Beschreibung
Das robuste Wostok 2416B ist ein, vor allem in den 80er und 90er Jahren gerne von Wostok verbautes russisches Automaticwerk, das vor allem in der “Kommandirski”-Serie von Taucheruhren zu finden ist.
Sein Einbaumaß beträgt 24mm, rechnet man allerdings den Rotor mit ein, so kommt man auf eine stattliche Größe von 29,8mm.
Natürlich sind bei diesem Werk alle Lager mit Steinen versehen, nur das langsam drehende Federhaus kommt ohne Steinlager aus. In Summe werden, vor allem durch den aufwändigen Automaticmechanismus, 31 Steine verbaut.
Wie man sieht wird nicht der ganze Platz genutzt, den die Grundplatine bietet. Das ist durchaus so gewollt, weil sich dadurch mehr Platz für den Rotor ergibt.
Der Räderwerksaufbau ist einstöckig und mit direkt angetriebenem Minutenrad, Kleinbodenrad, Sekundenrad und Ankerrad sehr klassisch. Es wird ein sehr großes Federhaus genutzt, um eine ausreichend lange Gangreserve zu garantieren.
Wenn man genau hinsieht, erkennt man oberhalb des Minutenrads das Zentralsekundentrieb, das indirekt vom Kleinbodenrad angetrieben wird. Dadurch, dass das Minutenradlager vertieft auf der Federhausbrücke liegt, kann das Kleinbodenrad es überstreifen und in das Zentralsekundentrieb eingreifen, ohne, dass ein doppeltes Kleinbodenrad notwendig wäre.
Zwischen Unruhkloben und der Grundplatine ist ein 0,04mm hoher Spacer verbaut, eine etwas hemdsärmlige Lösung, um das Höhenspiel des Unruhklobens justieren.
Die stoßgesicherte Unruh selber ist dreischenklig und arbeitet mit 19800 Halbschwingungen pro Stunde. Sie reguliert ein Palettenankerwerk schweizer Bauart. Die effektive Länge der Unruhspirale kann über einen langen Spiralschlüssel-Zeiger justiert werden.
Reichlich kurios ist, wie das Kronrad entkoppelt wird: Auf der Unterseite der Federhausbrücke befindet sich ein bewegliches Lager, das von einer Feder in Stellung gehalten wird und auf dessen Oberseite sich das Kronrad befindet.
Wozu dieser Aufwand nötig war, ist unklar, denn das Kronrad wird so oder so dank der Breguetkupplung auf der Aufzugswelle ausgekuppelt.
Eine der beiden Wechselrad-Achsen für den Automaticaufzug befindet sich auf der Räderwerksbrücke. Offenbar ging man bei Wostok von enormen Kräften aus, die auf diese Achse einwirken, denn ihr Lager ist gleich mit zwei Schrauben auf der Innenseite der Räderwerksbrücke bombenfest montiert.
Auch ohne montierten Automaticmechanismus muß sich eines der Übertragungsräder in Position befinden. Bei 4:30 Uhr recht nah am äußeren Rand kann man es erkennen. Es ist übrigens achsengelagert.
Links sieht man die Blattfeder, mit der die Sekundenwelle in Position gehalten wird, und man erkennt schön, wie sie im Eingriff mit dem Kleinbodenrad steht.
Der Automaticaufzug ist mit zwei Wechselrädern und drei Übertragungsrädern, von denen eines als Kupplung agiert, recht aufwändig konstruiert. Er zieht in beiden Drehrichtungen auf.
Das linke Wechselrad greift in den Zahnkranz des kugelgelagerten Rotors ein. Es steht ebenso im Eingriff mit dem rechten Übertragungsrad. Beide verfügen über ein Rollgesperr, ähnlich dem “Gyrotron” von Girard-Perregaux, das dafür sorgt, dass sich das untere Trieb nur immer in eine, gleiche, Richtung dreht, egal, in welche Richtung sich der Rotor dreht.
Nachfolgend kommt ein großes und ein kleines Übertragungsrad, sowie das Kupplungsrad, das schlußendlich in das Sperrrad eingreift, bzw. bei Handaufzug den Automaticmechanismus entkoppelt.
Das Kupplungsrad mit seiner integrierten Klinke bietet auch wieder in einer Drehrichtung einen Freilauf.
Das Wechselrad ist nach dem “Gyrotron”-Prinzip von Girard-Perregaux konstruiert. Im Inneren sorgen fünf Scheiben aus synthetischem Rubin dafür, dass in einer Drehrichtung ein Freilauf erfolgt, und in der anderen Drehrichtung das Trieb mitgenommen wird.
Beide Wechselräder sind achsengelagert und werden mittels einer Feder gehalten. Die starken Schleifspuren am rechten Wechselrad lassen erahnen, dass diese Art der Fixierung eher suboptimal ist.
Der Rotor mit seinem eingestanzten “B” (für Wostok = kyrillisch “Восток”) ist kugelgelagert.
Auf der Zifferblattseite erkennt man neben der eingeschraubten(!) Stoßsicherung der Unruh und dem weit innenliegenden Kupplungsaufzug mit seiner ungewöhnlich großen Winkelhebelfeder auch bereits die Vorbereitungen für die Datumsindikation.
Bei 11 Uhr sind die hervorragend zugängigen Paletten des Ankers zu erkennen. Die großen Ausschnitte in der Platine ermöglichen eine problemlose Ölung der Ausgangspalette.
Der Kalendermechanismus arbeitet mit halbschneller Korrektur (Zurückdrehen der Uhrzeit auf 20 Uhr und anschließendes Vorstellen der Zeit) und blitzartiger Weiterschaltung um Mitternacht.
Hierfür wird ein Schaltnocken und eine Feder eingesetzt. Der Schaltnocken wird über seinen Stift und ein beweglich auf ihn aufgesetztes Zahnrad vorgespannt. Die Feder sorgt für ein schlagartiges Entladen um Mitternacht, wobei der Stift, der im Eingriff mit dem Datumsring steht, diesen um einen Tag weiterschaltet.
Typisch für dieses Werk ist die feine Schrifttype des Datumsring, die an frühe Plotter-Zeichnungen erinnert.
Beim Wostok 2416B kann man gut erkennen, dass der Rotor weit über die Fläche des Zifferblatts hinausragt.
Technische Daten
Hersteller: | Wostok |
Kaliber: | 2416B |
Größe: | 10 1/2''' (gemessen: 24,0mm) |
Halbschwingungen pro Stunde: | 19800 |
Anzahl Steine: | 31 |
Hemmung: | Anker |
Unruh-Ausführungen: |
Glucydur-Ringunruh |
Stoßsicherung(en): |
3-schenklig russisch |
Unruhlagerung / Richtung Spirale: | Uhrzeigersinn |
beweglicher Spiralklötzchenträger: | ja |
Regulierorgan: | Spiralschlüssel |
Werksaufbau: |
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Bauweise: | Massivbau |
Aufzugstyp: | Kupplungsaufzug |
Winkelhebelfeder: | 5 Loch/Löcher |
Ausstattung: |
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Inventarnummer: | 18034 |