Beschreibung
Die letzte Serie an Automaticwerken trug bei der GUB den Namen “Spezichron” und wurde zwischen 1978 und 1985 produziert, in einer Größenordnung von fast 400.000 Einheiten.
Neben dem, vor allem in Uhren des Versandhauses “Quelle” bekannten GUB 11-26, das nur mit einer Datumsanzeige ausgestattet war, bot das GUB 11-27 auch eine Wochentagsanzeige, wurde allerdings in deutlich niedrigeren Stückzahlen produziert und ist daher ungleich seltener zu finden.
Die Grundplatine des 11 1/2 linigen Werks läßt bereits dessen modernen Aufbau erkennen: Die kleine Messingbuchse im Zentrum des Werks ist nur für die Lagerung der Zentralsekundenwelle gedacht, das Zeigerwerk, bzw. das Minutenrohr wird zifferblattseitig indirekt über das Kleinbodenradlager bei 3:30 Uhr, relativ nah am Zentrum angetrieben. Diese Konstruktion, die vor allem von ETA-Werken bekannt ist, erlaubt ein besonders großes Federhaus, was bei einem Schnellschwinger natürlich von Vorteil ist.
Der Räderwerksaufbau des GUB 11-27 ist folglich: Federhaus - Großbodenrad - Kleinbodenrad - direkt angetriebenes Zentralsekundenrad - Ankerrad. Letzteres ist mit 20 Zähnen ausgestattet.
Die dreischenklige Ringunruh des GUB 11-27 ist mit taillierten Schenkeln versehen. Normalerweise wäre das ein Hinweis auf deren Werkstoff, Glucydur, aber da die Unruh siberfarbig ist, kann hier nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob auch sie eine Glucydur-Unruh ist.
Sicher hingegen ist die hohe Schlagzahl von 28800 Halbschwingungen pro Stunde, die das Werk technisch absolut konkurrenzfähig machten. Leider nur gibt es keine Feinregulierung, so dass die wirksame Länge der Unruhspirale nur direkt am Spiralschlüssel eingestellt werden kann.
Das Sperrrad besitzt eine Achse, an deren Ende ein Vierkant sitzt, welcher in den Federhauskern eingreift. Weil es sich hier um ein einziges Bauteil handelt, gibt es keine Schraube auf dem Sperrad, was ein klein wenig Höhe bei diesem ohnehin relativ hoch bauenden Werk einspart.
Wenn die Dreiviertelplatine des Räderwerks aufgesetzt ist, erkennt man gleich die teilweise vertieft ausgeführten Aufnahmen für das Rädwerk des Automaticmechanismus. Auch hier konnte wieder in klein wenig Höhe eingespart werden.
Der Automaticmechanismus besteht aus drei Rädern. Der Rotor wirkt auf das erste Rad ein, welches ein Rollengesperr nutzt, vergleichbar dem eines Wostok 2416, allerdings nur mit Stahl- statt Rubinrollen. Auf alle Fälle sorgt es dafür, dass der Rotor nur in eine Richtung aufzieht, und in der Gegenrichtung freiläuft, und gleichzeitig, dass der Rotor bei Handaufzugs ausgekuppelt wird.
Es folgen dann zwei Reduktionsräder, wobei das letzte auf das Sperrrad einwirkt.
Das erste Rad des Automaticmechanismus wird mit Hilfe einer sehr kleinen Blattfeder mit sehr guten Flugeigenschaften daran gehindert, sich in der “verkehrten” Richtung zu drehen.
Der Rotor ist kugelgelagert. Seite Größe änderte sich im Laufe der Bauzeit, aus Einsparungsgründen mußte das Rotorsegment kleiner werden.
Die leere Zifferblattseite zeigt nicht nur den Kupplungsaufzug, sondern läßt bei 8:30 Uhr das Trieb des Kleinbodenrads erkennen, welches indirekt das Minutenrad antreibt.
Wie vielen Werken mit indirekt angetriebenem Zeigerwerk, ist auch hier das Minutenrad mit einer Rutschkupplung in Form von zwei Speichen versehen, auf der das Minutenrohr steckt.
Das Wechselrad des Zeigerwerks dreht sich pro Tag fünfmal. Das Datums-Sternschaltrad auf 12 Uhr ist daher so ausgeführt, dass es über den Tag verteilt fünf Schritte a 1/5 Umdrehung macht. Der Finger auf der Oberseite greift in den Datumsring ein und schaltet ihn halbschnell vor. Beim Rückdrehen der Zeit rutscht der Finger durch - eine einfache aber effiziente Art der halbschnellen Datumskorrekur.
Der zweite Schaltfinger des Schaltrads auf der gegenüberliegenden Seite schaltet die Wochentagsscheibe vor und diesmal auch wieder zurück.
Leider wird der Datumsmechanismus mit einer stark konturierten Plastikscheibe abgedeckt. Da diese besonders dünn und dadurch auch labil ist, ist es vorprogrammiert, dass der Datumsmechanismus früher oder später seine Arbeit einstellt.
Ganz besonders problematisch ist die Feder des Sperrhebels. Um sie in Position zu halten müßte die Plastikabdeckung wesentlich stabiler sein. Wenn das nicht der Fall ist, kann sie den Sperrhebel nicht mit ausreichender Kraft gegen die Nasen des Datumsrings drücken.
Die Wochentagsscheibe ist ebenso, wie der Datumsring, aus Plastik. Sie besitzt auf ihrer Rückseite vierzehn halbmondförmige Nasen, die für die Weiterschaltung mit Hilfe des blauen Schaltsrads zuständig sind. Der federnd gelagerte Ring bei 8 Uhr ist für die Rastung der Wochentagsscheibe zuständig.
Wenn die Plastikabdeckung des Datumsmechanismus nicht mehr bündig sitzt (was früher oder später der Fall ist), wird auch die Wochentagsscheibe nicht mehr sauber durch sie geführt und der federnde Ring wandert unter die Nasen der Wochentagsscheibe, die dadurch ihre Funktion einbüßt.
Eigentlich hätte das GUB 11-27 das Zeug zu einem Erfolg gehabt, mit Vollausstattung und hoher Schwingzahl wäre es gegenüber vergleichbaren schweizer Werke nicht zurückgestanden, im Gegenteil, durch den niedrigen Preis sogar fast konkurrenzlos gewesen.
Leider verdirbt der miserabel ausgeführte Datumsmechanismus mit seinen viel zu fragilen Plastikteilen den Spass an diesem Werk und so konnte sich dieses Werk außerhalb der DDR fast nicht durchsetzen. Und funktionsfähige Exemplare sind leider inzwischen ziemlich rar geworden.
Technische Daten
Hersteller: | GUB |
Kaliber: | 11-27 |
Größe: | 11 1/2''' (gemessen: 25,6mm) |
Halbschwingungen pro Stunde: | 28800 |
Anzahl Steine: | 22 |
Hemmung: | Anker |
Unruh-Ausführungen: |
Nickel-Ringunruh |
Stoßsicherung(en): |
GUB (Glashütter Uhrenbetrieb) |
Unruhlagerung / Richtung Spirale: | Uhrzeigersinn |
beweglicher Spiralklötzchenträger: | ja |
Regulierorgan: | Spiralschlüssel |
Werksaufbau: |
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Bauweise: | Massivbau |
Aufzugstyp: | Kupplungsaufzug |
Winkelhebelfeder: | 3 Loch/Löcher |
Ausstattung: |
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Produktionszeitraum: | 1979 - 1985 |
Inventarnummer: | 20010 |