Beschreibung
1963 lancierte die ETA seine erste Serie an “Schnellschwinger” Automatic-Werken mit einer Schlagzahl von 21600 Halbschwingungen pro Stunde, also 3 Hz.
Das Basiswerk war hierbei das ETA 2620, welches einen einen achsengelagerten Rotor besaß. Die Version mit dem Suffix “R”, also das ETA 2620R, wurde mit einem kugelgelagerten Rotor ausgestattet.
Helvetia nahm dieses Werk in sein Programm auf und verfeinerte es möglicherweise (goldfarbige Ausführung, Glucydur-Unruh) und nannte es “Helvetia 870”, und weil das noch nicht genug war, nahm auch Dugena dieses Werk in seine Palette auf und nannte es “Dugena 1076”
Schon die rotgoldfarbige Grundplatine, die einen herrlichen Kontrast zu den dunkelrot leuchtenden Rubinen der Lager bildet, zeigt, dass es sich hier um ein sehr hochwertig ausgeführtes Werk handelt. Mit Ausnahme des langen Lagers der Sekundenwelle sind alle Lager mit Steinen ausgestattet, sogar das Lager des Federhauses.
Den damals sehr modernen Räderwerksaufbau verwendet ETA bis heute in seinen Werken: Federhaus, Großbodenrad, Kleinbodenrad, direkt angetriebenes Zentralsekundenrad und schließlich das Ankerrad.
Dieser Werksaufbau ermöglicht, dass sowohl das Federhaus, als auch die Unruh die maximal mögliche Größe einnehmen können und fast bis zur Werksmitte reichen.
Das Zeigerwerk wird dafür zifferblattseitig über das Kleinbodenrad-Trieb angetrieben.
Helvetia spendierte dem ETA 2620R eine goldfarbige, dreischenklige Glucydur-Unruh, die bereits ohne Schrauben auskam. Heute würde man das als “High End” bezeichnen, damals war es gehobener Standard.
Natürlich ist die Unruh bereits stoßgesichert in zwei Incabloc-Lagern.
Die Spirale ist (auch das war damals sehr modern) an einem beweglichen Spiralklötzchenträger angebracht und ihre effektive Länge wird mit Hilfe eines langen Rückerzeigers justiert. Wie genau eine Regelage damit möglich ist, zeigen die unten aufgeführten Gangwerte eindrucksvoll.
Typisch für ETA ist, dass der Automaticaufzug als Modul ausgeführt ist, das mit nur zwei Schrauben auf dem Werk montiert wird.
Ein interessantes Detail ist der Vierkant der Federhauswelle: Er besitzt eine an den vier Ecken nach oben geschwungene Form, die patentiert wurde und auch bei einem dünnen Federhausrad für einen sicheren Halt desselben sorgen soll.
Es besteht wie immer aus zwei Klinkenwechslern, deren über deren untere Verzahnung miteinander verbunden sind, während die obere Verzahnung in den Rotor eingreift. Nachfolgend kommen noch zwei Untersetzungräder, bevor der Eingriff in das Sperrrad erfolgt.
Sperrrad und Konrad besitzen eine stark unterschiedliche Verzahnung, beschrieben in Patent CH362367A .
Der Nachteil dieses Systems ist, dass die Automatic beim Handaufzug nicht ausgekoppelt wird, also die beiden Klinkenräder extrem schnell drehen und richtig viel zu tun haben.
Interessant übrigens, dass die frühen ETA-Automaticwerke noch Klinkenräder mit einem Hohltrieb hatten, und auf sehr massive Achsen der Automaticplatine gesteckt wurden. Eingelaufene Zapfen, wie sie bei heutigen ETA-Automaticwerken oft zu sehen sind, bei denen die Klinkenräder eigene Achsen besitzen, gab es früher nicht!
Das Gesperr der ETA-Automaten befindet sich übrigens immer am Kronrad und nie am Sperrad. In den frühen Werksausführungen wurde noch eine ordentliche Sperrklinke verwendet, später wurde auch hier der Rotstift angesetzt.
Das Kronrad ist - typisch für ETA - fliegend gelagert, so dass bei Aufzug durch den Rotor das Kronrad und die Aufzugswelle abgekoppelt wird.
Auffällig an diesem Werk sind sehr gefälligen, unterschiedlichen Schliffe, mit denen das rotgolden ausgeführte Werk dekoriert wurde.
Zum Besten des Besten gehörte damals der kugelgelagerte Rotor.
Bei 8 Uhr erkennt man schön das Kleinbodenrad-Trieb, mit denen das Zeigerwerk angetrieben wird. Dieses “System ETA” wurde seinerzeit patentiert und sollte wegen der Größe und dementsprechend feineren Verzahnung das Spiel des Minutenrads (und damit des Minutenzeigers) minimieren.
Das Minutenrad trägt die Rutschkupplung, mit der das Minutenrohr verbunden ist, welches den Minutenzeiger trägt, und auf das Wechselrad bei 3 Uhr einwirkt. Auch hier ist wieder ein Patent am Start.
Natürlich besitzt auch dieses Werk einen Kupplungsaufzug. Dessen Winkelhebelfeder ist noch verschraubt, und nicht, wie bei späteren Werken, gesteckt und höchst empfindlich gegen zu tiefes Einpressen.
Fazit
Ein kleines persönliches Resumee zum Schluss: Selten hat mich ein ETA-Werk so begeistert wie das ETA 2620R. Alles an diesem Werk ist perfekt ausgeführt und zeigt, dass man Anfang der 1960er Jahre noch aus dem Vollen schöpfen konnte. Umso bedauerlicher ist es, zu sehen, wie sehr bei den Nachfolgern gespart wurde.
Im Labor
Es bekam einen einfachen Service und wurde justiert.
Zeitwaagen-Ergebnis
Besser geht es eigentlich nicht. Alle Werte befinden sich innerhalb der Chronometernorm, die Abweichungen von -4 bis +6 Sekunden pro Tag erlaubt. Kaum zu glauben, wie fantastisch genau dieses fast 60 Jahre alte Werk, das kein offizieller Chronometer war ist!horizontale Lagen | |||
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Zifferblatt oben | +1 s/Tag | 281° | 0,0ms |
Zifferblatt unten | +3 s/Tag | 282° | 0,0ms |
vertikale Lagen | |||
Krone rechts (12 oben) | +6 s/Tag | 260° | 0,1ms |
Krone oben (3 oben) | -2 s/Tag | 259° | 0,3ms |
Krone links (6 oben) | -3 s/Tag | 254° | 0,3ms |
Krone unten (9 oben) | +5 s/Tag | 252° | 0,1ms |
Technische Daten
Hersteller: | ETA |
Kaliber: | 2620R |
Basiskaliber: | ETA 2620 |
Größe: | 11 1/2''' (gemessen: 25,6mm) |
Höhe: | 4,60mm |
Halbschwingungen pro Stunde: | 21600 |
Hebewinkel: | 52° |
Anzahl Steine: | 25 |
Hemmung: | Anker |
Unruh-Ausführungen: |
Glucydur-Ringunruh (dreischenklig) |
Stoßsicherung(en): |
Incabloc |
Unruhlagerung / Richtung Spirale: | Gegenuhrzeigersinn |
beweglicher Spiralklötzchenträger: | ja |
Regulierorgan: | Rückerzeiger mit langem Arm |
Werksaufbau: |
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Bauweise: | Massivbau |
Aufzugstyp: | Kupplungsaufzug |
Winkelhebelfeder: | 2 Loch/Löcher |
Ausstattung: |
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Referenzen: |
Flume: K3 196 |
Inventarnummer: | 21034 |