Beschreibung
Anfang der 1960er Jahre brachte Felsa seine vorletzte Automatic-Kaliberserie auf den Markt, die man auch als Höhepunkt der Felsa’schen Entwicklung sehen kann.
Das Felsa 4002 ist die Ausführung mit Datumsanzeige aber ohne Schnellkorrektur.
Die optisch gefälligste Ausführung war vergoldet, hier kommt die reichhaltige Ausstattung mit Steinlagern wunderbar zur Geltung. Bis auf das reibungs-unkritische Federhaus sind selbstverständlich sämtliche Lager mit Rubinen ausgestattet.
Auffällig ist, wie wenig Platz für das Räderwerk und Unruh genutzt werden, gut 1/3 bleibt ungenutzt,
Das direkte im Kraftfluß befindliche Minutenrad ist unter einer eigenen Brücke gelagert. Dies war zwar nicht mehr sonderlich modern, aber jahrzehntelang bewährt.
Interessant ist, dass das Kronrad nicht Teil der Aufzugsbrücke ist, sondern sich auf der Innenseite der Räderwerksbrücke befindet.
Das Räderwerk ist noch recht altmodisch aufgebaut: Das sehr groß dimensionierte Federhaus treibt das zentral gelagerte Minutenrad direkt an, gefolgt von Kleinbodenrad, Sekundenrad (auf 6 Uhr gelagert, theoretisch hätte man hiermit eine dezentrale Sekundenanzeige realisieren können) und schließlich dem Stahl-Ankerrad.
Das Kleinbodenrad ist doppelt verzahnt und versetzt ausgeführt, um das Zentralsekundentrieb spiel- und flatterfrei anzutreiben, was auch optimal funktioniert.
Besonders hochwertig ist in der hier gezeigten Ausführung die Unruh: Die große Glucydur-Schraubenunruh ist optisch wie technisch High End. Da ist es direkt schade, dass nur eine flache Unruhspirale verbaut wurde, und die Schlagzahl von 18000 Halbschwingungen pro Stunde auch nur direkt am Spiralschlüssel justiert werden kann. Hier wäre eine Breguet-Spirale und eine Schwanenhals-Feinregulierung noch das Tüpfelchen auf dem i gewesen.
Natürlich ist die Unruh stoßgesichert, in dem Fall in einer zweischenkligen Stoßsicherung. Um welche genau es sich handelt, ist leider nicht zu ermitteln.
Ohne Automaticmodul entspricht das Felsa 4002 dem Kaliber Felsa 4012. Man kann gut erkennen, wie der Eingriff des Automaticmoduls in das Kronrad in Position 8:30 Uhr erfolgt.
Das Automaticmodul besteht aus einem Wippenwechsler, einem Übertragungsrad, auf das die gefederte Sperrklinke einwirkt, und dem Übertragungsrad, welches in den Eingriff mit dem Kronrad kommt.
Der Totwinkel ist mit knapp 60° relativ groß.
Die beiden Übertragungsräder sind beidseitig rubingelagert, die beiden Räder des Wippenwechslers allerdings nicht.
Bei Handaufzug erfolgt die Auskopplung des Rotors erst über den Wippenwechsler. Die Übertragungsräder und insbesondere die Sperrklinke haben hier Schwerstarbeit zu leisten. Hier wäre eine Breguet-Kupplung am, mit dem Kronrad in Eingriff stehenden Übertragungsrad wünschenswert gewesen. Ein kleiner Faux-pas bei diesem sonst so hervorragend konstruierten Werk.
Recht üblich für Felsa ist, dass der Rotor achsengelagert ist.
Der Rotor besitzt eine Schwermetallfüllung, vermutlich aus Blei.
Die starre Achse läuft dabei in einem Rubin-Lager des Rotors. Sie ist dreifach verschraubt und kann im Falle eines Achsbruchs einfach ersetzt werden, sofern es noch Ersatzteile gibt.
Der Kalendermechanismus des Felsa 4002 ist recht simpel ausgeführt und ermöglicht keinerlei Korrektur. Im ungünstigsten Fall muß man extrem lang “kurbeln” und die Uhrzeit so lange verstellen, bis das Datum stimmt. Dies wurde in späteren Ausführungen des Werks (Felsa 4007) wurde dies zugunsten einer halbschnellen Korrekturmöglichkeit geändert.
Dafür ist die Rastfunktion des Datumsrings besonders elegant gelöst: Ein flaches, unter einem Vorsprung gelagertes und mit einer Feder (ebenfalls unter einem Vorsprung gesichert gelagert) verbundenes Metallplättchen sorgt dafür, dass die Datumsscheibe stets sauber einrastet. Für den Uhrmacher ist es sehr angenehm, dass Felsa hier auf fliegend gelagerte Federn und Hebel (welche in aller Regel mit guten Flugeigenschaften glänzen) verzichtet hat.
Die Winkelhebelfeder des Felsa 4002 besticht durch ihre besonders robuste Ausführung.
Insofern bietet auch die Zifferblattseite wieder jede Menge für’s Auge - eben typisch Felsa.
Im Labor
Das vorliegende Werk kam verharzt und mit einem starken Abfallfehler in die Werkstatt. Ein Gehäuse war nicht mehr vorhanden, es bestand vermutlich aus Gold und wurde eingeschmolzen und damit vernichtet. Jammerschade!
Es wurde eine Reinigung mit anschließendem Ölen und Justieren durchgeführt
Zeitwaagen-Ergebnis
Dafür, dass das Werk in eher schlechtem Zustand war (mit “Schlachtwerken” geht man in der Regel nicht vorsichtig um), und bereits 60 Jahre auf dem Buckel hat, zeigte es außerordentlich gute Werte auf der Zeitwaage. In fünf der sechs Lagen beträgt die tägliche Gangabweichung keine zehn Sekunden mehr, und auch der minimale Abfallfehler in allen Lagen zeigen, welch hohe Qualität dieses Werk besitzt.horizontale Lagen | |||
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Zifferblatt oben | +17 s/Tag | 245° | 0.1ms |
Zifferblatt unten | -7 s/Tag | 298° | 0.3ms |
vertikale Lagen | |||
Krone rechts (12 oben) | -4 s/Tag | 213° | 0.2ms |
Krone oben (3 oben) | +5 s/Tag | 209° | 0.3ms |
Krone links (6 oben) | -9 s/Tag | 202° | 0.1ms |
Krone unten (9 oben) | -9 s/Tag | 204° | 0.4ms |
Technische Daten
Hersteller: | Felsa |
Kaliber: | 4002 |
Basiskaliber: | Felsa 4000 |
Größe: | 11 1/2''' |
Halbschwingungen pro Stunde: | 18000 |
Anzahl Steine: | 25 |
Hemmung: | Anker |
Unruh-Ausführungen: |
Glucydur-Schraubenunruh |
Stoßsicherung(en): |
2-schenklig (allgemein) |
Unruhlagerung / Richtung Spirale: | Uhrzeigersinn |
beweglicher Spiralklötzchenträger: | ja |
Regulierorgan: | Spiralschlüssel |
Werksaufbau: |
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Bauweise: | Massivbau |
Aufzugstyp: | Kupplungsaufzug |
Winkelhebelfeder: | 1 Loch/Löcher |
Ausstattung: |
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Referenzen: |
Flume: K2 1962 71 |
Inventarnummer: | 20001 |