Beschreibung
Das 12-linige Stiftankerwerk EB 8800, das Mitte/Ende der 1960er Jahre auf den Markt kam, war für rund 10 Jahre mit eines der am häufigst verbauten Werke aus der Schweiz. Seine sehr einfache Konstruktion, die viele Erweiterungen, bis hin zu einer einfachen Chronographenfunktion, ermöglichte und seine sehr ökonomischen Produktionsweise trugen wesentlich zu seiner Beliebtheit bei.
Die Grundplatine zeigt bereits die sehr wirtschaftliche Bauweise - es handelt es sich hier um eine Pfeilerbauweise, die darin gipfelt, daß sogar das Federhaus auf einer starren Achse gelagert ist. Lagersteine sucht man in dieser Ausführung vergeblich, es gibt allerdings andere Versionen dieses Werks, die bis zu 21 Steine verbauten.
Das Räderwerk ist recht modern konstruiert, das große Federhaus treibt das Großbodenrad an, welches mit einer Rutschkupplung versehen ist (später mehr dazu) und zifferblattseitig das Zeigerwerk antreibt. Anschließend folgen Kleinbodenrad, Sekundenrad (das eine dezentrale Sekunde auf 6 Uhr ermöglicht (ebenfalls als EB 8800 bezeichnet) und das filigrane Ankerrad mit seinen vergleichsweise kleinen Zähnen.
Die Seitenansicht des Räderwerks zeigt schön, wie flach im Verhältnis zu seinem Durchmesser das EB 8800 ist.
Wie bereits weiter oben beschrieben, treibt das Großbodenrad zifferblattseitig das Zeigerwerk an. Dies geschieht unter Verwendung einer Rutschkupplung, hier gut zu erkennen. Die Rutschkupplung ist nötig, um beim Einstellen der Zeit das Werk auszukuppeln. Daß es nicht ausgeschlossen ist, daß sie im Laufe der Zeit ihre Friktion ganz oder zumindest teilweise verliert, kann man sich gut vorstellen.
Da die Grundplatine des EB 8800 ohne Begrenzungsstifte für den Anker auskommt, hat sich EB hier mit einem Kniff beholfen: Auf der Unterseite des Ankers (auf dem Foto liegt der Anker mit seiner Unterseite nach oben!) wird der Befestigungs-Stift der Ankergabel einfach soweit verlängert, daß er in ein Loch auf der Grundplatine eingreift. Der Durchmesser dieses Lochs ist genau so gewählt, daß der der Stift in beiden Endpositionen des Ankers sein Rand berührt. Dadurch wird eine Beschädigung der feinen Anker-Stifte beim Prellen der Unruh ausgeschlossen.
Die sehr flache, schraubenlose Ringunruh des Werks arbeitet mit 18000 Halbschwingungen pro Stunde und ist in manchen Ausführungen stoßgesichert. Sie reguliert das Stiftankerwerk.
Zifferblattseitig gibt sich das Werk ebenfalls sehr modern, es besitzt einen Kupplungsaufzug mit einer gestanzten Winkelhebelfeder, die gleichzeitig das Wechselrad sichert. Innen bei 3 Uhr erkennt man das zifferblattseitige Kupplungsrad des Großbodenrads. Es treibt das Zeigerwerk an und ist gleichzeitig die Verbindung zum Breguet-Aufzugstrieb.
Bei 9 Uhr erkennt man die KIF Protechoc-Stoßsicherung, die allerdings Metall-Lager und Metall-Deckplättchen verwendet. Und einen Tick weiter rechts unten, direkt neben der Stoßsicherung, ist der Begrenzungsstift des Ankers zu sehen.
Technische Daten
Hersteller: | EB |
Kaliber: | 8800 |
Größe: | 12''' (gemessen: 26,4mm) |
Halbschwingungen pro Stunde: | 18000 |
Hebewinkel: | 42° |
Anzahl Steine: | 1 |
Hemmung: | Stiftanker |
Unruh-Ausführungen: |
Nickel-Ringunruh |
Stoßsicherung(en): |
KIF Protechoc |
Unruhlagerung / Richtung Spirale: | Uhrzeigersinn |
beweglicher Spiralklötzchenträger: | ja |
Regulierorgan: | Spiralschlüssel |
Werksaufbau: |
|
Bauweise: | Pfeilerbauweise |
Aufzugstyp: | Kupplungsaufzug |
Winkelhebelfeder: | 2 Loch/Löcher |
Referenzen: |
Flume: K3 69 |
Erwähnung in Artikeln (Jahre): | 1964 - 1965 |
Inventarnummer: | 18006 |