Beschreibung
Ein spannend, da ungewöhlich konstruiertes 11 1/2 liniges Handaufzugswerk aus Russland ist das Kaliber Poljot 2614B, das - in welchen Details genau, ist leider nicht bekannt - eine Weiterentwicklung des Poljot 2614 ist. Vor allem aber auch seine streng geometrische Form macht es interessant.
Das erste, ungewöhliche Konstruktionsmerkmal ist das großflächig rubingelagerte Zwischenrad zwischen Federhaus und Minutenrad. Das hat unter anderem zur Folge, dass sich das Federhaus entgegengesetzt der sonst üblichen Richtung dreht, und demzufolge beim Aufzug ein weiteres Wechselrad benötigt, um den Kronenaufzug in der gewohnten Art und Weise bedienen zu können.
Das Minutenrad ist steingelagert, unter einem eigenen Kloben zu finden.
Das restliche Räderwerk ist wieder traditionell aufgebaut, auf das Minutenrad folgen Kleinbodenrad, Zentralsekundenrad und Ankerrad, recht platzsparend angeordnet, um der großen, dreischenkligen Ringunruh möglichst viel Platz zu bieten.
Die Unruh, möglicherweise sogar eine Glucydur-Unruh, läuft in zwei Stoßsicherungslagern, die grob an Junghans-Stoßsicherungen erinnern, aber russischen Ursprungs sind. Mit nur 18000 Halbschwingungen pro Stunde ist dieses Werk ein Langsamschwinger, für 1972 fast schon ananchronistisch.
Als Hemmung kommt eine schweizer Palettenankerhemmung zum Einsatz.
Auf der noch leeren Zifferblattseite erkennt man bereits den Platz für das Datumsschaltrad. Sehr schön zu sehen sind die beiden Ausschnitte für die Ankerpaletten, die es dem Uhrmacher sehr einfach machen, sie zu ölen.
Das Datumsschaltrad wird über ein doppeltes Stundenrad angetrieben, oben steht es im Eingriff mit dem Wechselrad, unten mit dem Schaltrad.
Das Schaltrad spannt den Wechselhebel (zwischen 8 und 9 Uhr) so vor, dass er sich um Mitternacht schlagartig entladen und den Datumsring um eine Position weiterschalten kann.
Eine Korrektur ist nur halbschnell möglich, durch Zurückdrehen der Zeit auf etwa 20:00 und anschließendem Vordrehen über Mitternacht hinaus.
Ein praktisches Detail ist die Feder für die Sperrklinke des Datumsrings, die in die obere Abdeckung eingelassen ist, und damit nicht Gefahr läuft, unkontrolliert wegzufliegen.
Im Labor
Zeitwaagen-Ergebnis
Vermutlich liegt am Alter und daran, dass das Werk ziemlich "verbraucht" ist, jedenfalls sind die Gangwerte recht durchschnittlich, abgesehen von einem starken Ausreißer, der auf ein Problem mit der Unruhwelle oder Stoßsicherung hindeutet.horizontale Lagen | |||
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Zifferblatt oben | -200 s/Tag | 151° | 0.0ms |
Zifferblatt unten | +23 s/Tag | 272° | 0.0ms |
vertikale Lagen | |||
Krone rechts (12 oben) | +10 s/Tag | 217° | 0.2ms |
Krone oben (3 oben) | +8 s/Tag | 226° | 0.3ms |
Krone links (6 oben) | -13 s/Tag | 210° | 0.1ms |
Krone unten (9 oben) | -12 s/Tag | 215° | 0.2ms |
Technische Daten
Hersteller: | Poljot |
Kaliber: | 2614B |
Basiskaliber: | Poljot 2609 |
Größe: | 11 1/2''' (gemessen: 26,0mm) |
Höhe: | 3,80mm |
Halbschwingungen pro Stunde: | 18000 |
Anzahl Steine: | 17 |
Hemmung: | Anker |
Unruh-Ausführungen: |
Glucydur-Ringunruh (dreischenklig) |
Stoßsicherung(en): |
3-schenklig russisch |
Unruhlagerung / Richtung Spirale: | Uhrzeigersinn |
beweglicher Spiralklötzchenträger: | ja |
Regulierorgan: | Spiralschlüssel |
Werksaufbau: |
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Bauweise: | Massivbau |
Aufzugstyp: | Kupplungsaufzug |
Winkelhebelfeder: | 4 Loch/Löcher |
Ausstattung: |
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Produktionszeitraum: | 1972 - ???? |
Inventarnummer: | 23032 |