerweise sollte beim Uhrenbasteln das Beste gerade gut genug sein. Das Problem dabei ist nur, daß das ziemlich ins Geld geht, da ein Satz wirklich guter Schraubendreher (beispielsweise von Bergeon) leicht in den dreistelligen Euro-Bereich geht. Für Flohmarktuhren rechnet sich das nur schwer.
Was aber ist von billigen Schraubendrehersets zu halten? Ich selber habe die Erfahrung gemacht, daß sie durchaus auch ihren Zweck erfüllen, allerdings nur, wenn man einen Trick anwendet: Vor jeder größeren Aktion und spätestens dann, wenn man merkt, daß eine Klinge stumpf geworden ist, müssen die Klingen auf einem Streifen Sandpapier wieder in die richtige Form gebracht und geschärft werden. Damit kommt man auch mit einem Billig-Satz wunderbar über die Runden, ohne Uhrwerke und Schraubenköpfe zu ruinieren, und trotzdem noch genug Geld für weitere Werkzeuge übrig zu haben.
Sehr wichtig ist, daß die Klingen aus einem amagnetischen Material bestehen, oder aber regelmäßig entmagnetisiert werden, denn nichts ist ärgerlicher, als Schrauben, die am Schraubendreher hängenbleiben, oder eine magnetisierte Unruhspirale.
Die Handhabung eines Schraubendrehers unterscheidet sich grundlegend von dem, was man als Heimwerker oder Grobmotoriker, wo es mehr um Kraft, als um Präzision geht, gewohnt ist: Der Zeigefinger wird auf den beweglichen Kopf des Schraubenziehers gelegt, er dient dazu, ihn genau zu positionieren. Mit Daumen und Mittelfinger wird der Stiel umgriffen und gedreht. Durch die optimale Führung wird ein Abrutschen wirksam verhindert.
Für die groben “Feinmechaniker”-Schraubendreher aus dem Baumarkt gibt es übrigens doch eine Verwendung: Mit ihnen lassen sich Armbandstege, insbesondere bei Metallbändern, einfach entfernen, und wenn man vorsichtig genug arbeitet, kommt man mit ihnen fast genauso gut, wie mit echtem Federstegbesteck zum Ziel. Nur sollte man sie vielleicht nicht unbedingt an einer hochglanzpolierten, goldenen Uhr einsetzen, sondern eher an einer abgegriffenen Edelstahluhr vom Flohmarkt.
Kosten: Zwischen 10 und 150€ pro Satz (ca. 9 Stück)