2023 war mit sage und schreibe 100 Uhren und Werken das Support-Jahr von Jake R. Kaywell aus den USA, aber es ging sogar noch weiter, 2024 kamen nochmal weitere 50 Werke ins Archiv!
Ihm ist es als Philantrop und Unterstützer des Uhrwerksarchivs ein Anliegen, die russische Uhrmacherei in ihrer ganzen Breite vorstellen zu lassen, aber auch bislang noch unterrepräsentierte Bereiche wie die amerikanische und japanischen Hersteller zu beleuchten. Daher stellte er sieben Päckchen äußerst sorgfältig und wohlbedacht zusammen, die zusammen folgende Länderverteilung ergeben:
Seine Familie kommt ursprünglich aus Ungarn und arbeitete sogar in der zweiten Moskauer Uhrenfabrik (2MWF), in der Slava-Werke und Uhren produziert wurden, daher die besondere Verbindung zu russischen Uhren.
Das erste Überraschungspaket gab es im März 2023 und behandelt wichtige russische Werke, die bis dato noch nicht im Archiv vorhanden waren.
Als erstes gab es mehrere Poljot 2609 und ein Poljot 2614B, welche durch ihre streng
geometrischen und konstruktvistischen Formen begeistern. Außerdem waren einige, hierzulande
eher seltene Zaria 2009-Werke dabei, aus der Zeit, als seine Familie in der zweiten Moskauer Uhrenfabrik tätig war.
Weiterhin enthielt das Päckchen mehrere Raketa 2603, seiner Meinung nach die ultimative
Ausführung dieser Werksfamilie, die auf dem ZIM 2602 basiert,
und last but not least das frühe Molnija ChK-6, den vor allem optisch wunderschönen Vorgänger
des wohl bekannten Molnija 3602. Mit dem ChK-6, das
das erste Werk war, welches er auseinander nahm, begann seine Begeisterung für die
Uhrmacherei.
Im Juni 2023 gab es dann ein zweites Paket, dessen Schwerpunkt besonders rare und historisch wichtige russische Werke sind, aber auch Werke aus Indien, China und Japan sind dabei, die bislang nicht im Archiv sind. So eine Spende kommt fast einem Lottogewinn gleich:
In diesem Paket waren gleich mehrere Uhren und Werke enthalten, die so selten und schwer zu bekommen sind, dass diese Spende an das Archiv schon fast einem Lottogewinn gleichkommt:
Die Spende enthielt eine ganz frühe (1939) Kirovski K-43 (mit dem Kaliber Type-1), das erste jemals in der Sowjetunion produzierte Werk, dann ein ebenfalls ganz frühes Chaika 3050-KR Quarzwerk, die erste russische Quarzuhr, ein weiteres seltenes Slava 2356 Quarzwerk aus den 1980er Jahren, welches sogar noch bis 2011 produziert wurde, dann ein wunderschönes flaches Poljot 2209 aus der ersten Serie aus dem Jahr 1963, mehrere Zaria-Werke unterschiedlichen Alters (Kaliber 2009B und 1800) und noch drei Raketa-Werke, Kaliber 2609A, 2609.HA und 2614.H., die entsprechenden Hersteller-Listen weiter vervollständigen.
Weiterhin waren zwei besondere indische Uhren/Werke dabei, eine HMT Vivek mit dem Kaliber HMT 0231, ein echter Dauerbrenner, und eine HMT Kaliash mit dem von Citizen/Miyota lizensierten Kaliber 8205, bei dem natürlich die Details zum “Original” herausgearbeitet werden.
Besonders schmal und lang (und selten zu finden) ist ein Seiko 1520B in einer besonders dekorativ ausgeführten Damenuhr mit facettiertem Glas.
Außerdem gab es noch eine Certina (Kurth Freres) Cal. 260 und zwei nagelneue Sea-Gull-Werke, einmal ein ST 3600 und einmal ein ST 3621, jedes für sich faszinierend und reichlich dekoriert.
