Poljot 2209

 
Poljot 2209 | Das Uhrwerksarchiv

Poljot 2209

Beschreibung

1961 brachte die erste Moskauer Uhrenfabrik (ab 1963: Poljot) ein extraflaches, nur 2,9mm hohes Handaufzugswerk auf den Markt, um den Bedarf nach besonders flachen Armbanduhren zu stillen. Mit nur 22mm Durchmessern (9 3/4 Linien) konnte es ideal in jene im In- und Ausland stark nachgefragten Uhren eingebaut werden.

Auf der Leipziger Messe bekam es deswegen 1963 die Goldmedaille verliehen und es wurde bis 1975 produziert.

Die ersten etwa 1000 Exemplare, produziert zwischen 1961 und 1963, sind auch unter dem Namen “Vympel” bekannt (mit einem anderen Logo der ersten Moskauer Uhrenfabrik), danach begann die reguläre Produktion bei Poljot, und später auch bei Luch.

Poljot 2209: Grundplatine

Grundplatine

Natürlich müssen bei einem so kleinen Werk Reibungsverluste minimiert werden deswegen sind alle wichtigen Lager mit Steinen ausgekleidet.

Auch sonst macht die goldfarbige Ausführung des Werks einen sehr guten Eindruck!

Poljot 2209: Minuten-Räderwerk

Minuten-Räderwerk

Um Platz in der Höhe zu sparen, und trotzdem noch eine Zentralsekundenanzeige zu realisieren, mußte tief in die Trickkiste geriffen werden:
Das vom Federhaus direkt angetriebene Minutenrohr treibt direkt, ohne Untersetzung, ein kleines Übertragungsrad an, auf das ein ebenfalls recht klein ausgeführtes Zwischenrad mit Untersetzung folgt.

Poljot 2209: Räderwerk ohne Minuten-Räderwerks-Brücke

Räderwerk ohne Minuten-Räderwerks-Brücke

Minutenrad, sowie die beiden Übertragungs- und Zwischenräder sind unter einer eigenen Brücke gelagert.

Poljot 2209: Grundplatine mit Minuten-Räderwerks-Brücke

Grundplatine mit Minuten-Räderwerks-Brücke

Auf das zweite Zwischenrad folgt ein doppelt ausgeführtes Kleinbodenrad, welches einerseits das Zentralsekundentrieb indirekt antreibt, andererseits mit seiner doppelten Verzahnung einen gleichmäßigen Lauf des Zentralsekundentriebs ohne (bremsende) Feder ermöglicht.

Poljot 2209: Seitenansicht des Minuten-Räderwerks

Seitenansicht des Minuten-Räderwerks

Andererseits treibt das doppelte Kleinbodenrad das recht große Sekundenrad an, auf welches wiederum das filigrane Stahl-Ankerrad folgt.

Poljot 2209: dreidimensional gebogener Anker

dreidimensional gebogener Anker

Der Anker mußte aus Platzgründen dreidimensional gebogen werden, die Ankergabel steht ein ganzes Stück nach oben, um in die Ellipse der Unruh einzugreifen.

Poljot 2209: Unruh ohne Plateau

Unruh ohne Plateau

Die Ellipse der monometallischen, goldfarbigen Schraubenunruh ist direkt auf der Unruhspeiche platziert, es gibt, vermutlich um Platz in der Höhe zu sparen, kein Plateau.

Poljot 2209: Räderwerk

Räderwerk

Die Schraubenunruh ist sogar stoßgesichert, in einer typischen dreischenkligen hauseigenen Stoßsicherung. Sie arbeitet mit langsamen 18000 Halbschwingungen pro Stunde und kann mit Hilfe eines kurzen Rückerzeigers samt Skala justiert werden.

Poljot 2209: Seitenansicht des Räderwerks

Seitenansicht des Räderwerks

Aus Platzgründen besitzt die Aufzugspartie neben Kron- und Sperrrad noch zwei weitere Übertragungsräder. Das Sperrrad fällt ungewöhnlich klein aus, das heißt, einerseits ist etwas mehr Kraft und andererseits weniger Umdrehungen beim Aufzug nötig.

Poljot 2209: Poljot 2209: Zifferblattseite

Poljot 2209: Zifferblattseite

Auf der Zifferblattseite, die zum Rand hin abgeschrägt ist, sieht man schön den Kupplungsaufzug, sowie die Ausschnitte für die Ankerpaletten, die auf diese Weise sehr leicht zugänglich geölt und inspiziert werden können.

Im Labor

Dieses Werk kam völlig verölt und Archiv und bekam eine einfache Revision spendiert.

Zeitwaagen-Ergebnis

Die beeindruckende Verarbeitung und die besonders flache Bauweise waren schon vielversprechend, auf der Zeitwaage konnte diese Versprechen nicht zur Gänze eingehalten werden, aber im Großen und Ganzen können sich die Gangwerte durchaus sehen lassen.

horizontale Lagen
Zifferblatt oben -3 s/Tag 290° 3.3ms
Zifferblatt unten -4 s/Tag 291° 3.2ms
vertikale Lagen
Krone rechts (12 oben) -5 s/Tag 232° 4.1ms
Krone oben (3 oben) -2 s/Tag 238° 3.6ms
Krone links (6 oben) +15 s/Tag 236° 4.1ms
Krone unten (9 oben) +18 s/Tag 230° 4.4ms

Technische Daten

Hersteller:Poljot
Kaliber:2209
Größe:9 3/4''' (gemessen: 22,0mm)
Höhe:2,9mm
Halbschwingungen pro Stunde:18000
Anzahl Steine:23
Hemmung:Anker
Unruh-Ausführungen: Monometallische Schraubenunruh (zweischenklig)
Stoßsicherung(en): 3-schenklig russisch
Unruhlagerung / Richtung Spirale:Uhrzeigersinn
beweglicher Spiralklötzchenträger:nein
Regulierorgan:Rückerzeiger mit kurzem Arm
Werksaufbau:
  • Anker
  • Ankerrad (Hemmungsrad), Sekundenrad, Kleinbodenrad, Zentralsekundentrieb
  • Übertragungsrad, Übertragungsrad, Minutenrad
  • Federhaus
Bauweise:Massivbau
Aufzugstyp:Kupplungsaufzug
Winkelhebelfeder:4 Loch/Löcher
Befestigung Winkelhebel:gesteckt
Ausstattung:
  • SCI (indirekte Zentralsekunde)
Referenzen: Flume: K3 18
Produktionszeitraum:1961 - 1975
Inventarnummer:23047

Anwendungsgalerie

Poljot 2209: Poljot Herrenuhr

Poljot Herrenuhr

Links

Dieses Werk samt Uhr ist eine Spende von Jake R. Kaywell an das Uhrwerksarchiv. Ganz herzlichen Dank für die tolle Unterstützung!