Beschreibung
Sogenannte “Lepine”-Taschenuhrenkaliber entstanden in größerer Stückzahl und in unterschiedlichen Ausführungen zwischen 1800 und 1900 in Frankreich. Die einzelnen Typenbezeichnungen stehen hierbei für die unterschiedlichen Bauformen, die Umsetzung erfolgte durch zahlreiche Rohwerke-Fabriken.
Etwa gegen 1850 kam die Bauform Lepine V auf den Markt, die die letzte mit Schlüsselaufzug war.
Das hier vorgestellte Werk dieser Bauform ist mangels Herstellersignatur keiner Fabrik zuordenbar, und auch über seine Größe von 13 3/4 Linien (vielleicht auch offiziell 14 Linien?), entsprechend 31,0mm, ist keine nähere Bestimmung möglich.
Die Ausführung dieses Zylinderwerks mit 10 Lagersteinen entspricht dem damaligen gehobenen Standard.
Das Räderwerk folgt dem üblichen Aufbau mit Federhaus, zentralem Minutenrad, Kleinbodenrad, Sekundenrad und Zylinderrad.
Jedes dieser Räder ist hier unter einem eigenen Kloben bzw. unter einer eigenen Brücke gelagert, bis auf die Minutenradbrücke gibt es keine geschwungenen Brücken mehr.
Aufzug und Einstellen der Uhrzeit erfolgt per Schlüssel, die hierbei genutzten Vierkante sind von Buchsen umgeben, so dass keine Beschädigung bei Fehlbedienung möglich ist.
Das Gesperr greift direkt auf die Federhauswelle ein, seine kräftige Ausführung läßt erahnen, mit welchen Kräften hier umgegangen werden mußte.
Als Unruh kommt die bekannte dreischenklige Ringunruh ohne Schrauben und ohne Stoßsicherung zum Einsatz. Sie arbeitet mit etwa 18000 Halbschwingungen pro Stunde, die grob mit Hilfe eines langen Rückerzeigers und einer französischen (Avance - Retard) Skala justiert werden. “Grob” deswegen, weil prinzipbedingt bei Zylinderwerken Gangabweichungen von mehreren Minuten die Regel sind, da die Unruh nicht frei schwingen kann.
Wie bei fast allen älteren Werken, so fehlt auch hier die Malteserkreuzstellung des Aufzugs, die sicherstellen soll, dass die Kraft, die von der gespannten Feder ausgeht, möglichst konstant ist, das heißt, Vollaufzug mit besonders starker Kraft und das vollständige Ablaufen mit so gut wie keiner Spannung wird vermieden. Da die Malteserkreuzstellung technisch recht delikat ist, wurde sie im Laufe der Zeit bei fast allen Werken wieder entfernt, und man nahm lieber eine größere Ungenauigkeit in Kauf, als ein Stehenbleiben des Werks.
Das Federhaus ist übrigens nur einseitig gelagert, nämlich auf der Werksseite!
Technische Daten
Hersteller: | unknown |
Kaliber: | Lepine V |
Größe: | 13 3/4''' (gemessen: 31,0mm) |
Halbschwingungen pro Stunde: | 18000 |
Anzahl Steine: | 10 |
Hemmung: | Zylinderhemmung |
Unruh-Ausführungen: |
Monometallische Ringunruh (dreischenklig) |
Stoßsicherung(en): |
keine |
Unruhlagerung / Richtung Spirale: | Gegenuhrzeigersinn |
beweglicher Spiralklötzchenträger: | nein |
Regulierorgan: | Rückerzeiger mit langem Arm |
Werksaufbau: |
|
Bauweise: | Massivbau |
Aufzugstyp: | spezieller Aufzugstyp |
Inventarnummer: | 23015 |