Im August 2023 kam dann eine dritte und vorerst finale Spende, die erstmal fast zwei Monate im deutschen Zoll festhing, was die Vorfreude natürlich massiv erhöhte. Ihr Ziel ist es, damit jede wichtige Kaliberserie aus Russland zu dokumentieren und damit sicherzustellen, dass die Bandbreite der russischen Uhrmacherei nicht in Vergessenheit gerät:
So sind von Poljot die Werke 2415 (“Orbita”, zwischen 1962 und 1969 das flachste Automaticwerk auf dem Markt, nur 2,9mm dünn) und 2616.2H, von Agat das frühe Stoppuhr-Kaliber 4282, von Chaika das gesuchte, legendäre winzige und kleinste in Russland produzierte Werk Chaika 1200, von ZIM das frühe ChK-6, von Luch die Kaliber 1809 und 1814, von Raketa das besondere Kaliber 2209 (extraflach und besonders interessant konstruiert), sowie die Kaliber 2627.H (in hervorragedem Zustand) und 3056A (ein seltenes Quarzwerk aus 1985), von Zaria die Kaliber 2014A und 1956 (ebenfalls ein selten zu findendes Quarzwerk) in dem Paket.
Abgerundet wird es durch ein Buren 481, zwei Sea-Gull-Kaliber, nämlich ST3620 und ST2130, durch ein Seiko 7009A und durch die HMT-Kaliber 1809 und 0180A.
Anfang September wurde dann Überraschungspaket Nummer vier, und Mitte Oktober das (diesmal wirklich) finale Überraschungspaket Nummer fünf aus den USA geschickt, was zu dem Kuroisum führte, dass Ende Oktober zuerst das fünfte, und einen Tag später das vierte Paket ankam. Der Zoll ist immer für eine Überraschung gut…
Der Fokus des vierten Pakets lag diesmal auf amerikanischen Werken. Von Waltham waren die Kaliber 750B und Grade Sapphire enthalten, von dem für mich bis dato völlig unbekannten Hersteller South Bend das Kaliber 411, von Bulova das Kaliber 8AC (wohl noch in den USA produziert und nicht in der Schweiz), von Hamilton die Kaliber 748 und 995A, von Elgin das Kaliber 670 und von Illinous ein Kaliber Grade 33.
Als Abrundung waren von Junghans ein J24, von Citizen das fantastische Kaliber 4103, von Cortebert das Kaliber 677, von Lip ein bis dato noch nicht genauer identifiziertes 17-liniges-Kaliber, von Movado ein Kaliber 250N (oder 620N), und das etwas kuriose low-end-Kaliber Smiths PY.
Das gigantische fünfte Paket bot nochmal eine wunderbare Abrundung über alle Bereiche, natürlich nochmal mit einem Schwerpunkt auf russischen Werken.
Aus Amerika wurde ein Waltham Grade No. 220, ein Gruen 515SS (hinter dem sich ein französisches Jeambrun 26D verbirgt), ein Wittnauer Kaliber 7TN (im Original ein Revue 73 aus der Schweiz), ein Hamilton 911, ein Elgin Grade 524, ein Benrus BM1 (FHF 60), sowie von Bulova die die Kaliber 1000 11 (evtl. ein FHF-Kaliber), 6B0 (ein Auore-Villeret 120) und ein 7AA beigesteuert.
Aus China gab es ein NOS Sea-Gull ST19, ein faszinierendes Schaltrad-Chronographen-Kaliber.
Aus Japan gab es ein beeindruckendes Ricoh Kaliber 45722 mit 45 Steinen (12 davon in Form winziger Kugeln für die Rotorlagerung), ein Ricoh 259 und ein hochwertiges Ricoh Quarz-Kaliber 510.
Auch ein paar russische Besonderheiten waren dabei, wie das legendäre Elektronika B6-03 mit LED-Anzeige, das nicht weniger legendäre Elektronika B6-02 (LCD), ein Chaika 1301, ein Zaria 1802 (das Äquivalent zum LIP T18) und ein Poljot 2415A “Rodina”, das erste Automaticwerk aus der Sowjetunion.
Aus Frankreich wurden das Lip T18 und ein Jeambrun 26D beigelegt, aus Deutschland das im Vergleich zum PUW 60 recht seltene PUW 61, und aus der Schweiz neben oben beschriebenen Benrus-Kaliber, ein AS 1287, ein 16-liniges Omega-Taschenuhrenwerk in hochwertiger Ausführung, ein AS 970 und ein modernes Ronda Harley Quarzwerk Kaliber 3572.
