Beschreibung
Wie oft bei China-Werken mit Sonderfunktionen, so läßt sich auch dieses 10 1/2 linige Automaticwerk, das schätzungsweise Ende der 1990er oder Anfang der 2000er Jahre auf den Markt kam, nicht identifizieren.
Ein einziges Bild eines sogenannten “JHB17” kommt ihm sehr nahe - zumindest von der Zifferblattseite, aber Details wie auch nur der Hersteller lassen sich nicht ermitteln. Daher bleibt es vorerst anonym.
Optisch soll es zumindest aus weiter Ferne und von der Werksseite her an ein ETA 2824 erinnen, aber wirklich nur aus der Ferne.
Die Grundplatine dieses zumindest von der Ausstattung mit Lagersteinen ordentlich verarbeiteten Werks zeigt auch noch einige Ähnlichkeiten mit ETA-Werken, was natürlich dem Räderwerksaufbau geschuldet ist.
Dieser nutzt - genau wie bei ETA - den Aufbau mit indirekter, zifferblattseitig angetriebenem Zeigerwerk. Hierfür treibt das Federhaus das kräftige Großbodenrad an, gefolgt vom Kleinbodenrad, dessen Trieb zifferblattseitig gleichzeitig das Zeigerwerk antreibt.
Es folgen das direktangetriebene Zentralsekundenrad und das Stahl-Ankerrad.
Ein jahrzehntelang bewährtes Konstruktionsprinzip, das sich bis heute großer Beliebtheit erfreut.
Als Hemmung kommt natürlich eine schweizer Palettenankerhemmung zum Einsatz, die von einer vierschenkligen Ringunruh kontrolliert wird, welche mit langsamen 21600 Halbschwingungen pro Stunde arbeitet. Sie ist in zwei chinesischen Stoßsicherungen gelagert, die sehr stark an Incabloc-Lager erinnern, und man muß schon sehr genau hinsehen, um die leicht veränderte Geometrie und etwas kräftigere Ausführung der Lyrafeder zu erkennen.
Reguliert werden kann dieses Werk nur direkt am Spiralschlüssel, aber dafür besitzt es einen Sekundenstoppmechanismus, bestehend aus einem federnden Hebel, der genau zum richtigen Zeitpunkt montiert werden will.
Einfach, aber effizient ist das Gesperr ausgeführt, ein einziger federnder Hebel, der in einer passenden Aussparung unter dem Sperrrad liegt und in selbiges eingreift.
Bei fehlendem Automaticmechanismus sind noch keine Ähnlichkeiten mit dem ETA 2824 zu erkennen, eher mit anderen chinesischen Werken mit ähnlichem Funktionsumfang.
Der Automaticmechanismus besteht aus zwei Rollenwechslern nach dem Gyrotron-Prinzip von Girard-Perregaux, deren unteres Rad in Verbindung steht, und deren jeweils oberes Rad im Eingriff mit dem Zahnkranz des Rotors steht. Die Rollen, die hier aus Metall bestehen, sorgen dafür, dass in einer Drehrichtung oberer und unterer Zahnkranz verbunden sind, und in der anderen Richtung zum Freilauf kommt.
Es folgen noch zwei weitere Reduktionsstufen, letzere greift dann in das Sperrrad ein und spannt es - immer in derselben Richtung, egal, in welche Richtung sich der Rotor dreht
Die Rollen, eher Scheiben, kann man auch in der Detailansicht kaum erkennen.
Der Automaticmechanismus erinnert zumindest optisch entfernt an den eines ETA-Automaticwerks.
Der Rotor ist kugelgelagert und in seiner Ausführung optisch eine Kopie des ETA-Rotors.
Bei 8 Uhr erkennt man das Trieb des Kleinbodenrads, welches zifferblattseitig das Minutenrad antreibt. Auf diesem ist mit einer Rutschkupplung versehen, das Minutenrohr befestigt.
Rechts ist noch der Kupplungsaufzug zu erkennen.
Wie bei den meisten Werken steht das Minutenrohr im Eingriff mit dem Wechselrad, auf welches dann das Stundenrad folgt.
Für die Kalenderanzeige besitzt das Stundenrad noch einen 10-zähniges Rad obenauf, außerdem sieht man bei 5 Uhr das kleine Übertragungsrad für die Tag/Nacht-Anzeige.
