Beschreibung
Eines der bekanntesten neuzeitlichen Lepine-Taschenuhrwerke ist das Unitas 6497, später von der ETA übernommen und seitdem als ETA 6497 erhältlich.
Inzwischen wurde es in China von Sea-Gull praktisch identisch nachgebaut und stellt als Kaliber Sea-Gull ST3600 das Basiswerk einer ganzen Kaliberserie dar, die in unterschiedlichen Ausführungen (meist nur bezüglich der Optik) erhältlich ist.
Inzwischen wird das 16 1/2 linige Werk (36,7mm Durchmesser) längst nicht mehr für Taschenuhren verwendet, sondern für “ausgewachsene” Uhren, die oft an militärische Vorbilder erinnern sollen.
In Punkto Verarbeitung läßt sich das Sea-Gull ST3600 nichts zu Schulden kommen, und auch wenn die Dekoration im Nicht-sichtbaren Bereich praktisch nicht existent ist, so ist doch technisch alles bestens, selbst das Minutenrad darf hier in Steinlagern laufen.
Das Räderwerk ist optisch zwar kein Highlight, aber streng funktionell
und nach klassische Bauweise konstruiert:
Federhaus - zentrales Minutenrad - Kleinbodenrad - dezentrales
Sekundenrad gegenüber der Krone und Stahl-Ankerrad.
Dass eine schweizer Ankerhemmung verwendet ist, ist nur logisch.
Die dreischenklige Glucydur-Unruh läuft in zwei Incabloc-Stoßsicherungen. Ob hier wirklich Glucydur als Werkstoff eingesetzt wird, und ob die beiden Incabloc-Lager nicht nur gute Kopien, sondern Originale sind, läßt sich auf die Schnelle nicht feststellen.
Die Spiralfeder ist nach Etachron-Art befestigt und reguliert, sehr kurios ist die Verwendung einer Schwanenhals-Regulierung bei der “erweiterten” Version, die zumindest beim vorliegenden Exemplar überhaupt nicht funktioniert, weil die Regulierschraube deutlich zu kurz ist.
Zifferblattseitig erkennt man neben dem Kupplungsaufzug auch eine durchgehende, konzentrische Perlierung. Diese sieht deutlich wertiger aus, als der, oft abschätzig als “Shanghaier Striemen” bezeichnete, grobe Streifenschliff auf der Werksseite.
Bei der Standardausführung ist die Zifferblattseite ohne Verzierungen versehen:
Wirklich beeindruckend ist die Performance dieses Werks auf der Zeitwaage. Obwohl sowohl Minutenrad, als auch Wechselrad ungewöhnlich viel Spiel haben, zeigt die Zeitwaage teilweise perfekte Werte:
Für einen Uhrmacher ist dieses Werk auch sehr angenehm zu handhaben, bis auf die breitere Federhausschraube kommt man mit einem einzigen (1,6mm)-Schraubendreher aus, alles ist zudem sehr paßgenau gearbeitet.
Im Labor
Zeitwaagen-Ergebnis
Das Werk zeigt in beiden Ausführungen out-of-the box eine sehr gute Performance auf der Zeitwaage, die teilweise sogar die Chronometernorm erfüllt. Der erste Wert steht für die Standardausführung, der zweite für die optisch aufgeborte Version.horizontale Lagen | |||
---|---|---|---|
Zifferblatt oben | +2 / -2 s/Tag | 0.0 / 0.3ms | |
Zifferblatt unten | +2 / -3 s/Tag | 0.0 / 0.4ms | |
vertikale Lagen | |||
Krone rechts (12 oben) | +4 / +7 s/Tag | 0.2 / 0.5ms | |
Krone oben (3 oben) | +-0 / +2 s/Tag | 0.0 / 0.5ms | |
Krone links (6 oben) | -4 / +2 s/Tag | 0.0 / 0.4ms | |
Krone unten (9 oben) | -1 / +11 s/Tag | 0.1 / 0.6ms |
Technische Daten
Hersteller: | Sea-Gull |
Kaliber: | ST3600 |
Basiskaliber: | Sea-Gull ST3600 |
Größe: | 16 1/2''' (gemessen: 36,7mm) |
Halbschwingungen pro Stunde: | 21600 |
Anzahl Steine: | 17 |
Hemmung: | Anker |
Unruh-Ausführungen: |
Glucydur-Ringunruh (dreischenklig) |
Stoßsicherung(en): |
chin. Incabloc-Kopie |
Unruhlagerung / Richtung Spirale: | Uhrzeigersinn |
beweglicher Spiralklötzchenträger: | ja |
Regulierorgan: | Rückerzeiger mit langem Arm / Schwanenhals |
Werksaufbau: |
|
Bauweise: | Massivbau |
Aufzugstyp: | Kupplungsaufzug |
Winkelhebelfeder: | 3 Loch/Löcher |
Befestigung Winkelhebel: | geschraubt |
Ausstattung: |
|
Inventarnummer: | 23052,24001 |