Kurz vor Weihnachten gab es dann eine tolle Überraschung, mit der Jake es geschafft hat, die Zahl der Werke auf sage und schreibe 100 in einem Jahr zu erhöhen!
Auch dieses, sechste Paket enthielt eine wundervoll kuratierte Spende.
Aus dem COMECON (Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe, das sozialistische Pendant zum Marshallplan zwiwchen 1949 und 1991) stammten ein frühes chinesisches Sea-Gull ST5, ein besonders seltenes Prim 200-Quarzwerk aus den 1980 Jahren, und aus der ehemaligen DDR ein ungebrauchtes UMF Hektor (UMF M69), ein GUB 69.1 und ein GUB 63.
Aus der Sowjetunion selber gab es die superseltenen Kaliber Zaria 2209 und Zaria 2015 gleich in jeweils dreifacher Ausfertigung, ein frühes Zaria 2014, ein frühes Exemplar eines ZiM 2602, dem Lieblingswerk von Jake, ein ZiM 2608 mit Zentralsekunde, ein seltenes Molnija 3608, ebenfalls mit Zentralsekunde, in einer Ural-Armbanduhr mit Aluminiumgehäuse, ein frühes Poljot 2414, ein Poljot 2614.2H, ein Poljot 2428.H, dann das legendäre Wecker-Kaliber Poljot 2612.1, von Slava die Kaliber 2414, 2427 und 2428, alle aus der selben Werksfamilie mit Doppelfederhaus, sowie ein Wostok 2409.
Aus dem westlichen Wirtschaftsraum stammten die Werke HMT 020 aus Indien, Seiko 5Y30A (ein typisches Quarzwerk aus den 1980ern), ein französisches Lorsa P72A, ein deutsch/schweizerisches PUW 2501-2531 in einer amerikanischen Hamilton-Uhr, ein schweizer Unitas 6310 und ein amerikanisches Elgin 673 aus der Blütezeit amerikanischer Uhrenproduktion.
Eine schier unglaubliche Fortsetzung gab es im Mai 2024, in Form eines Päckchens mit weiteren 20 Uhren und Werken, die eine geniale Bereicherung des Archivs darstellen.
Da Jake im Frühjahr 2024 seine Ausbildung zum WOSTEP-Uhrmacher bei der Richemont-Gruppe (u.a. Cartier) anfing, war es ihm möglich, Werke für das Archiv zu bekommen, die für das Uhrwerksarchiv sonst unerreichbar gewesen wären.
Highlight ist sicher das ultraflache Piaget 9P, eines der flachsten jemals gebauten Werke, das sicher
unter “haute horlogerie” läuft. Ebenfalls spektakulär ist das Bulova 2240, das sogenannte “Accuquartz”-Kaliber,
das erste Stimmgabelwerk im Archiv, das mit seiner Quarzsteuerung den Höhepunkt dieser Technologie
darstellte. Zwei hochwertige LeCoultre-Werke, Kaliber K480/CW und K490/BW sind ebenso faszinierend wie
das Citizen 2B/9200, eines der besten Citizen-Werke, die es gab. Das Gegenstück dazu, das extrem kostengünstig
produzierte Citizen 2510A ist der wunderbare Gegenpol dazu.
Ein schon lange für das Archiv gesuchtes Werk ist das Lip R148R, ein elektromechanisches Werk, dessen
Aufbau schon ein wenig an einen Schrittmotor für Quarzwerke erinnert. Von Lip gab es außerdem das
kleine, feine Kaliber Lip T15.
Aus der Schweiz gab es zwei schöne IWC-Kaliber, IWC 431 und IWC 92, und aus Großbritannien eines der besten Armbanduhrwerke, das Smiths 82.
Natürlich dürfen auch russische Kaliber nicht fehlen, wie das Raketa 2601.H aus der bekannten Blindenuhr, das seltene, da ohne Sekundenanzeige ausgestattete Molnija 3600 und das späte, schon etwas einfachere, aber immer noch spektakuläre Wostok 2809B.