Schön zu erkennen sind die Aussparungen bei 1, 5 und 9 Uhr, in die später die Federn für die einzelnen Korrekturdrücker der Datumsfunktionen eingesetzt werden.
Die komplette Kalenderkadratur ist auf einer eigenen Platine umgesetzt, welche auf die Zifferblattseite geschraubt wird.
Sie wird einerseits vom zentralen Stundenrad angetrieben, andererseits vom winzigen Übertragungsrad bei 5:30 Uhr.
Diese Entkoppelung erleichtert den Service, weil das gleichzeitige Umschalten um Mitternacht von Datum und Wochentag über das Setzen der Tag/Nacht-Anzeige justieren kann.
Das Übertragungsrad bei 5:30 Uhr treibt die Tag/Nacht-Anzeige auf 6 Uhr an. Ein Dorn sorgt dafür, dass um Mitternacht die Datumsanzeige auf 3 Uhr weitergeschaltet wird, und diese Datumsanzeige wiederum treibt das Schaltrad bei 1:30 Uhr an, dessen beweglicher Finger alle 31 Tage die Monatsanzeige auf 12 Uhr weiterschaltet. Bei Monaten mit weniger als 31 Tagen muss die Tagesanzeige manuell bis auf 1 weitergeschaltet werden, wir haben hier keinen “ewigen” oder “intelligenten” Kalendermechanismus vorliegen.
Vom Stundenrad wird nur die Wochentagsanzeige auf 9 Uhr angetrieben, dessen langer Schaltfinger, der hier im Bild zufälligerweise genau mit dem Stundenrad in Eingriff steht, schaltet den siebenzackigen Stern der Wochentagsanzeige weiter.
Mit Hilfe der Korrekturhebel können die drei Anzeigen Wochentag, Monat und Datum vorwärts korrigiert werden. Dies darf aber keinesfalls während des laufenden Schaltvorgangs (grob zwischen 20 und 4 Uhr) passieren, weil bis auf das Schaltrad für die Monatsanzeige keine beweglichen Schaltfinger verbaut sind, man also unweigerlich die starren Schaltfinger verbiegen würde.
Da die ganzen Hebel, die für die Korrekturmechanismen nötig sind, natürlich flugaffin sind, wird der Kalendermechanismus noch mit einer Deckplatte gesichert.
Völlig überraschend aufgrund der doch eher groben Anmutung des Werks, waren die Gangwerte auf der Zeitwaage, die man bei so einem Werk definitiv nicht erwartet hätte.
Im Labor
Zeitwaagen-Ergebnis
Die Gangwerte dieses chinesischen Werks sind wahrlich beeindruckend, bis auf einen einzigen Ausreißer alle innerhalb der Chronometernorm, und selbst die Gangreserve von mehr als zwei Tagen kann sich sehen lassen:horizontale Lagen | |||
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Zifferblatt oben | +-0 s/Tag | 280° | 0.1ms |
Zifferblatt unten | -2 s/Tag | 277° | 0.3ms |
vertikale Lagen | |||
Krone rechts (12 oben) | +-0 s/Tag | 241° | 0.5ms |
Krone oben (3 oben) | -10 s/Tag | 243° | 0.8ms |
Krone links (6 oben) | -6 s/Tag | 227° | 0.7ms |
Krone unten (9 oben) | +-0 s/Tag | 233° | 0.7ms |
Technische Daten
Hersteller: | China |
Kaliber: | ? 2 |
Größe: | 11 1/2''' (gemessen: 25,6mm) |
Halbschwingungen pro Stunde: | 21600 |
Anzahl Steine: | 23 |
Hemmung: | Anker |
Unruh-Ausführungen: |
Monometallische Ringunruh (vierschenklig) |
Stoßsicherung(en): |
China (verschiedene Ausführungen) |
Unruhlagerung / Richtung Spirale: | Gegenuhrzeigersinn |
beweglicher Spiralklötzchenträger: | ja |
Regulierorgan: | Spiralschlüssel |
Werksaufbau: |
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Bauweise: | Massivbau |
Aufzugstyp: | Kupplungsaufzug |
Winkelhebelfeder: | 2 Loch/Löcher |
Ausstattung: |
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Inventarnummer: | 22056 |