Beschreibung
Die letzte Serie mechanischer Herrenuhrenwerke der PUW war die Kaliberserie 660/1660, die nur zwischen 1977 und 1979 produziert wurde, zu einer Zeit, als niemand mehr auf mechanische Uhren setzte.
Bei dieser Serie waren einerseits technisch ziemlich moderne Lösungen zu sehen, wie beispielsweise die Datumsschaltung mit Schnellkorrektur, anderseits wurde aber schon der Rotstift angesetzt, und es wurden bereits vernietete Bauteile oder auch ein Drittelrotor verwendet.
Das PUW 1660 ist das Basismodell der Automatic-Serie, es besitzt außer einer Zentralsekunde keine weiteren Anzeigen.
Mit einem Durchmesser von 11 1/2 Linien (25,6mm) war es auf Augenhöhe mit den damals gängigen ETA-Werken.
Natürlich waren alle Lager mit Steinen ausgestattet, außer denen des Minutenrads und Federhauses, weil diese aufgrund der niedrigen Drehzahl unkritisch bei der Lagerung sind.
Sehr schön zu sehen sind bei 10 Uhr und 12 Uhr die Vorbereitung für die Datumsschnellkorrektur, die bei diesem Kaliber aber ungenutzt blieben.
Ein wenig altmodisch mutet die Konstruktion mit zentralem Minutenrad an, andererseits ist diese Konstruktion so bewährt, dass auch heute noch viele Hersteller mit einem zentralen Minutenrad arbeiten, das vom Federhaus direkt angetrieben wird.
Apropos Federhaus: Unter der Federhausbrücke befindet sich das Kronrad. Dieses ist mit mit der Brücke vernietet. Eine kostensparende, aber für den Service nicht optimale Lösung.
Das Räderwerk ist, wie schon oben angedeutet, klassisch ausgeführt: Das große Federhaus treibt das zentrale Minutenrad an, gefolgt von Kleinbodenrad, Zentralsekundenrad und Stahl-Ankerrad.
Die moderne dreischenklige Ringunruh ist natürlich ohne Schrauben ausgeführt und dafür stoßgesichert (hier in zwei RUFA-Antishock-Lagern). Sie schlägt mit 21600 Halbschwingungen pro Stunde, und kann dadurch nur schwer Genauigkeiten innerhalb der Chronometernorm erreichen. Auch mit der Justierung, die nur am Spiralschlüssel möglich ist, verkauft sich das PUW 1660 etwas unter Wert.
Das nächste vernietete Bauteil ist das Gesperr, das sich auf der Innenseite der Räderwerksbrücke befindet, ebenso wie dessen U-förmige Feder.
Wenn das Räderwerk der Automatic noch nicht montiert ist, erkennt man schön die geschwungenen Formen der Brücken, und man sieht auch, wie und wo Kronrad und Gesperr zu finden sind und wie sie arbeiten.
Die Achsen-Lagerung des Rotors wird mit drei Schrauben auf der Räderwerksbrücke befestigt.
Bei der Kupplung von erstem Reduktionsrad und Wechselrädern der Automatic wurde ein genialer Mechanismus verwendet: Unter dem rechten Wechselrad befindet sich ein Schiebetrieb, das durch den Automatic-Aufzug an das Reduktionsrad geschoben wird und dieses dreht. Wird dagegen das Werk per Hand aufgezogen, so sorgt die Drehung des Reduktionsrads dafür, das das fliegend gelagerte Rad aus dem Kraftfluss geschoben und die Automatic damit abgekuppelt wird.
Ein zweites fliegend gelagertes Rad greift in den Rotor ein und sorgt je nach Drehrichtung dafür, dass entweder das linke oder das rechte Wechselrad angetrieben wird, und die Drehrechung des rechten Wechselrads, das ja über das unter ihm fliegend gelagerte Rad das Reduktionsrad antreibt, immer in derselben Richtung dreht. Das linke Wechselrad wird mit einer Sperrklinke daran gehindert, verkehrtrum zu drehen.
Der Totwinkel des Automaticaufzugs, also der Winkel, in dem durch das Umschalten kein Aufzug möglich ist, ist mit rund 45 Grad sehr klein. Dadurch, dass der Rotor selber nur etwa einem drittel Kreissegment entspricht, wird das Werk auch bei wenig Bewegung schon zuverlässig aufgezogen.
Leider interessierte diese effiziente und geniale Ausführung der Automatic Ende der 70er Jahre niemanden mehr, zu interessant waren die damals aufkommenden Quarzuhren.
Erstmals wurde, vermutlich aus Kostengründen, von einem halbkreisförmigen Rotor Abstand genommen, man entschied sich für einen Drittelkreisrotor. Auch an eine Kugellagerung wurde nicht gedacht, man blieb dem Konzept der einfachen Achsenlagerung treu.
Auf der Zifferblattseite sieht man bereits die Vorbereitungen für die Datumsanzeige. Auch die mittlere Kronenraste, gut zu erkennen an der Winkelhebelfeder, ist wirkungslos.
Schade, dass dieses technisch sehr interessante Werk das Ende der Produktion mechanischer Uhren bei der PUW markierte, es hätte mehr verdient.
Im Labor
Technische Daten
Hersteller: | PUW |
Kaliber: | 1660 |
Basiskaliber: | PUW 660 |
Größe: | 11 1/2''' (gemessen: 25,6mm) |
Halbschwingungen pro Stunde: | 21600 |
Anzahl Steine: | 25 |
Hemmung: | Anker |
Unruh-Ausführungen: |
Nickel-Ringunruh |
Stoßsicherung(en): |
Rufa-Anti-Shock |
Unruhlagerung / Richtung Spirale: | Uhrzeigersinn |
beweglicher Spiralklötzchenträger: | ja |
Regulierorgan: | Spiralschlüssel |
Werksaufbau: |
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Bauweise: | Massivbau |
Aufzugstyp: | Kupplungsaufzug |
Winkelhebelfeder: | 2 Loch/Löcher |
Ausstattung: |
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Produktionszeitraum: | 1977 - 1979 |
Inventarnummer: | 20019 |