Beschreibung
Das 11 1/2 linige chinesische Automaticwerk, das eine sehr rohe Anmutung besitzt, kann leider mangels eingeschlagener Kalibernummer nicht identifiziert werden.
Wie auch das Kaliber R16-1, basiert die Grundkonstruktion des Räderwerks auf dem Shanghai SB1.
Die Grundplatine macht hierbei, v.a. im Bereich des Ankerrads (bei Position 1 Uhr) einen recht rohen Eindruck, allerdings sind wenigstens alle wichtigen Lager mit Steinen versehen.
Anders als bei den ganz einfachen China-Werken, wird hier ein Räderwerksaufbau mit indirekt geführtem Minutenzeiger verwendet.
Das Federhaus treibt das Großbodenrad an, gefolgt vom Kleinbodenrad (das zifferblattseitig die Zeiger antreibt), zentralem Sekundenrad und Ankerrad.
Das zentrale Sekundenrad läuft hierbei in einem Messing-Rohr, ist also nur auf einer Seite steingelagert.
Als Hemmung kommt eine goldfarbige, vierschenklige Ringunruh zum Einsatz, die mit 21600 Halbschwingungen pro Stunde arbeitet und nur direkt am Spiralschlüssel justiert werden kann.
Sie ist in zwei nicht näher zu identifizierenden chinesischen Stoßsicherungen gelagert, die sogar unterschiedlicher Ausprägung sind.
Eine sehr einfache, aber überraschend praxistaugliche Konstruktion weist das Gesperr auf: Es bsteht nur aus einer einzigen Feder, die im entspannten Zustand eine kreisförmige Figur einnimmt. Sie hindert das Sperrrad am ungewollten Ablaufen.
Etwas skurril ist die Tatsache, dass trotz Breguet-Kupplung des Aufzugstriebs das Kronrad beweglich gelagert ist, also beim vorsichtigen Zurückdrehen der Krone (so vorsichtig, dass die Breguet-Kupplung nicht auskuppelt) das Kronrad aus dem Eingriff in das Sperrrad nimmt.
Besonders auffällig ist die sehr rohe Verarbeitung dieses Werks. Die Brücken sind weder poliert, noch mit irgendeinem Zierschliff versehen, sondern so belassen, wie sie aus den Maschinen purzeln.
Der Automaticmechanismus ist recht ansprechend konstruiert: Der kugelgelagerte Rotor wirkt auf das erste Wechselrad ein, welches mit seinem oberen Zahnkranz mit dem zweiten Wechselrad verbunden ist. Beide Wechselräder besitzen ein “Gyrotron”-Gesperr, in Form von jeweils fünf Rubinplättchen, die dafür sorgen, dass sich das Trieb nur in einer Richtung bewegt und in der Gegenrichtung ausgekuppelt wird.
Auf diese Weise kann der Rotor in beiden Richtungen aufziehen.
Bei Handaufzug werden beide Wechselräder ausgekuppelt, es kann allerdings passieren, dasss sich trotzdem der Rotor in rasender Geschwindigkeit dreht, kein Zeichen hoher Qualität.
Die Zahl der verbauten Kugeln des Rotor-Kugellagers ist beeindruckend: Ganze siebzehn Stück wurden verbaut!
Auf der leeren Zifferblattseite fällt gleich auf, dass das Unruhlager eine etwas andere Ausführung besitzt, als auf der Werksseite. Auf der Zifferblattseite erinnert die Form der Feder schon recht stark an die der Incabloc-Lyra, aber nur von Weitem.
Bei 8 Uhr sieht man das Trieb des Kleinbodenrads, das in das zifferblattseitige Minutenrad eingreift. Es ist mit einer Rutschkupplung für das Viertelrohr versehen.
Rechts erkennt man, wie nicht anders zu erwarten, den Kupplungsaufzug.
Etwas ungewöhnlich ist die Datumsschaltung realisiert: Zwei Räder mit mehr oder weniger langen Zähnen, bzw. mit teilweise fehlenden Zähnen, sowie eine Feder sorgen dafür, dass das Datum zwischen 23:20 und Mitternacht langsam weitergeschaltet wird und durch Zurück- und Vordrehen der Zeit halbschnell korrigiert werden kann.
Außerdem befindet sich bei 4 Uhr ein fliegend gelagertes Rad, das für eine Datumsschnellverstellung in der mittleren Kronenposition gedacht ist.
Leider ist die Verarbeitung recht schlecht, so dass es nicht immer zuverlässig arbeitet.
