Beschreibung
1971 lancierte ETA das Kaliber 2824, ein schnellschwingendes Automaticwerk mit Datumsanzeige. Die überarbeitete Version, erkennbar am Suffix “-2” ist seit 1982 auf dem Markt. Seine Produktionszahlen dürften sich im guten zweistelligen Millionenbereich bewegen, und seine rationelle und kostensparende Bauweise war einer der Hauptgründe, wieso dieses Werk die Quarzkrise der 70er und 80er Jahre unbeschadet überstand.
Nach dem Auslaufen der Patente für dieses Werk vor einigen Jahren, wird der Markt regelrecht überschwemmt mit Klonen des ETA 2824-2, nicht nur aus der Schweiz, sondern auch aus Fernost.
Das ETA 2824-2 ist eine so zuverlässige Konstruktion, dass in den besseren Ausführungen, sogar die Chronometer-Spezifikation eingehalten wird.
Die hier gezeigte Ausführung ist die einfachste Version, mit nur 17 Steinen und langem Rückerzeiger. Diese wird schon länger nicht mehr angeboten, inzwischen sind 25 Steine und ETAChron-Feineinstellung in jeder Preisklasse Standard.
Die Grundplatine zeigt nicht nur, dass alle wichtigen Lager (mit Ausnahme der Zentralsekunde) mit Steinen ausgestattet sind, man sieht auch, dass es sich hier um ein Werk mit indirekt geführtem Zeigerwerk handelt - eine moderne Konstruktion, die unter anderem von ETA Anfang der 1950er Jahre eingeführt wurde.
Charakteristisch für das Räderwerk ist zum Einen die direkte Zentralsekunde, zum Anderen das Großbodenrad bei 5 Uhr, das mit dem Federhaus in Eingriff steht,
Das Stahl-Ankerrad besitzt 20 Zähne, da es sich bei dem Werk um einen Schnellschwinger mit 28800 Halbschwingungen pro Stunde (4 Hz) handelt.
Als Gangregler kommt in dem vorgestellten Exemplar eine einfache dreischenklige Ringunruh zum Einsatz, bessere Ausführungen verwenden eine Glucydur-Ringunruh. Alle Unruhtypen sind stoßgesichert, in der Regel wird die bewährte Incabloc-Stoßsicherung verwendet, so auch hier.
Die Unruh wirkt auf eine schweizer Palettenankerhemmung ein.
Das Zeigerwerk wird über das untere Trieb des Kleinbodenrads angetrieben. Es steht im Eingriff mit dem Minutenrad, das über eine Rutschkupplung mit dem Minutenrohr und damit dem weiteren Zeigerspiel (und der Datumsindikation) verbunden ist.
Der kugelgelagerte Rotor steht mit beiden Wechselrädern der Automaticbaugruppe in Eingriff. Je nach Drehrichtung des Rotors ist eines der Räder im Freilauf, so dass der Aufzug über die nachfolgenden Räder stets in derselben Richtung stattfindet.
Beim Handaufzug sorgen die Klinken der Wechselräder dafür, dass der Rotor entkoppelt wird. Da sich die Wechselräder extrem schnell drehen, sind sie auch verschleißempfindlich, und oftmals wird der Rotor nicht mehr sauber entkoppelt und dreht sich mit hoher Geschwindigkeit mit - ein deutlicher Hinweis auf den überfälligen Service.
Wie üblich bei besseren ETA-Werken ist der Rotor kugelgelagert. Diese Art der Lagerung macht ihn wesentlich unempfindlicher gegen Abnutzung und Stöße, verglichen mit einen Achsen-Lagerung.
Bei 9 Uhr kann man das Kronrad erkennen, das durch das Gesperr verhindert, dass das sich das Federhaus entspannt. Da das Kronrad beweglich gelagert ist, ist das ein weiteres Verschleißteil dieses Werks, denn nach längerer Nutzungszeit ist das “fliegende” Lager soweit abgeschliffen, dass der Eingriff in das Federhaus (messingfarbenes Rad bei 7 Uhr) nicht mehr sauber erfolgt.
Die vier Lager des Automaticmoduls sind bei der 25-steinigen Ausführung oben und unten jeweils mit Steinen ausgestattet, in der hier gezeigten 17-steinigen Version sind es einfache Metall-Lager.
Auf der leeren Zifferblattseite erkennt man nochmal bei 7 Uhr das Großbodenrad und Richtung Werksmitte das Lager des Kleinbodenrads, dessen Trieb in Eingriff mit dem Minutenrad steht.
Bei 3 Uhr ist der Kuppungsaufzug zu sehen. Werksseitig kann per Druck auf den Winkelhebel die Aufzugswelle entfernt werden, doch Vorsicht, wenn man zu tief drückt, kommt der gesamte Mechanismus durcheinander und darf in mühevoller Kleinarbeit wieder zusammengesetzt werden. Gegen das zu tiefe Drücken wurde werksseitig ein Schlitz für einen Schraubenzieherklinge vorgesehen, so dass auf diese Weise nur bis zu einer genau definierten Tiefe gedrückt werden kann.
Das Datum beim ETA 2824-2 schaltet augenblicklich um Mitternacht. Dafür sorgt das Schaltrad bei 10 Uhr, dessen Schaltfinger über den Tag vorgespannt wird und sich um Mitternacht schlagartig entlädt.
In der mittleren Kronenraste ist eine Datumsschnellverstellung möglich, hierfür gerät das bewegliche Schaltrad bei 4 Uhr in einer Drehrichtung in Eingriff mit der Datumsscheibe, in der anderen Richtung läuft es leer.
Das ETA 2824-2 ist eigentlich schon ein Oldtimer, dessen Konstruktion in wesentlichen Teilen aus den 1950er Jahren stammt. Diese hat sich aber als so robust, zuverlässig und rationell zu produzieren erwiesen, dass dieses Werk bis heute überlebt hat und damit eines der am längsten produzierten Werke überhaupt ist - mit entsprechenden Stückzahlen.
Was es anfänglich auch in preiswerten Uhren zu finden, so hat die ETA die Preise für das Werk inzwischen so stark angezogen, dass ein original ETA 2824-2 im Gegensatz zu seinen vielen Klonen, schon fast als Luxus-Werk gelten kann. Ob das gerechtfertig ist, kann jeder für sich selbst entscheiden.
Im Labor
Es wurde gereinigt, geölt und wurde auch entmagnetisiert, wobei letzteres nicht gänzlich erfolgreich war - ein Phänomen, das mir bisher nur bei ETA-Werken begegnet ist. Es ließ sich daher auch nicht auf vorzeigbare Gangwerte justieren.
Technische Daten
Hersteller: | ETA |
Kaliber: | 2824-2 |
Größe: | 11 1/2''' |
Halbschwingungen pro Stunde: | 28800 |
Hebewinkel: | 50° |
Anzahl Steine: | 17 |
Hemmung: | Anker |
Unruh-Ausführungen: |
Nickel-Ringunruh |
Stoßsicherung(en): |
Incabloc |
Unruhlagerung / Richtung Spirale: | Uhrzeigersinn |
beweglicher Spiralklötzchenträger: | ja |
Regulierorgan: | ETAChron / Rückerzeiger mit langem Arm |
Aufzugstyp: | Kupplungsaufzug |
Winkelhebelfeder: | 1 Loch/Löcher |
Ausstattung: |
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Produktionszeitraum: | 1971 (1982) - |
Produktionszeitraum: | 1982- |
Inventarnummer: | 19021 |