Beschreibung
Spätestens 1944, vielleicht auch schon ein paar Jahre früher, erblickte das Ebosa Kaliber 23, ein vergleichsweise großes Stiftankerwerk mit 11 1/2 Linien, das Lickt der Welt und wurde schätzungsweise bis Anfang der 60er Jahre gebaut.
Video on YouTubeDer Aufbau und die Ausstattung dieses Werks ist sehr ungewöhnlich, insbesondere für ein Stiftankerwerk.
Alle Lager dieses Werks sind mit Rubinen ausgestattet; mit der Ellipse der Unruh (untypisch für ein Stiftankerwerk) kommt man so auf 15 Steine.
Wie man unschwer am Aufbau erkennen kann, haben wir es hier mit einer Roskopf-Konstruktion zu tun, bei der die direkt angetriebene Zentralsekunde unter dem Federhaus liegt. Das Zeigerwerk (Minuten- und Stundenzeiger) wird zifferblattseitig vom Federhaus geführt, während die Zentralsekunde über Kleinboden- und Großbodenrad ebenfalls vom Federhaus angetrieben wird.
Bei diesem Werk gibt es einen eigenen Lager-Kloben für das Zentralsekundenrad und (und das ist jetzt wirklich extrem ungewöhnlich) einen Kloben, der sowohl das Ankerrad, als auch den Anker selber lagert. Auf diese Weise ist es für einen Uhrmacher nicht möglich, den kompletten Werksaufbau ohne eingebauten Anker zu testen!
Die Unruh, die noch mit den damals üblichen 18000 Halbschwingungen pro Stunde arbeitet, besitzt imitierte Schrauben (wie immer in Form massiver Halbkreise) und eine Rubin-Ellipse zum Eingriff in den Anker. Die Pseudo-Schrauben haben keinen technischen Nutzen, sehen aber sehr schön aus!
Das hier vorgestellte Exemplar dürfte vermutlich zu den spätesten Ausführen gehören, da hier die Unruh bereits in zwei KIF Protechoc-Stoßsicherungen gelagert ist. Für ein Stiftankerwerk eher ungewöhnlich, aber gerade bei der verbauten Pseudo-Schraubenunruh mit dünnen Zapfen definitiv sinnvoll.
Das Ebosa 23 besitzt einen Kupplungsaufzug - das ist ebenfalls für ein Stiftankerwerk eher ungewöhnlich und zeigt, wie hochwertig dieses Werk tatsächlich ist.
Von allen Stiftankerwerken des Uhrenbastler-Archivs zählt es sicherlich zu den hochwertigsten Exemplaren.
Im Labor
Zeitwaagen-Ergebnis
Der Eindruck auf der Zeitwaage war leider weitaus schlechter, als es der Eindruck, den es im liegenden Zustand versprach. Während es in den horizontalen Positionen einen geradezu mustergültigen, schnurgeraden Ausdruck bot (der Vorgang ist beabsichtigt, um den Nachgang in den vertikalen Positionen zu kompensieren), waren die Werte in den vertikalen Positionen teilweise jenseits von gut und böse, sowohl was den Nachgang betraf, als auch die Gangstabilität. Auch die Amplitude brach in den hängenden Position massiv ein - besonders schön zu beobachten in Position "3 oben", wo am Ende keine Messung mehr möglich war.horizontale Lagen | |
---|---|
Zifferblatt oben | +70 s/Tag |
Zifferblatt unten | +40 s/Tag |
vertikale Lagen | |
Krone rechts (12 oben) | - s/Tag |
Krone oben (3 oben) | - s/Tag |
Krone links (6 oben) | - s/Tag |
Krone unten (9 oben) | +240 s/Tag |
Technische Daten
Hersteller: | Ebosa |
Kaliber: | 23 |
Größe: | 11 1/2''' (gemessen: 25,5mm) |
Halbschwingungen pro Stunde: | 18000 |
Anzahl Steine: | 15 |
Hemmung: | Stiftanker |
Unruh-Ausführungen: |
Nickel-Schraubenunruh |
Stoßsicherung(en): |
KIF Protechoc |
Unruhlagerung / Richtung Spirale: | Uhrzeigersinn |
beweglicher Spiralklötzchenträger: | nein |
Regulierorgan: | Rückerzeiger mit langem Arm |
Werksaufbau: |
|
Bauweise: | Massivbau |
Aufzugstyp: | Kupplungsaufzug |
Winkelhebelfeder: | 2 Loch/Löcher |
Ausstattung: |
|
Produktionszeitraum: | 194? - |
Referenzen: |
Flume: 1952 23 |