Aus Fernost gab es das Kaliber Sea-Gull ST6, das letzte Handaufzugskaliber vor Einstellung und das erste vor Wiederaufnahme der Produktion mechanischer Werke. Außerdem ein Sea-Gull ST6D, eine frühere Version des bekannten, kleinen Sea-Gull Automaticwerks, und ein Allwyn A6319, ein von Seiko lizensiertes Automaticwerk aus Indien.
Abgerundet wird die Spende von drei Quarzwerken, einem modernen Luch 16853 mit Mondphasen-Indikation, einem indischen Titan 7321 und einem indischen Titan 510YAC (oder T420). Ersteres war so erfolgreich, dass Allwyn und beinahe auch HMT mit ihren Mechanikwerken keine Chance mehr hatten.
Ein unglaubliches, diesmal wirklich letztes, Paket erreichte das Archiv Anfang September 2024.
Es enthielt neben einer wunderbar designten Dankeskarte abermals eine ganz hervorragend kuratierte Spende mit sage und schreibe 30 weiteren Werken, die folgende Länder/Regionen umfassen:
Aus Japan gab es das Seiko 6349A, ein eher einfaches Automaticwerk, ein Seiko 5606A, das qualitativ deutlich drüber steht, ein Seiko 4633 aus der legendären 4004er Quarzuhrenserie, ein wunderbares elektromechanisches Seiko 3703B und ein sehr hochwertiges, kleines Seiko 2559A. Citizen ist mit dem Damenquarzwerk Citizen 6000A aus den 1980er Jahren am Start und von Ricoh gibt es ein noch nicht identifiziertes, kleines Damenuhrenwerk mit Zentralsekunden- und Datumsindikation.
Ein großer Teil der Uhren kommt aus den USA, das Meisterstück Elgin 760, eines der ganz wenigen original amerikanischen Automatikwerke, das winzige Damenuhrenkaliber Elgin 702, das Standardwerk Elgin 681 und ein Elgin 671 mit Stoßsicherung, das in fantastischem Zustand und sogar mit der Original-Box gespendet wurde! Von Hamliton gab es das extrem hochwertige Hamilton 928M, wohl eines der besten je hergestellten Werke aus den USA, das Hamilton 747 und das Hamilton 770, beides tolle Beispiele der amerikanischen Uhrmacherkunst.
Weiterhin gab es ein wunderschönes Illinois 807A und ein tatsächlich original amerikanisches Gruen 335.
Aus der DDR gab es eine Thiel Taschenuhr mit einem ungewöhnlich ausgeführten Thiel Vineta II alt, ein GUB 70.1, das eine wichtige Lücke im Archiv füllt, und ein UMF 14-33, ein Quarzwerk der zweiten Generation, das ebenfalls bislang im Archiv fehlte.
Aus Deutschland wurde ein 16-steiniges Junghans J80 gespendet, aus Frankreich ein ultraflaches Lip R136C und aus der ehemaligen Tschechoslowakei ein Prim 66.4.
Natürlich darf auch ein Werk aus der Sowjetunion nicht fehlen, in diesem Fall ein Raketa 2609.HA, das es bislang nur in defekter Ausführung im Archiv gab.
Aus der Schweiz gab es zwei Werke, die etwa 70 Jahre auseinander liegen, ein Hammerautomaticwerk, das noch nicht bestimmt werden konnte, aber in einer Baume&Mercier-Automaticuhr verbaut wurde, sowie ein ETA 955.112, das bis vor kurzem noch als Trainingsmaterial in den WOSTEP-Kursen verwendet wurde, inzwischen aber durch das ETA E61.111 ersetzt wurde.
Aus China gab es ein, bislang nicht eindeutig bestimmbares Automatickaliber, das auf dem Chinese Standard Movement basiert, ein frühes und seltenes Shanghai SS1 und als besonderes Goodie ein Zuanshi MJI-BE, das erste chinesische Stoppuhrwerk, das sogar mit seiner Original “Diamond”-Box kommt!
Aus Indien kommt schließlich noch das Quarzwerk HMT 2150, sowie das Quarzwerk Titan 7121 - beides Zeitzeugen der Umstellung auf Quarzwerke.
All diese wunderbaren Werke von Jake R. Kaywell werden vsl. ab Herbst 2024 ins Archiv aufgenommen, und natürlich dann auch hier verlinkt.