Beschreibung
Das EB 8027 ist ein typisches Stiftankerwerk der Ebauches Bettlach, das im Vergleich zu anderen Stiftankerwerken deutlich feiner verarbeitet ist und mit geradezu verschwenderischen 23 Steinen aufwartet.
Video on YouTubeWie die meisten EB-Stiftankerwerke so nutzt auch das EB 8027 eine extrem flache und leichte Ringunruh. Ein allzugroßes Drehmoment darf man hier nicht erwarten, dennoch sind auch solche Werke noch alltagstauglich, was man dem miserablem Zustand der unten abgebildeten Taucheruhr ansieht.
Eine Besonderheit des hier vorliegenden Werks ist, daß die dreischenklige Ringunruh in zwei Stoßsicherungslagern (evtl. Trishock) läuft; überhaupt macht die Unruhpartie auch mit ihrem beweglichen Spiralklötzchenträger eher den Eindruck, zu einem “besseren” Werk zu gehören, als zu einem EB-Stiftankerwerk.
Der Aufbau dieses, vermutlich aus den 60er Jahren stammenden Werks, ist zeitgenössisch modern mit direkt angetriebener Zentralsekunde und unter einer eigenen Brücke gelagertem Minutenrad.
Das Werk ist in der sogenannten Pfeilerbauweise ausgeführt, was bedeutet, daß die oberen Brücken nur an wenigen Stellen auf Pfeilern aufliegen. Die Grundplatine ist somit auch nur dünn ausgeführt und nicht, wie bei besseren Werken, dick und ausgefräst.
Mit Lagersteinen wurde hier geradezu um sich geworfen: Alle Lager, sogar das des Wechselrads des Zeigerwerks sind mit synthetischen Steinen eingefaßt. Spätestes beim Federhaus und beim Zeigerwerk-Wechselrad ist allerdings keine technische Notwendigkeit mehr gegeben, und auch das, mit Decksteinen versehene Kleinbodenrad ist ein wenig übertrieben.
Das Ankerrad läuft nur werksseitig in einem, mit Deckstein versehenem Lager; auf der Zifferblattseite genügt ein einfaches, deckstein-loses Lager. Welche Überlegung hinter dieser Kombination steckt, ist mir nicht bekannt, vielleicht wäre die sonst verbaute Zahl von 24 Steinen allzu unglaubwürdig gewesen.
Das EB 8027 nutzt einen Wippenaufzug, der deutlich preiswerter ist, als ein Kupplungsaufzug. Und leider ist das Gesperr auch nur billigsmöglich ausgeführt: Es besteht aus einer einzigen Sperrfeder, die direkt in das Sperrad eingreift. In Punkto Haltbarkeit eine schlechte Lösung.
Der Datumsmechanismus ist, von einem Detail abgesehen, genial und einfach zugleich:
Das Stundenrad treibt das Datumsrad mit beweglicher Schnecke an. Diese spannt über den Zeitraum von 24 Stunden wunderbar kraftschonend den Verstellhebel. Um Mitternacht kann sich der Hebel über die Schnecke “entladen”, und weil die Schnecke nicht starr montiert ist, kann sie ausweichen und den Hebel schlagartig freigeben, so daß das Datum in einem Zug springt.
Gleichzeitig ermöglicht die Schnecke eine halbschnelle Datumskorrektur durch Vor- und Zurückstellen der Zeit um einige Stunden.
Der Nachteil dieser Konstruktion sind die beiden sehr dünnen Federn. Diese sind leider nicht haltbar und legen den Datumsmechanismus still, wenn sie brechen. Bei der unteren Feder kann man den Ermüdungsbruch anhand des Knicks erkennen.
Die Datumsscheibe ist extrem breit und leider aus Plastik, welches sich durch Sonneneinstrahlung leicht verfärbt. An welchem Tag der Mechanismus des hier gezeigten Exemplars den Geist aufgegeben hat, kann man gut erahnen…
Technische Daten
Hersteller: | EB |
Kaliber: | 8027 |
Größe: | 11 1/2''' (gemessen: 25,55mm) |
Halbschwingungen pro Stunde: | 18000 |
Hebewinkel: | 43° |
Anzahl Steine: | 21 |
Hemmung: | Stiftanker |
Unruh-Ausführungen: |
Nickel-Ringunruh |
Stoßsicherung(en): |
? |
Unruhlagerung / Richtung Spirale: | Uhrzeigersinn |
beweglicher Spiralklötzchenträger: | ja |
Regulierorgan: | Spiralschlüssel |
Werksaufbau: |
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Bauweise: | Pfeilerbauweise |
Aufzugstyp: | Wippenaufzug |
Winkelhebelfeder: | 1 Loch/Löcher |
Ausstattung: |
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