Beschreibung
Das AHS 154 aus Schwenningen ist ein einfach gebautes Palettenankerwerk, auf das ein Selbstaufzugsmodul, das unter dem Namen “Robot-Automatic” auch bei anderen Werken verwendet wurde, aufgesetzt wurde.
Video on YouTubeIm Gegensatz zu den meisten anderen Werken von AHS ist das AHS 154 ein echtes Ankerwerk, und wohl auch deswegen ziemlich selten zu finden.
Der Automaticmechanismus besteht aus einem Exzenterwechsler mit Rubinrollen.
Wie man gut erkennen kann, ist die Automaticplatine sehr roh gefertigt, und der Rotor ist auch lediglich achsengelagert, was früher oder später dazu führt, daß er am Werk und/oder Boden schleift.
Hier handelt es sich nicht um hohe Uhrmacherkunst, sondern um gestanztes und vernietetes Metall. Im Fall des Falles sollte der komplette Mechanismus, der nur mit zwei Schrauben befestigt ist, ausgetauscht werden.
Eine Sperrklinke schiebt das Aufzugsrad weiter und sorgt gleichzeitig dafür, daß sie bei Handaufzug durchruscht. Auf Dauer - und das kann man am schwarzen Abrieb auch gut sehen - eine recht verschleißträchtige Angelegenheit.
Wenn man das Werk ohne Automaticmechanismus sieht, würde man nicht auf die Idee kommen, daß etwas fehlt. Der einzige Hinweis ist das Sperrad (bei “11”), das keine Verbindung zu einem Kronrad hat, sondern nur durch das Aufzugsrad der Automaticplatine und durch das Federhausrad auf der Zifferblattseite bewegt wird.
Eine Konstruktion mit (Wippen-)Aufzug auf der Zifferblattseite und Gesperr auf der Werksoberseite ist sicherlich ziemlich ungewöhnlich.
Das komplette Räderwerk liegt unter einer Dreiviertelplatine - nicht besonders servicefreundlich, aber billig.
Das AHS 154 besitzt eine Schraubenunruh, die in zwei Rufarex-Stoßsicherungslagern läuft. Die Unruhspirale ist fest am Kloben verstiftet und wird in ihrer Länge mittels eines kurzen Rückerzeigers samt Skala justiert.
Der Aufbau des Räderwerks ist klassisch aber nicht altmodisch, da hier bereits eine Konstruktion mit konzentrisch geführten Minutenrohr und Sekundentrieb genutzt wird. Das Minutenrad sitzt dabei unter einem eigenen Kloben.
Die indirekt angetriebene Zentralsekunde besteht aus einem Trieb, dessen Verzahnung (8 Zähne) genau der Verzahnung des bei “6” liegenden Sekundenrad-Triebs entspricht. Da beide Triebe in das Kleinbodenrad eingreifen, laufen sie mit derselben Umdrehungszahl.
Das Sekundentrieb wird außerdem durch eine kleine Feder “gebremst”, so daß der Sekundenzeiger nicht ruckelt.
Selbstverständlich sind alle Lager, bis auf das Minutenrad, steingelagert, zusätzlich wurden noch jede Menge Decksteine (sogar zifferblattseitig für den Anker!) verwendet. In Summe kommt man, wenn man die Rubinrollen des Automaticmechanismus mitzählt, sogar auf 23 Steine.
Dieses Werk nutzt einen preiswerten Pfeileraufbau, das heißt, daß die Werksplatine nicht massiv und nur mit Aussparungen versehen ist, sondern es befindet sich viel “Luft” zwischen beiden Platinen, die nur durch zylindrische Pfeiler verbunden sind.
Eine technische Notwendigkeit für ein Rubinlager des Federhauses ist genausowenig gegeben, wie für einen Deckstein des Ankers, aber man kann dadurch die angegebene Steinzahl auf dem Zifferblatt verkaufswirksam erhöhen.
Das AHS 154 verwendet einen Wippenaufzug, dessen Gesperr sich allerdings, wie vorher gezeigt, auf der Werksoberseite befindet.
Der Datumsmechanismus ist ziemlich simpel und wird als Einheit mit drei Schrauben auf dem Werk befestigt. Er besitzt keine Schnellverstellung und treibt eine Datumsscheibe (keinen Datumsring) an, wodurch das Datum sehr weit in die Zifferblattinnenseite wandert.
In den 50er Jahren wurden gerne rote und kleine Datumsanzeigen verwendet; Anfang der 60er Jahre war soetwas eigentlich schon nicht mehr modern.
Im Labor
Zeitwaagen-Ergebnis
An den Zeitwaagenergebnissen erkennt man, in welch schlechtem technischen Zustand sich das Werk befindet. Der Verschleiß ist hier schon sehr weit fortgeschritten, so daß eine auch nur halbwegs vernünftigte Regulierung leider aussichtslos ist.horizontale Lagen | |
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Zifferblatt oben | +30 s/Tag |
Zifferblatt unten | -75 s/Tag |
vertikale Lagen | |
Krone rechts (12 oben) | 31 s/Tag |
Krone oben (3 oben) | ... s/Tag |
Krone links (6 oben) | ... s/Tag |
Krone unten (9 oben) | -210 s/Tag |
Technische Daten
Hersteller: | AHS |
Kaliber: | 154 |
Größe: | 10 1/2''' (gemessen: 23.3mm) |
Halbschwingungen pro Stunde: | 18000 |
Anzahl Steine: | 21 |
Hemmung: | Anker |
Unruh-Ausführungen: |
Nickel-Schraubenunruh |
Stoßsicherung(en): |
Rufarex |
Unruhlagerung / Richtung Spirale: | Uhrzeigersinn |
beweglicher Spiralklötzchenträger: | nein |
Regulierorgan: | Rückerzeiger mit kurzem Arm |
Werksaufbau: |
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Bauweise: | Pfeilerbauweise |
Aufzugstyp: | Wippenaufzug |
Winkelhebelfeder: | 3 Loch/Löcher |
Ausstattung: |
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Referenzen: |
Flume: 1962 109 |