Eine Besonderheit befindet sich bei Position 5 Uhr, hier ist ein kleines Zahnrad montiert, das zum Antrieb der 24-Stunden-Funktion einen Stockwerk höher (siehe unten) dient.
Der abgedeckte Datumsmechanismus bietet gleich mehrere Positionen an, auf denen sich die Datumsanzeige befinden kann (hierfür werden teilweise anders bedruckte Datumsringe benötigt); auf der “richtigen” Position ist noch eine winzige Lupe eingelassen.
Die 24-Stunden-Anzeige besitzt zwei Funktionen in einer: Einmal eine Tag/Nacht-Anzeige, die wohl an eine Mondphasenanzeige erinnern soll, und einmal ein Zeiger, der auf die Achse dieser Scheibe gesetzt wird. Die Scheibe wird hierbei auf der Unterseite von dem oben beschrieben Zahnrad angetrieben.
Sehr fragil sind die Korrektoren für die weiteren Kalenderfunktionen:
Links die analoge Wochentagsanzeige, angetrieben durch das Stundenrad und ein Schaltrad mit einem verlängerten Zahn. Der Korrekturhebel hierfür befindet sich bei 4 Uhr und muß entsprechend umgelenkt werden.
Oben bei 12 Uhr ist die analoge Monatsanzeige zu finden. Diese funktioniert ausschließlich manuell über den Drücker bei 2 Uhr.
Was man auf diesem Bild nicht sieht, sind die Federn, die auf die Hebel einwirken, mit denen die analogen Anzeigen in Position gehalten werden.
Deckt man nun die Kalenderkomplikation ab, so sieht man die rohe Zifferblattseite in all ihrer nicht vorhandenen Pracht.
Und so roh, wie sie optisch aussieht, so roh ist auch die Funktion: Die beiden Drücker bei 2 und 4 Uhr sind durch Federn unterstützt. Leider sind die Federn so schlecht ausgeführt, dass sie sofort aus der Position rutschen und damit beide Drücker lahmlegen!
Dieses Werk ist möglicherweise schon ein etwas älteres Werk und kann daher nicht identifiziert werden.
So skurril auch manche seiner Funktionen ausgeführt sind, so schlecht ist ihre Umsetzung gelungen, man wird nicht lange Freude an diesem Werk haben. Aber zum Zeigen lohnt es sich allemal.
Im Labor
Dieses Werk kam ohne Gehäuse ins Archiv. Auf dem Rotor war noch ein Blech-Emblem aufgeklebt, das den gefälschten Namen der Uhr enthielt, aus naheliegenden Gründen wurde dieses entfernt.
Beim Durchführen einer einfachen Revision zeigte sich, wie fragil und wenig zuverlässig die Konstruktion ist: Während das Grundwerk recht zuverlässig zum Laufen gebracht werden konnte, funktionieren sämtliche Kalenderanzeiger eher nach dem Zufallsprinzip.
Zeitwaagen-Ergebnis
Die Gangwerte dieses losen Werks mit unbekannter Historie sind durchaus vorzeigbar, wenn auch nicht unbedingt hervorragend:horizontale Lagen | |||
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Zifferblatt oben | +30 s/Tag | 250° | 0.9ms |
Zifferblatt unten | -10 s/Tag | 260° | 0.7ms |
vertikale Lagen | |||
Krone rechts (12 oben) | -37 s/Tag | 236° | 1.8ms |
Krone oben (3 oben) | -30 s/Tag | 229° | 1.2ms |
Krone links (6 oben) | -7 s/Tag | 235° | 1.1ms |
Krone unten (9 oben) | +2 s/Tag | 237° | 0.6ms |
Technische Daten
Hersteller: | China |
Kaliber: | ? |
Größe: | 11 1/2''' (gemessen: 26,0mm) |
Halbschwingungen pro Stunde: | 21600 |
Anzahl Steine: | 35 |
Hemmung: | Anker |
Unruh-Ausführungen: |
Nickel-Ringunruh (vierschenklig) |
Stoßsicherung(en): |
China (verschiedene Ausführungen) |
Unruhlagerung / Richtung Spirale: | Gegenuhrzeigersinn |
beweglicher Spiralklötzchenträger: | ja |
Regulierorgan: | Spiralschlüssel |
Werksaufbau: |
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Bauweise: | Massivbau |
Aufzugstyp: | Kupplungsaufzug |
Winkelhebelfeder: | 3 Loch/Löcher |
Ausstattung: |
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Inventarnummer: | 20049 |