Beschreibung
In den frühen 1960er Jahren brachte der Schweizer Stiftankerwerke-Produzent Baumgartner, auch bekannt unter dem Kürzel BFG, sein Kaliber Baumgartner 910 auf den Markt.
Mit einem Durchmesser von nur 19,3mm (8 3/4 Linien) gehört es zu den kleineren Stiftankerwerken in Roskopf-Konstruktion.
Die Grundplatine dieser Mischung aus massivem und Pfeilerwerk zeigt die recht hohe Qualität dieses Werks, da mit Ausnahme des Federhauses alle Lager mit Steinen ausgestattet sind.
Wenn man genau hinsieht, erkennt man, dass unterhalb des zentralen Zeigerrohrs, also dezentral gelegen, das Großbodenrad gelagert ist, und es kein klassisches Minutenrad gibt.
Wie bei Stiftankerwerken in Roskopf-Konstruktion üblich, so wirkt das große, über die Werksmitte hinaus reichende Federhaus in das Großbodenrad ein, gefolgt von Kleinbodenrad, Sekundenrad und Stahl-Ankerrad.
Recht unüblich für ein Roskopf-Stiftankerwerk ist, dass die Schlagzahl exakte 18000 Halbschwingungen pro Stunde beträgt, und daher auch auf 6 Uhr eine dezentrale Sekundenanzeige möglich wäre.
Die flache Ringunruh des BFG 910 ist noch nicht stoßgesichert, und ihre Frequenz kann nur direkt am Spiralschlüssel justiert werden. Mehr ist in dieser Preisklasse auch nicht zu erwarten.
Recht genial wurde das werksseitige Gesperr gelöst: Unter dem Sperrad ist in einer Vertiefung der Federhausbrücke die Sperrklinke gelagert, die gleichzeitig ihre eigene Feder ist.
Hier noch der letzte Beweis für die Roskopf-Konstruktion: Das Federhaus besitzt zifferblattseitig das mit einer Rutschkupplung versehene Wechselrad, das gleichzeitig Minuten- und Stundenrohr antreibt.
Zifferblattseitig macht das Baumgartner 910 einen überraschend positiven Eindruck: Als Aufzugsmechanismus kommt ein zwar einfacher, aber sehr funktionell konstruierter Kupplungsaufzug zum Einsatz, der nur aus zwei Bauteilen, der Federwippe und dem Winkelhebel besteht.
Und das Rätsel der doch üppigen Ausstattung mit 17 Steinen, die für ein Stiftankerwerk nur schwer zu erreichen ist, kann hier gelöst werden: Die Lager von Anker und Ankerrad besitzen hier einen Deckstein, der technisch zwar nicht unbedingt nötig wäre (vor allem nicht beim Lager des Ankers), aber auch keinen Fehler darstellt.
Zeitwaagen-Ergebnis
Von einem Stiftankerwerk, insbesondere wenn es längere Zeit genutzt wurde, sind naturgemäß keine besonders guten Gangwerte zu erwarten, aber zumindest in einer Lage (Zifferblatt unten) sind sie vorzeigbar:horizontale Lagen | |||
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Zifferblatt oben | +29 s/Tag | 270° | 1,0ms |
Zifferblatt unten | +3 s/Tag | 319° | 0,8ms |
vertikale Lagen | |||
Krone rechts (12 oben) | -80 s/Tag | 195° | 2,4ms |
Krone oben (3 oben) | -50 s/Tag | 236° | 1,2ms |
Krone links (6 oben) | -170 s/Tag | 203° | 1,2ms |
Krone unten (9 oben) | +140 s/Tag | 162° | 2,1ms |
Technische Daten
Hersteller: | Baumgartner |
Kaliber: | 910 |
Größe: | 8 3/4''' (gemessen: 19,3mm) |
Halbschwingungen pro Stunde: | 18000 |
Hebewinkel: | 50° |
Anzahl Steine: | 1/17 |
Hemmung: | Stiftanker |
Unruh-Ausführungen: |
Nickel-Ringunruh |
Stoßsicherung(en): |
keine Novodiac |
Unruhlagerung / Richtung Spirale: | Uhrzeigersinn |
beweglicher Spiralklötzchenträger: | nein |
Regulierorgan: | Spiralschlüssel |
Werksaufbau: |
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Bauweise: | Pfeilerbauweise |
Aufzugstyp: | Kupplungsaufzug |
Winkelhebelfeder: | 1 Loch/Löcher |
Referenzen: |
Flume: 1962 22 |
Inventarnummer: | 20008 |