Beschreibung
Um 1973 begann auch bei der Ebauches SA (ESA) das Quarzzeitalter, und zwar mit dem schon sehr ökonomisch konstruierten Kaliber ESA 9180, das zwar einerseits noch einen recht aufwändigen Motor mit vier Spulen besaß, andererseits aber schon jede Menge Plastikteile verbaute.
Bei frühen Quarzwerken war es noch üblich, wichtige, schnelldrehende Räder mit Steinen auszustatten, so wie hier, das Rotorlager (jeweils mit Lager- und Deckstein) und das erste Übertragungsrad.
Wie bei ETA und Eterna üblich, so verwendet auch das ESA-Werk ein zifferblattseitig angetriebenes Zeigerwerk. Bei 11 Uhr, nah der Mitte sieht man das entsprechende zifferblattseitige Lager des Kleinbodenrads.
Eine Besonderheit der 9180er-Kaliberserie ist, dass es sowohl einen elektrischen, als auch einen mechanischen Sekundenstop gibt. Der elektrische wird über den Hebel bei 8:30 Uhr realisiert, für den mechanischen erkennt man am oberen Bildrand eine aufwändige Hebel-Übetragung, bei der der rechte Hebel den Rotor blockiert. Mehr dazu später…
Verglichen mit heutigen Quarzwerken ist der Rotor unglaublich groß und schwer ausgefallen, mit acht winzigen Magneten und einer sehr filigranen Achse, die in einem stoßgesicherten Lager läuft.
Interessanterweise werden Sekunden- und Kleinbodenrad nur auf der (sichtbaren) Werksseite in Rubinen gelagert.
Hier nochmal die Detailansicht des Rotors mit seinen acht(!) kleinen Dauermagneten.
Auf der Unterseite ist ein vierzackiger Stern angebracht. In diesen greift der oben angeführte Hebel des Sekundenstops ein und blockiert das Werk damit nicht nur elektrisch, sondern auch mechanisch.
Sehr aufwändig ist der Spulenblock, der mit vier auf einem Plastikträger montierten Spulen arbeitet. Im Vergleich dazu ist ein moderner Lavet-Schrittmotor heutiger Quarzwerke mit nur einer einzigen Spule geradezu trivial aufgebaut.
Schön zu sehen ist der riesige Stoßsicherungsblock des Rotors, der ein wenig an eine Incabloc-Stoßsicherung erinnert.
Daneben, bei 3 Uhr, wäre Plaz für ein Typenschild, das auf die Spulenplatte geschraubt werden könnte. Das hier vorliegende Werk macht von dieser Möglichkeit allerdings keinen Gebrauch.
Geradezu genial konstruiert ist der Elektronikblock mit seinen genieteten Leiterbahnen, die auf einen Plastikträger genietet wurden. Und weil das an Genialität noch nicht reicht, hat man drei Anschlüsse des ICs so ausgeführt, dass sie direkt verschraubt werden können. Die beiden rechten Anschlüsse gehen dabei direkt auf den Spulenblock, der untere auf den Pluspol der Batterie.
Schön zu sehen ist auch dei Verwendung eines Trimmkondensators, mit dem der Quarz-Schwingkreit optimal abgestimmt werden kann, und die “Stopp”-Schaltung links, bei der der dritte Pin des ICs auf Masse gelegt wird.
Typisch für Quarzwerke der ersten Generation sind noch sehr voluminöse Quarz-Resonatoren, die aber bereits die “Standardfrequenz” von 32kHz nutzen.
Die leere Zifferblattseite fällt recht nüchtern aus. Es wird ein einfacherer Kupplungsaufzug verwendet, bei dem in mittlerer Raste das Datum schnellverstellt werden kann, indem das Aufzugstrieb in das rechte Übertragungrad einrastet.
Bei 1 Uhr nahe der Zifferblattmitte sieht man das Trieb des Kleinbodenrads, welches in das zifferblattseitige, und mit einer Rutschkupplung versehene Minutenrad eingreift.
Der Datumsring, der leider aus Plastik und damit akut zerfallsbedroht ist (Plastik wird leider nach 50 Jahren spröde) besitzt außenliegend einen Zahnring, der für die Schnellverstellung gedacht ist, sowohl vor- als auch rückwärts.
Auch der Schalthebel des 24-Stunden-Rads, mit dem das Datum und, zumindest im ESA 9181 der Wochentagsring weiterschaltet, ist ebenfalls aus Plastik ausgeführt. Er ist federunterstützt beweglich gelagert, so dass eine springende Umschaltung möglich ist.
Der Datumsring wird zifferblattseitig durch die verschraubte Abdeckung gelagert, und man sieht hier gut den Platz, den der Wochentragsring einnehmen würde.
Dieses Werk war tatsächlich das einzige ESA-Werk, das noch mit einer vergleichsweise aufwändigen Konstruktion (Rotor mit acht Magneten, Stoßsicherung, großvolumiger Quarz) produziert wurde, schon die Nachfolgefamilie ESA 9360 wurde nach modernsten Kriterien produziert und unterscheidet sich praktisch nicht mehr von Quarzwerken, wie sie heute hergestellt wurden. So schnell verlief damals die Evolution, und man kann sich leicht vorstellen, wie mechanische Uhren praktisch über Nacht zu veralteten Ladenhütern wurden.
Technische Daten
Hersteller: | ESA |
Kaliber: | 9180 |
Basiskaliber: | ESA 9180 |
Größe: | 13''' (gemessen: 29,0mm) |
Höhe: | 5,75mm |
Frequenz: | 32768 Hz |
Anzahl Steine: | 7 |
Hemmung: | Quarz |
Regulierorgan: | Trimmkondensator |
Bauweise: | Massivbau |
Aufzugstyp: | Kupplungsaufzug |
Winkelhebelfeder: | 2 Loch/Löcher |
Ausstattung: |
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Referenzen: |
Werksucher: Electronic |
Inventarnummer: | 22018 |