Beschreibung
Das große (11 1/2 Linien) Herrenuhrenwerk EB 8135 gelangte Mitte der 60er Jahre auf den Markt und stellte eine preiswertere, aber funktional ebenbürtige Stiftanker-Alternative zu den sonst verbauten Palettenanker-Automaticwerken dar. Manche seiner Konstruktionen sind ungewohnt, andere aufwändig, wieder weitere einfach und genial.
Das erste, was bei diesem Werk auffällt ist, daß es fast vollständig mit Steinlagern ausgestattet ist, allerdings gibt es wohl auch eine preiswertere Version, die nicht als “Steingrab” daherkommt.
Noch besser ist, daß alle Steine tatsächlich auch funktional eingesetzt werden und nicht ein großer Teil davon nur als Decksteine verwendet wird. Jene Decksteine wird man bis auf die Unruhlager hier vergeblich suchen.
Der Aufbau des Räderwerks ist eine Mischung zwischen Roskopfwerk (Zeigerwerk wird zifferblattseitig über ein mit einer Rutschkupplung angetriebenes Rad auf dem Federhaus angetrieben) und klassischem (Stift-)Ankerwerk, bei dem das Federhaus nicht über die Werksmitte geht.
Die indirekt ausgeführte Zentralsekunde wird über das Kleinbodenrad angetrieben.
Ein Gesperr sucht man bei diesem Werk vergeblich, dieses ist Teil des Automaticmechanismus.
Die sehr flache und leichte, vermutlich gestanzte Ringunruh ist in zwei Novodiac-Stoßsicherungen gelagert und schlägt mit langsamen 18000 Halbschwingungen pro Stunde. Die Unruhspirale ist am EB-typischen Spiralklötzchenträger montiert.
Dieser Stiftenanker reguliert dann das Stiftankerwerk. Ohne das montierte Automaticmodul sieht das dann so aus:
Eine wirkliche Besonderheit stellt die Konstruktion des Automaticmechanismus dar. Er ist ebenso einfach wie genial ausgeführt:
Der Rotor ist mit einem Kupplungsrad vom Typ Harwood verbunden, welches, in Verbindung mit einer Sperrklinke dafür sorgt, daß er nur in einer Richtung Kraft überträgt, in der anderen Richtung (und auch bei Handaufzug) leerläuft. Das Kupplungsrad besteht dabei lediglich aus zwei Teilen: Einem Zahnrad mit Sägezahn-Innenverzahnung (ungerade Zahnanzahl) und einem innenliegenden, im Vierkant der Rotorachse vertikal rutschenden Plättchen mit zwei Dornen, welches in einer Drehrichtung in die Innenverzahnung eingreift, in der anderen Richtung durchrutscht:
Die Kraftübertragung auf das zweistufige Untersetzungsgetriebe passiert über das, mit dem Kupplungsrad fest verbundene Zahnrad auf dessen Unterseite.
In die beiden Steinlager bei 10 und 11 Uhr greift eine (im vorliegenden Werk leider nicht mehr vorhandene) Sperrklinke samt Feder ein, die beiden anderen Lager bei 3 und 3:30 Uhr beherbergen zwei Untersetzungszahnräder.
Auf diesem Foto, bei dem der Rotor fehlt, ist sehr schön zu erkennen, daß das eigentliche Werk nur einen Teil der Grundplatine nutzt. Das ist darin bedingt, daß es dieses Werk auch in einer kleineren Ausführung mit 8 3/4 Linien gibt. Für EB ein sehr kostensparender Weg, andererseits bleibt hier viel Platz ungenutzt, der, wenn sonst zur Verbesserung der Gangwerte hätte genutzt werden können.
Wenn der Datumsmechnismus noch nicht montiert wird,erkennt man schön die Roskopf-Konstruktion, bei der das Zeigerwerk von einem kupplungsgelagerten Zahnrad auf dem Dach des Federhauses angetrieben wird. Jenes Zahnrad steht auch mit dem Kupplungsaufzug in Verbindung, bei dem, fast untypisch für EB, das Zeigerstellrad geschraubt und nicht vernietet ist. Das Wechselrad des Zeigerwerks (bei 8 Uhr) ist wiederum nicht roskopf-typisch, sondern wie bei jedem “normalen” Ankerwerk.
Die Ausführng des Datumsmechanismus ist wieder eine ziemlich geniale Konstruktion, die aus ganzen sechs Teilen besteht, einer Deckplatte, einer Feder, zwei Hebeln, einem Zahnrad und einem Schaltnocken. Und man mag es kaum glauben, die Montage ist sehr einfach, wenn man ihn, wie auf den Bild gezeigt, verkehrtherum liegend vormontiert.
Der Schaltnocken bei “9”, der von einem hier im Bild noch nicht montierten Übertragungsrad bewegt wird, sorgt dafür, daß das Datum schlagartig um Mitternacht weiterschaltet, indem in der Zeit vor 24 Uhr der oben zu sehende Hebel nach Oben vorgespannt wird und bereits in die Datumsverzahnung des Folgetags eingreift. Punkt Mitternacht löst der Schalthebel aus, fällt nach unten und schaltet den Datumsring eine Position weiter. Der andere Hebel bei 12 Uhr sorgt dafür, daß das Datum sicher einrastet und nicht rückwärts verstellt werden kann. Eine halbschnelle Korrektur durch Vor- und Zurückdrehen von 21 bis 24 Uhr ist selbstverständlich möglich.
Der Eingriff des Schaltnockens ist halb-beweglich, so daß einern schnellen Auslösung um Mitternacht nichts im Wege steht.
Einfach, aber genial!
Im Labor
Technische Daten
Hersteller: | EB |
Kaliber: | 8135 |
Größe: | 11 1/2''' (gemessen: 26,0mm) |
Halbschwingungen pro Stunde: | 18000 |
Hebewinkel: | 49° |
Anzahl Steine: | 21 |
Hemmung: | Stiftanker |
Unruh-Ausführungen: |
Nickel-Ringunruh |
Stoßsicherung(en): |
Novodiac |
Unruhlagerung / Richtung Spirale: | Uhrzeigersinn |
beweglicher Spiralklötzchenträger: | ja |
Regulierorgan: | Spiralschlüssel |
Bauweise: | Massivbau |
Aufzugstyp: | Kupplungsaufzug |
Ausstattung: |
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Referenzen: |
Flume: K3 170 |